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Kontrast und Wissen

Kasimir Malewitschs suprematistische Formenmotive und die Wissenschaft


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 54. Heft 1
DOI: https://doi.org/10.28937/1000106148
EUR 14,90


Kasimir Malewitschs suprematistische Hauptwerke ›Schwarzes Quadrat‹, ›Schwarzer Kreis‹ und ›Schwarzes Kreuz‹ von 1915 setzen sich aus schwarzen Formen auf weißem Grund zusammen. Der Typus des Schwarzweißbildes weist überraschende Parallelen zu den bildlichen Wahrnehmungsinstrumenten auf, die vom ausgehenden 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts in den Experimenten der Farbenlehre, physiologischen Optik und Psychologie verwendet worden sind. Die vorliegende Studie untersucht diese Parallelen in drei Schritten: Zunächst erfolgt eine allgemeine Charakterisierung des Schwarzweißbildes mit Hilfe des Kontrastbegriffs von Edmund Husserl. Des weiteren wird die Entstehung und Funktion des schwarzweißen Kontrastbildes in den Wissenschaften des 19. Jahrhunderts typologisch herausgearbeitet. Unter Berücksichtigung des Wissensbegriffs von Max Scheler wird abschließend die Spezifik des Wissens eruiert, das die Schwarzweißbilder sowohl in der Malerei Malewitschs als auch in den genannten Wissenschaften generieren.

Malevich’s main Suprematist works, such as ›Black Square‹, ›Black Circle‹, and ›Black Cross‹ from 1915, consist of black shapes on white ground. Surprisingly this series of shapes strongly resembles scientific black-and-white images used for research on colour theory, physiological optics, and psychology throughout the 19th century. This paper examines the parallels between Malevich’s paintings and the scientific drawings in three steps: It first characterizes black-and-white images in general, using Edmund Husserl’s definition of the term ›contrast‹. Secondly, the paper investigates the development and function of black-and-white images as tools of perception in the sciences. It finally discusses the specific knowledge generated through Malevich’s art and through scientific black-and-white images, following Max Scheler’s phenomenological identification of knowledge.