Neuigkeiten
Über den Geist, den Lehrer und die Prophetie
Am 7. März vor 750 Jahres starb Thomas von Aquin, einer der bedeutendsten Philosophen und Kirchenlehrer des europäischen Mittelalters. Die Ausgabe seiner »Quaestiones disputatae« im Meiner Verlag schreitet weiter voran: Mit Band 3, zugleich dem dritten Teil von »Über die Wahrheit«, liegt nun ein weiterer Band der auch äußerlich attraktiven Ausgabe vor. Thomas behandelt hier Fragen der menschlichen Erkenntnis und des menschlichen Wissens und reflektiert u.a. über die Aufgaben und Probleme des »Lehrers« (De magistro) – überraschende pädagogische Überlegungen, die auch außerhalb der »Quaestiones« bekannt und wirkmächtig geworden sind. Herausgegeben von Rolf Schönberger. Übersetzt von David Marshall, Brigitte Berges und Marianne Schlosser. VII, 357 Seiten. Halbleinen. EUR 92,00.
Von der Zeit-Einigkeit
Erhard Weigel (1625–1699) steht seit einigen Jahren wieder mehr im Blickpunkt wissenschaftshistorischer Forschung. Der Mathematiker, Astronom, Physiker, Pädagoge, Philosoph und Erfinder, Lehrer von Leibniz und Pufendorf, war eine zentrale Persönlichkeit der Wissenschaft der frühen Neuzeit. Eine seiner wichtigsten politischen Leistungen war, zwischen protestantischen und katholischen Ländern unseren heutigen einheitlichen Kalender vermittelt und damit den Datumswirrwarr im 17. Jahrhundert beendet zu haben. Über Weigels Leben und seine Philosophie, Erkenntnistheorie, Wissenschaftsphilosophie, Kosmologie und Enzyklopädie-Bemühungen informiert Rainer Specht in dem erhellenden, vergnüglich zu lesenden neuen Band Erhard Weigels Philosophie. Mit zwei Beiträgen von Wolfgang Detel. Blaue Reihe. 319 Seiten. Kartoniert. 36,90 Euro.
Buchvorstellung: August Boeckhs Encyklopädie der Philologie
Am 12.03.2024 um 18:00 wird in der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften die historisch-kritische Edition von August Boeckhs Encyklopädie der Philologie vorgestellt. Sie zählt zu den großen wissenschaftsbegründenden und -systematisierenden Entwürfen des 19. Jahrhunderts und hat August Boeckh zum Vordenker der Interdisziplinarität in den Altertumswissenschaften werden lassen. Das Programm umfasst u.a. Einführung zu August Boeckh durch Thomas Poiss, eine Vorstellung der Edition durch Klaus Grotsch, Christiane Hackel und Colin G. King sowie eine Lesung aus der Edition von Jonas E. Iwen. Um Anmeldung bis zum 5. März wird gebeten unter: sekretariat@berliner-antike-kolleg.org.
»Die Wahrheit der philosophischen Sÿsteme zu erkennen, ist das Schwere …«
Die sechs Teilbände umfassende Edition der Nachschriften zu Hegels Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie schreitet weiter voran. Mit Band 30,4 liegen jetzt die Nachschriften zum Wintersemester 1827/28 in einer vorzüglichen Edition vor. Im Zusammenhang von Hegels Vorlesungstätigkeit kommt den Philosophiegeschichtsvorlesungen eine besondere Bedeutung zu: Nächst den Vorlesungen über Logik und Metaphysik hat sich Hegel keinem anderen Thema so oft und so ausführlich gewidmet und mit ihnen hat er die Disziplin der Philosophiehistorie im Gefüge der philosophischen Wissenschaften erst eigentlich begründet. G.W.F. Hegel, Gesammelte Werke (GW) 30,4. Herausgegeben von Klaus Grotsch. IX, 308 Seiten. Leinen. 258,00 Euro.
