Neuigkeiten
»… das Wichtigste, was der europäische Marxismus in der Nachkriegszeit hervorgebracht hat«
Logik als historische Wissenschaft, das 1950 erschienene Hauptwerk Galvano Della Volpes, war für eine ganze Generation von italienischen Philosophen schulbildend. Della Volpe war ein scharfer Kritiker G. Gentiles und B. Croces und wandte sich gegen Ende des zweiten Weltkriegs dem Marxismus zu. Wie kein anderer wies er auf die Notwendigkeit hin, dass der Marxismus seinen eigenen theoretisch-wissenschaftlichen Status klären müsse. Der seinem Ansatz inhärente Anti-Stalinismus, sein gleichzeitiger Anti-Historismus und sein Kampf gegen die »Hegelei« in der marxistischen Theoriebildung begründen seine solitäre Stellung in der philosophischen Landschaft Italiens. PhB 776. Übersetzt, mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Alfred J. Noll. 568 S. Leinen. 78,00 Euro.
»Wohin uns das Argument trägt, dahin müssen wir gehen …«
Wie Sokrates in der »Politeia« seinem Gesprächspartner konsequentes Denken nahelegt, so erhebt auch Kant das »jederzeit mit sich selbst übereinstimmende Denken« zur Maxime. Aber ist diese Konsequenz im Denken immer eine philosophische Tugend oder gibt es nicht auch zahlreiche Beispiele für fragwürdige Konsequenzen, etwa wenn Vernunftschlüsse der blanken Erfahrung widersprechen oder gar unmenschliches Verhalten sanktionieren? Ein gehaltreicher Band beschäftigt sich mit konsequenter Denkungsart in Geschichte und Gegenwart der Philosophie. Herausgegeben von Andree Hahmann und Stefan Klingner. 388 Seiten. Kartoniert. 78,00 Euro.
Demokratie für übermorgen
Brauchen demokratische Gesellschaften angesichts jüngster Krisen wie dem Überfall Russlands auf die Ukraine, der Coronapandemie oder den Naturkatastrophen in Folge des Klimawandels adäquatere, auf Futurität ausgerichtete Verfahren der Entscheidung? Und wie genau wären diese zu konzipieren, so dass sie nicht nur legitim und rational, sondern einerseits auch der Unvorhersehbarkeit der Zukunft und andererseits der Unabschätzbarkeit von Handlungsfolgen gerecht werden? Diesen Fragen widmet sich Ludger Schwarte in Qualitäten der Freiheit, wobei der Autor einen Schwerpunkt auf die Aspekte der Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit legt. Blaue Reihe. Kartoniert. 495 Seiten. 29,90 Euro.
Wahrhaftigkeit und Selbstverfehlung
Ist es möglich und erstrebenswert, stets ehrlich, aufrichtig und „authentisch“ zu sein? Oder gehören zur Zwiespältigkeit menschlicher Existenz auch das Unwahrhaftige, die Selbsttäuschung und das Verfehlen der „Eigentlichkeit“? In seinem neuen Essay Selbst sein. Zwischen Wahrhaftigkeit und Selbstverfehlung lotet Emil Angehrn die Ambivalenz des Wahrhaftigkeitsanspruchs aus und kommt nach seiner »mäandernden Durchquerung des Unechten und Falschen« zu einem überraschenden Ergebnis. Blaue Reihe. 100 S. Kartoniert. 19,90 Euro.
Glückwunsch
Zum 70. Geburtstag der Hamburger Philosophin Birgit Recki, die u.a. als Herausgeberin der 26-bändigen Werkeausgabe Ernst Cassirers und mit zahlreichen Veröffentlichungen zu Cassirers Philosophie maßgeblich dazu beigetragen hat, dass der Philosoph der symbolischen Formen heute ein fester Bestandteil des philosophischen Kanons ist, erschien heute in der FAZ eine Würdigung von Thomas Meyer.
Wir gratulieren herzlich!
»Der Große Weg – nichts ist er als das Herz der Menschen …«
Mit dem Band Kleine Schriften zum »Großen Lernen« mit späten Texten von Wáng Yángmíng (1472–1529), einem der wichtigsten Denker der chinesischen Kaiserzeit, wird die Reihe »Sino-philosophica« mit zweisprachigen Ausgaben von Quellentexten der chinesischen Philosophie fortgesetzt. Das »Große Lernen«, das Wang hier kommentiert und dem die Schlüsselrolle bei der Ausformulierung seiner Lehre zukommt, ist eines der »Vier Bücher« des Konfuzianismus. Im Fokus von Wangs Denken steht das spontane Mitgefühl mit Mitmensch und Umwelt, in dem er den Grund für die Möglichkeit menschlicher Moral erkennt. Sino-philosophica, Bd. 2. Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Rafael Suter. 365 S. Gebunden. 104,00 Euro.
Henrich zur Einführung
Dieter Henrich (1927–2022) war einer der einflussreichsten deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Die Theorie des Selbstbewusstseins, die Gegenstand der Überlegungen und Diskussionen der von Ernst Tugendhat so bezeichneten und von Henrich begründeten »Heidelberger Schule« war, steht im Mittelpunkt seines Denkens. Sie hat sich über die Jahre jedoch stark gewandelt und wurde von Henrich selbst nirgendwo im Überblick dargestellt. Eine solche konzise Zusammenfassung bietet jetzt Dieter Henrichs Theorie der Subjektivität von Holger Gutschmidt. Das Buch ist auch als Einführung in Henrichs Denken zu empfehlen. Blaue Reihe. Kartoniert. 131 Seiten. 16,90 Euro.