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Retroaktive Neuverhandlung

Zum Verhältnis von Vorbild und Nachbild in der Kunst


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 63. Heft 1
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108138
EUR 16,90


Der Beitrag widmet sich der Frage historischer Folgeverhältnisse in der Kunst. Gegenüber dem Gedanken, dass es ein ursprüngliches Werk in der Reihe von Werken gibt, das späteren Werken seinen Sinn gibt, schlägt der Text vor, das Verhältnis umgekehrt zu denken: Im Lichte späterer Werke wird der Sinn früherer Werke neu ausgehandelt. Dazu geht der Text in drei Schritten vor. Im ersten Teil formuliert er unter der Überschrift ›Form‹ in kritischer Abgrenzung zu Danto und Eco mit Adorno den Gedanken, dass Kunstwerke eigensinnig konstituierte Gegenstände sind. Die im Gedanken der Neuverhandlung früherer Werke im Lichte späterer Werke vorausgesetzte Unbestimmtheit des Sinns von Kunstwerken wird im zweiten Teil unter dem Schlagwort ›Zeitlichkeit‹ anhand des Paradigmas der Improvisation erörtert. Der dritte und letzte Teil wendet diese improvisatorische Logik unter dem Label ›Neuaushandlung‹ dann dezidiert auf das Verhältnis von Vorbild und Nachbild an. The article proposes a new understanding of historical succession in the realm of art. In contrast to the idea that there is an original work in the series of works that gives meaning to the works that come later, the text proposes to think it exactly the other way round: in the light of later works, the meanings of earlier works are renegotiated. The text proceeds in three steps to develop this idea. Under the heading ›Form‹ it develops in the first part a critical reading of Danto’s and Eco’s notion of the constitution of the artworks and argues with Adorno that each powerful work develops its own language. In the second part, the vagueness of the meaning of works of art presupposed in the idea of renegotiating earlier works in the light of later works is discussed under the term ›Temporality‹ in terms of the logic of improvisation. The third and final part uses this improvisational logic under the label ›Renegotiation‹ to understand the relationship between model and afterimage in the realm of art.