Unser Hausantiquariat ist wieder geöffnet
Es gehört zu unserem Alltag, dass bestellte Titel – aus welchen Gründen immer – an den Verlag zurückgeschickt werden. Oftmals sind diese Bücher wegen des wiederholten Transportes äußerlich nicht mehr ganz neuwertig und werden als Mängelexemplare eingestuft. Andere Exemplare entstammen dem Archiv des Verlages; sie können gelegentlich handschriftliche Bemerkungen und Anstreichungen auf dem Umschlag oder im Innenteil enthalten. Der gebundene Ladenpreis gilt daher nicht mehr für diese Titel.
Alles zusammen ergibt unser Hausantiquariat, aus dem Sie jetzt wieder zu stark reduzierten Preisen einkaufen können. Es handelt sich jeweils um einzelne Exemplare.
Wahrheit in Zeiten von »Deepfakes«
In seinem neuen, so klaren wie nachdrücklichen Essay Über Wahrheit im außerdigitalen Sinne beschäftigt sich Peter Schmitt mit dem menschlichen Bedürfnis nach wahrer Erkenntnis. Einerseits scheint die Suche nach Wahrheit geradezu das Programm unserer Kulturgeschichte selbst zu sein und kein Bild, kein Text ohne Wahrheitsanspruch auszukommen. Andererseits ist in einer Welt, die immer stärker von Deep-Fakes und maschineller Überwachung geprägt wird, die altmodische menschliche Wahrheit zunehmend dem Prozess der »Bedeutungsvernichtung« (Thomas Bauer) ausgesetzt. Welche Gefahren damit verbunden sind und weshalb die Wahrheitssuche Teil des menschlichen Wesens ist, zeigt Peter Schmitt im Rückgriff auf Schopenhauer, Nietzsche, Anders u.a.
Blaue Reihe. 179 Seiten. Kartoniert. 16,90 Euro.
Neuinterpretation der Bildlogik bei Kant und Hegel
Verstand sich der iconic turn tatsächlich als Antithese zu einer bildervergessenen philosophischen Tradition? Die Studie Konstruktion und Entäußerung. Bildlogik und anschauliches Denken bei Kant und Hegel widerspricht dieser These, indem sie die Epistemologien des Bildlichen beider Denker rekonstruiert: Kants Theorie der geometrischen Konstruktion verknüpft das Operieren mit flächigen Diagrammen und die leibliche Orientierung im Raum (operative Bildepisteme), Hegels Theorie der Malerei denkt das expressive Potenzial des menschlichen Körpers mit der Lebendigkeit bildlicher Darstellungen zusammen (performative Bildepisteme).
Martin Beck legt mit diesem Band eine Neuinterpretation der beiden Philosophen als Bilddenkern vor, indem er die Frage nach systematischen Grundlagen der Bildepistemologie in Ästhetik, Relationenlogik und Leiblichkeitsdenken mit aktuellen Debatten zu Kant und Hegel verbindet, die einer strikt logozentrischen Lesart widersprechen. 506 Seiten. Kartoniert. 78,00 Euro.
»Die Würde des Menschen ist unantastbar.«
Zweifellos hat Immanuel Kant unser heutiges Verständnis von Menschenwürde nachhaltig geprägt. Nur ist dieser Begriff bisher ausschließlich in seiner praktischen Dimension erfasst worden, und die Forschung hat vor allem Kants Widerstand gegen die Anthropologie der Aufklärung hervorgehoben. In diesem Buch werden die gängigen Perspektiven nun umgekehrt.
Stefanie Buchenau befasst sich in ihrem Band Menschenwürde. Kant und die Aufklärung mit den historischen Wurzeln des Begriffs Menschenwürde. Indem sie diesen erstmals als einen Leitbegriff Kants und der Aufklärung deutet, werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Sprache der Aufklärung überhaupt wieder zu verstehen und zu diskutieren. In diesem Sinne trägt ihre Untersuchung auch zur Klärung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Debatten bei. 372 Seiten. Kartoniert. 58,00 Euro.