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Neuinterpretation der Bildlogik bei Kant und Hegel
Verstand sich der iconic turn tatsächlich als Antithese zu einer bildervergessenen philosophischen Tradition? Die Studie Konstruktion und Entäußerung. Bildlogik und anschauliches Denken bei Kant und Hegel widerspricht dieser These, indem sie die Epistemologien des Bildlichen beider Denker rekonstruiert: Kants Theorie der geometrischen Konstruktion verknüpft das Operieren mit flächigen Diagrammen und die leibliche Orientierung im Raum (operative Bildepisteme), Hegels Theorie der Malerei denkt das expressive Potenzial des menschlichen Körpers mit der Lebendigkeit bildlicher Darstellungen zusammen (performative Bildepisteme).
Martin Beck legt mit diesem Band eine Neuinterpretation der beiden Philosophen als Bilddenkern vor, indem er die Frage nach systematischen Grundlagen der Bildepistemologie in Ästhetik, Relationenlogik und Leiblichkeitsdenken mit aktuellen Debatten zu Kant und Hegel verbindet, die einer strikt logozentrischen Lesart widersprechen. 506 Seiten. Kartoniert. 78,00 Euro.
»Die Würde des Menschen ist unantastbar.«
Zweifellos hat Immanuel Kant unser heutiges Verständnis von Menschenwürde nachhaltig geprägt. Nur ist dieser Begriff bisher ausschließlich in seiner praktischen Dimension erfasst worden, und die Forschung hat vor allem Kants Widerstand gegen die Anthropologie der Aufklärung hervorgehoben. In diesem Buch werden die gängigen Perspektiven nun umgekehrt.
Stefanie Buchenau befasst sich in ihrem Band Menschenwürde. Kant und die Aufklärung mit den historischen Wurzeln des Begriffs Menschenwürde. Indem sie diesen erstmals als einen Leitbegriff Kants und der Aufklärung deutet, werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Sprache der Aufklärung überhaupt wieder zu verstehen und zu diskutieren. In diesem Sinne trägt ihre Untersuchung auch zur Klärung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Debatten bei. 372 Seiten. Kartoniert. 58,00 Euro.
Lügen als Beziehungsphänomen
Kant war bekanntlich der Auffassung, dass Lügen selbst bei Gefahr für Leib und Leben absolut verboten sei. Die Gegenposition zu Kants deontologischer Ethik würde lauten: Nach Maßgabe der durch eine Lüge hervorgebrachten Folgen ist eine Lüge unter Umständen erlaubt oder sogar geboten. Oliver Hallich hingegen plädiert in seinem neuen Buch Angemessene Lügen dafür, diese Frage durch die nach der sozialen Angemessenheit oder Unangemessenheit des Lügens zu ersetzen und sie insofern zu entmoralisieren. Eine Lüge, so die These, ist ein Beziehungsphänomen. Lügen heißt: sozial handeln, sich zum anderen auf eine bestimmte Weise in Beziehung setzen. Und das ist manchmal angemessen und manchmal nicht. Blaue Reihe. 149 Seiten. Kartoniert. 19,90 Euro.
Nicht nur ein Weltmeister im Kritisieren sein
Angesichts gewaltiger gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen können wir uns ein Denken, das zwischen unabänderlichen Sachzwängen und folgenlosen Änderungsträumen hin und her schwankt, nicht mehr leisten. Verzagtheit in Kombination mit Nichtstun wäre fatal. Als Alternative zum Denken in Alternativlosigkeiten profiliert Heiner Hastedt deshalb in seinem neuen Essay Zurück zum Fortschritt den abgegriffenen Fortschrittsbegriff neu: als Maßstab für normativ erwünschtes Fortschreiten zum realisierbar Möglichen. Nicht nur ein Weltmeister im Kritisieren zu sein, sondern Gestaltungschancen zu suchen und wahrzunehmen, ermöglicht es auf die Dauer, dass sich menschliches Leben auf der Erde nicht nur für Privilegierte erhalten lässt. Blaue Reihe. 188 Seiten. Kartoniert. 19,90 Euro.
