Die Acta Cusana stellen alle Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues in chronologischer Ordnung zusammen: Von ihm verfasste bzw. herausgegebene schriftliche Äußerungen aller Art (Briefe, Verfügungen, Urkunden, Notizen), desgleichen an ihn gerichtete oder über ihn berichtende Äußerungen von Zeitgenossen. Sie fügen sich zu einer biographischen Dokumentation zusammen, die sein wissenschaftliches Werk, das die Opera omnia darbieten, um die Quellen ergänzt, die ihn als herausragenden homo politicus seiner Zeit wie gleichzeitig auch wesentliche Aspekte dieser Zeit selbst erschließen. Je nach ihrer Bedeutung werden die einzelnen Dokumente im Volltext, in Gestalt umfangreicher Inhaltsangaben oder lediglich kurzer Hinweise vorgestellt. Konfrontiert mit einer erstaunlichen Überlieferungsfülle, streben die Acta Cusana bei der Erfassung der Quellen größtmögliche Vollständigkeit an. Das Unternehmen wird, abgesehen von sich zwangsläufig ergebenden Nachträgen, drei Bände in voraussichtlich 18 Lieferungen umfassen.
Das vierte Regierungsjahr des Nikolaus von Kues als Bischof von Brixen war das bislang erfolgreichste und vielversprechendste. Der mächtige Tiroler Landesfürst Herzog Sigismund von Tirol zeigte sich, unter dem Druck der heraufziehenden Gradner-Fehde, zu erheblichen Zugeständnissen an den Bischof bereit. Große Vertragswerke sollten das nachbarschaftliche Verhältnis entspannen und bestehende Differenzen ausräumen. Der Dauerkonflikt um das Benediktinerinnenkloster Sonnenburg schien sich zugunsten des Bischofs zu neigen. Die Reform des Brixner Klarissenklosters erlebte durch die Installierung reformierter Nonnen aus Nürnberg einen dauerhaften Erfolg, trotz verzweifelter Briefe der Dichtertochter Maria von Wolkenstein an ihre adligen Brüder. Eine konsequente wirtschaftliche Konsolidierung erlaubte dem Bischof sogar den Rückkauf des Landgerichts Taufers von Herzog Sigismund.
Die praktische Seite der Kirchenreform trat nun in vielen Facetten zu Tage, sei es im Briefwechsel mit den Mönchen von Tegernsee, der in dieser Phase von umfangreich aufgelisteten Zweifelsfragen zum monastischen Leben begleitet wurde, sei es durch umfassende Reforminitiativen des Cusanus in seiner Diözese. Weite Teile des kirchlichen Lebens, von der Pfarrorganisation über den Ritus der Eheschließung, die Festtage und Messbücher bis hin zur Kleidung der Chorherren wurden nun einer systematischen Reform unterzogen.
Europäische Dimension gewann das Engagement des Nikolaus von Kues für den Türkenkrieg. Seine geplante Legation nach England und ins Reich kam wegen der ablehnenden Haltung des englischen Königs Heinrich VI. nicht zustande. Cusanus bemühte sich dennoch nach Kräften um die effektive Erhebung des Kreuzzugszehnten.
Neue Konfliktlinien brachen schließlich hervor, als sich das Kloster Neustift und Teile des Domkapitels offen gegen den Kardinal stellten. Auch die zwiespältige Haltung des monatelang abwesenden Herzogs deutete auf die Turbulenzen der kommenden Regierungsjahre voraus.
Detailreicher und intimer konnte man eine spätmittelalterliche Bischofsherrschaft bisher nicht nachvollziehen. Die Bände der ‚Acta Cusana‘ zu den Brixner Jahren des Nikolaus von Kues erhalten immer mehr modellhafte Bedeutung.
"Unter den neuen Herausgebern wird die Quellenedition seit 2010 in einer an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelten Forschungsstelle in beeindruckender Weise fortgesetzt: In der 2012 erschienenen ersten Lieferung des zweiten Bandes, welcher insgesamt die Jahre von 1452 bis 1458 umfassen soll, wird die Regierungszeit des 'homo politicus' als Bischof von Brixen thematisiert. Die inzwischen drei weiteren vorgelegten Lieferungen dieses Bandes erstaunen aufgrund ihrer breitgefächerten Materialbasis, denn sie eröffnen den Zugang zu mehr als 2350 historischen Dokumenten, welche in nur drei Jahren, vom Juni 1453 (Nr. 3473) bis zum 31. Mai 1456 (Nr. 4811), entstanden und nun teilweise als Volltext, meistens aber in der Form von Regesten (mit umfangreichen Inhaltsangaben oder kurzen Hinweisen) gedruckt vorliegen. Die von den Hg. mit höchster Akribie zusammengetragenen schriftlichen Zeugnisse (Briefe, Verfügungen, Urkunden, Notizen) des Kardinals sowie an ihn gerichtete oder über ihn berichtende Äußerungen seiner Zeitgenossen geben einen einzigartigen Einblick in die Lebensumstände an der Brixner Kurie des 15. Jh., beleuchten aber auch in Nahaufnahme die Tiroler Regionalgeschichte. [...] Das höchst anspruchsvolle Editionsprojekt, das seit September 2014 in einem auf zwölf Jahre angelegten Langfristvorhaben gefördert wird, zeichnet sich v. a. durch seine mustergültige Bearbeitung aus." Thomas Horst, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Band 74-2 (2018)