Die philosophische Debatte über Bewusstsein und Selbstbewusstsein befindet sich, so lautet die These Stefan Langs, in einer Sackgasse. Weder der »Selbstrepräsentationalismus«, eine neue Strömung innerhalb der analytischen Philosophie, noch Theorien, wie sie innerhalb des Deutschen Idealismus von Fichte, Schelling und Hegel entwickelt worden sind, können beanspruchen, phänomenales Bewusstsein und phänomenales Selbstbewusstsein überzeugend zu erklären. Die traditionsübergreifende Sachdebatte, wie sie in diesem Band untersucht wird, vermag der festgefahrenen Diskussion jedoch neue Impulse zu geben.
- | Kapitel kaufen Cover1
- | Kapitel kaufen Titel3
- | Kapitel kaufen Impressum4
- | Kapitel kaufen Inhalt5
- | Kapitel kaufen Vorwort7
- | Kapitel kaufen 1 Einleitung9
- | Kapitel kaufen 2 Analytischer Selbstrepräsentationalismus19
- | Kapitel kaufen 2.1 Kriegel und Williford22
- | Kapitel kaufen 2.2 Kriegels komplexe Theorie31
- | Kapitel kaufen 2.3 Willifords zirkuläre Theorie42
- | Kapitel kaufen 2.4 Lurz Same-order-Theorie47
- | Kapitel kaufen 2.5 Van Gulicks HOGS-Theorie51
- | Kapitel kaufen 2.6 Selbstrepräsentationalistische Theorien im Vergleich59
- | Kapitel kaufen 3 Idealistische Theorien phänomenalen Bewusstseins65
- | Kapitel kaufen 3.1 Schellings Interpretation phänomenalen Bewusstseins82
- | Kapitel kaufen 3.2 Schelling und selbstrepräsentationalistische Theorien89
- | Kapitel kaufen 3.3 Fichtes Interpretation phänomenalen Bewusstseins94
- | Kapitel kaufen 3.4 Fichte und selbstrepräsentationalistische Theorien109
- | Kapitel kaufen 3.5 Hegels Interpretation phänomenalen BewusstseinsDie folgende Darstellung belastet ein exegetisches Problem. Hegel hat seine Enzyklopädie in mehreren Auflagen veröffentlicht, aber auch Vorlesungen über seine Enzyklopädie gehalten, von denen u.a. von Zuhörern verfertigte Manuskripte erhalten geblieben sind. Hegel erklärt in den Vorreden zu den unterschiedlichen Auflagen der Enzyklopädie mehrmals, dass der Text der Enzyklopädie der mündlichen Erläuterung bedarf. Vgl. Hegel 1970, 11, 14, 32. Die heute noch vorliegenden Unterlagen zu seinen Vorlesungen enthalten Aussagen, die schwerlich mit dem Gedankengang des Haupttextes zu vereinbaren sind. Je nachdem, ob die Ausführungen in diesen Manuskripten (Zusätze) berücksichtigt werden, und je nachdem, welche Ausführungen in den Manuskripten als authentische Wiedergaben der Lehre Hegels gedeutet werden, fällt Hegels Theorie phänomenalen Bewusstseins unterschiedlich aus. Ich präsentiere an dieser Stelle bspw. eine vergleichsweise zurückhaltende Interpretation des wachen Zustandes eines Individuums. Gemäß dieser Lesart schließt ein wacher Zustand noch kein Bewusstsein des Unterschieds zwischen der Welt und einem selbst mit ein. Diese Interpretation stimmt mit den Aussagen Hegels in dem von ihm veröffentlichten Haupttext der Enzyklopädie überein. In einer Mitschrift steht jedoch: Daß die Seele, indem sie erwacht, sich und die Welt – diese Zweiheit, diesen Gegensatz – bloß findet, darin besteht eben hier die Natürlichkeit des Geistes. Hegel 1992, 90. Demnach schlösse nach Hegel der wache Zustand als solcher bereits ein erstes, rudimentäres Bewusstsein des Unterschieds zwischen einem selbst und der Welt mit ein. In systematischer Hinsicht ist letztlich nicht entscheidend, welchen Standpunkt Hegel selbst vertreten hat. Entscheidend ist, was wir anhand der Beschäftigung mit Hegel lernen können, und wir werden umso mehr lernen, als unterschiedliche Interpretationen präsentiert werden, die systematische Fragen berücksichtigen.111
- | Kapitel kaufen 3.6 Hegel und selbstrepräsentationalistische Theorien123
- | Kapitel kaufen 3.7 Idealistische Theorien im Vergleich125
- | Kapitel kaufen 4 Einwände gegen die Verbindung beider Traditionen129
- | Kapitel kaufen 5 Idealistische Einwände gegen selbstrepräsentationalistische Theorien139
- | Kapitel kaufen 6 Selbstrepräsentationalistische Einwände gegen idealistische Theorien161
- | Kapitel kaufen 7 Eine Debatte in der Sackgasse?171
- | Kapitel kaufen Literaturverzeichnis189