Neuigkeiten
Die Formen unseres Wissens
Pirmin Stekeler-Weithofers Hauptwerk besteht in dem umfangreichen, noch nicht abgeschlossenen Kommentarcorpus zu Hegels Werken (u.a. zur Phänomenologie des Geistes, zur Wissenschaft der Logik und zur Rechtsphilosophie). In dialogischer Form suchen sie einen freien, vom bloß paraphrasierenden Zugriff auf den Text sich lösenden Umgang mit Hegels Philosophie, um philosophische Probleme und Fragestellungen zugänglich zu machen, die auch unabhängig von Hegel benannt und diskutiert werden können. Einen Einblick in Stekeler-Weithofers umfangreiches Denken (und damit eine gute Ergänzung zu den Kommentaren) bietet jetzt der Band Das Wissen der Person. Eine Topographie des menschlichen Geistes mit Aufsätzen zu Wissen und Wirklichkeit, Sprache und Sprechhandlung, Person und Gemeinschaft u.v.a. Herausgegeben von Leander Berger, Jakob Kümmerer und Max Stange. Blaue Reihe. 517 Seiten mit einem Glossar. Kartoniert. 42,00 Euro.
Science in Practice
Ob Flugzeugdesign, klimaangepasste Architektur oder der Einsatz von Robotern im Körperinneren: Die Grenzen zwischen Biologie und Technik verschwimmen zusehends. Wissensproduktion, Produktdesign und -herstellung haben dabei ihren Ausgangspunkt in morphologischen Konzepten und Praktiken, die auf eine lange Geschichte der Formerforschung zurückblicken. Marco Tamborini erläutert in seinem Band »Entgrenzung« die Zirkulation morphologischen Wissens zwischen Biologie, Ingenieurwissenschaft und Architektur seit dem frühen 20. Jahrhundert, untersucht aber auch die damit verbundenen philosophischen Fragen: Was ist Natur, was ist Technik? Worin besteht der Unterschied zwischen Lebendigem und Maschinen? Blaue Reihe. 208 Seiten. Kartoniert. 24,90 Euro.
Von der Vagheit des Freiheitsbegriffs
Als Voraussetzung für die Freiheit einer Person wird u.a. ihre Handlungsfreiheit gesehen, zum Beispiel, dass sie in einer bestimmten Situation frei und verantwortlich handeln konnte – und damit auch anders, als sie tatsächlich gehandelt hat. Aber damit drückt man sich bereits im Konjunktiv aus: Was bedeutet es, zu sagen: »Sie hätte anders handeln können?« Und hätte sie auch »anders wollen können«? Die Funktion von Ausdrücken wie »Anders handeln können« und »Verantwortlichkeit« sowie die Bedeutung dieser Frage im Kontext der Willensfreiheitsdebatte untersucht Oliver Hallich in seiner luziden sprachphilosophischen Untersuchung Anders handeln können. Blaue Reihe. 176 Seiten. Kartoniert. 22,90 Euro.
Als Rätselbuch …
… bezeichnet Thomas Meyer in seiner ausführlichen, gerade in der »Süddeutschen« erschienenen Rezension Leo Strauss’ berühmtes Werk »Naturrecht und Geschichte«: »Denn bei Strauss, das lässt ihn bis heute bei vielen gefährlich erscheinen (…), ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint.« Meyer nennt Strauss den vielleicht letzten Philosophen, der an der Sprengung der Moderne gearbeitet habe, die er als einen Irrweg begriff, weil sie von der klassischen Philosophie weggeführt habe: »Wer mit und gegen Strauss denkt, der schärft die Sinne für die Zumutungen von Gedanken.« Und er empfiehlt das Nachwort des Herausgebers, Heinrich Meier, als »die erste wirklich adäquate Deutung des Buches«.
Demokratie braucht Streitkultur
Die Streitkultur ist ein grundlegendes Demokratieprinzip, und doch stellt sich gerade dieser Tage wieder die Frage, wie konfliktfähig Demokratie überhaupt ist, wie viel Konflikt sie als politisches System zu ertragen imstande ist, gerade auch im Hinblick auf die Souveränität des Einzelnen. Jean Yhee geht diesen Fragen in seinem Band »Konfliktfähig – Die politische Streitkultur in Nietzsches Spinoza-Rezeption« nach. Seine Analyse von Nietzsches Auseinandersetzung mit Spinozas Denken und den daraus entstehenden Motivationen und Denkanstößen macht deutlich, dass Demokratie eine rege Streitkultur braucht, um zu funktionieren, um sich zu erneuern und um geschätzt zu werden. Kartoniert. 310 Seiten.