»nichtige Sticheleien … Verleumdungen … freches Machwerk«
»Vor wenigen Tagen erhielt ich zwei Büchlein, in deren einem ich offen und direkt bekämpft werde, in dem anderen nur verdeckt und von der Seite«, so beginnt René Descartes seinen Dialog »La Recherche dela Vérité par la Lumière naturelle«. In welche Kontroversen Descartes in der Zeit zwischen der Entstehung seiner Werke verstrickt war und wie empfindlich er manchmal auf Kritik reagierte, lässt sich seinen Kleinen Schriften 1618–1649 entnehmen. Die beiden dicken Bände enthalten neben zahlreichen Briefwechseln und dem Dialog auch das »Compendium musicae«, das abgesehen von seiner juristischen Examensarbeit das älteste erhaltene Werk Descartes’ ist. Die Ausgabe ist mit Personen- und Sachverzeichnis und ausführlichen Anmerkungen des Herausgebers Christian Wohlers versehen. PhB 758 a/b. 2 Bde. Zus. 1.176 Seiten. Leinen. 148,00 Euro.
Der Verlag auf der Hambuch 2023
Am 9. Dezember 2023 findet im Lichthof der Stabi zum ersten Mal die HamBuch statt, Hamburgs Buchmesse der unabhängigen Verlage. Alle Gäste sind eingeladen, die Vielfalt der Hamburger Indie-Verlage kennenzulernen und sich nach Herzenslust mit Lektüre und Weihnachtsgeschenken einzudecken.
Indie-Verlage, die Trüffelschweine der Literatur- und Buchszene – in dieser Stadt gibt es über vierzig davon –, haben sich vor einigen Jahren als Liste unabhängiger Verlage Hamburgs, kurz LuV, vernetzt. In der Reihe IndieStabi stellen die Verlage sich und ihr Programm in monatlichen Veranstaltungen in der Stabi vor. Unterstützt wird LuV von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg.
Herzstück der HamBuch sind die Stände von 40 Buchverlagen, auf denen sie ihre Neuerscheinungen präsentieren. Auf dem Programm stehen außerdem Buchpräsentationen und Kurzlesungen, ein vielfältiges Kinderprogramm, Vorträge und Diskussionsrunden. Auch für kulinarischen Genuss ist gesorgt.
HamBuch 2023 – Messe der unabhängigen Verlage
Sa, 9. Dezember, 13–21 Uhr
Lichthof der Stabi Hamburg, Eingang Ecke Edmund-Siemers-Allee / Grindelallee, Hamburg
Eintritt frei!
Editorische Großtat
August Boeckhs Vorlesung über »Encyklopädie der Philologie« (gehalten von 1809 bis 1865) ist eine der bedeutendsten und wirkungsmächtigsten philologischen Fachenzyklopädien. Boeckh konzipiert hier die Philologie erstmals als »Alterthumswissenschaft« und Metatheorie aller philologisch-historischen Wissenschaften und begründet gleichsam den Gegenstandsbereich der Alten Geschichte. Wie die nicht abreißende Rezeptionsgeschichte zeigt, verfügt der Text bis heute über eine ungebrochen fortwirkende Strahlkraft und Faszination. Nun liegt die »Encyklopädie« erstmals in einer historisch-kritischen Ausgabe vor: Christiane Hackel hat in jahrelanger Arbeit Boeckhs ursprüngliches Vorlesungsmanuskript sowie sämtliche Beilagen, Randbemerkungen und Zettel mustergültig ediert. 1.217 Seiten in 3 Bden. Mit einer Einleitung, Kommentar und Personenglossar. Leinen. 248,00 Euro.
Meisterstück
Der Begriff des Absoluten gehört von Beginn an zu den fundamentalen Begriffen der Philosophie. Hegel war sogar der Meinung, die Philosophiegeschichte sei »die Geschichte der Entdeckung der Gedanken über das Absolute, das ihr Gegenstand ist«. Der schmale Band, den Christian Krijnen jetzt unter dem Titel Das Absolute. Ein Essay über Einheit vorgelegt hat, behandelt also das philosophische Problem par excellence: allerdings nicht in Form einer umständlichen Abhandlung, sondern als kurzgefasstes, in 128 Paragraphen gegliedertes Meisterstück. Blaue Reihe. 113 Seiten. Kartoniert. 19,90 Euro.