Nach seiner Rückkehr aus Rom im Juni 1453 setzte Nikolaus von Kues seine Bemühungen um eine geistliche Erneuerung seines Bistums und eine administrative Konsolidierung seiner Herrschaft im Hochstift fort. Die ca. 500 Einzelstücke des Bandes II 2 der Acta Cusana rekonstruieren daher schwerpunktmäßig die bischöfliche Herrschaftspraxis in Auseinandersetzung mit den weltlichen und geistlichen Eliten seines Bistums. Die erstmals systematisch ausgewerteten Rechnungsbücher erlauben zudem plastische Einblicke in das Leben am bischöflichen Hof bis hin zum Speisezettel des Bischofs. Die Korrespondenz mit den Tegernseer Mönchen erreicht in dieser Phase einen vorläufigen Höhepunkt und führt über die Auseinandersetzung mit der mystischen Theologie auch zu ganz konkreten Einzelfragen der Klosterreform. Der auch in dieser Phase erstmals detailliert dokumentierte Reformstreit mit dem Kloster Sonnenburg erlebt nun eine ganze Reihe hoffungsvoller Lösungsversuche, wobei sich das Verhältnis zu Herzog Sigismund vorläufig zu normalisieren scheint.
Die ebenfalls dokumentierten Nachwirkungen der großen Legationsreise von 1451/52 und die Korrespondenzen mit führenden Akteuren des Reiches und der Kurie führen immer wieder in Themen von europapolitischer Bedeutung, wie den Existenzkampf des Deutschen Ordens und die Organisation der Türkenabwehr. Bei letzterer spielen die hier neu edierten Briefe des Enea Silvio Piccolomini eine zentrale Rolle. Das Auftreten des Nikolaus von Kues auf der europäischen Bühne des Regensburger Reichstags vom Mai 1454 bildet den Abschluss des Bandes.
Bericht zur Editionsgeschichte im Tagesspiegel
Schriftensammlung zu Nikolaus von Kues. Zwei Forscherleben für einen großen Schatz
Jahrzehntelang haben zwei Forscher Schriften des mittelalterlichen Denkers Nikolaus von Kues gesammelt, nun werden die Zettelkästen übergeben. Zeit, einen großen Schatz zu würdigen. ... weiterlesen auf tagesspiegel.de
»In der Geschichte der Philosophie nimmt Cusanus’ Werk, das zugleich die letzte eigenwüchsige Synthese mittelalterlicher Weisheit und die gedankliche Grundlegung der großen Systeme der beginnenden Renaissance und der neueren Zeit darstellt, eine epochemachende Stellung ein.«
Raymond Klibansky
Zu Band I
Mit dieser umfangreichen Sammlung, die mit der vorliegenden Lieferung ohne qualitative Abstriche fortgeführt wird, bleibt Nikolaus von Kues einer der am besten dokumentierten gelehrten und Kirchenpolitiker seiner Zeit.
Zeitschrift für Kirchengemeinde (125. Band, 2014-3)
What makes the Acta Cusana I/1-3 distinguished and outstanding is that the editor has not only collected pertinent materials and documents diligently and thoroughly but also presented the collected materials with critical apparatus and comments. […] It is only when the reader of the fascicles begins to examine, analyse and scrutinize each item carefully that the amount of time, energy and dedication and the depth of knowledge and scholarship that were dedicated to the preparations and production of this project can be appreciated.
American Cusanus Society Newsletter (Vol XIV/1-1997)
Dieses weitgesteckte Programm, das auch die Aufmerksamkeit der nicht unmittelbar an der Philosophiegeschichte Interessierten, das Interesse des historischen Publikums überhaupt verdient, wird in der jetzt vorliegenden 1. Lieferung, um es sofort zu sagen, vorbildlich ausgeführt. Die schwierige Frage, was unverkürzt, was als Regest, was als Aktenbericht abgedruckt werden sollte, ist mit Takt und Augenmaß gelöst. Das Schema der Präsentation der Nachrichten ist wohlüberlegt, klar, flexibel genug und vorzüglich angewandt. [...] Gespannt und mit Ungeduld jedenfalls erwarten wir die zügige Fortsetzung dieses wichtigen Unternehmens, zu dem man der Heidelberger Akademie und dem Herausgeber nur dankbar gratulieren kann.
Mittellateinisches Jahrbuch (Bd. 14, 1980)
These first two installments are simply astonishing in the wealth of material they assemble, in the brilliance of their critical precision, and in the flawless accuracy of their presentation. If any fault can be suggested, it is in the almost tediously overwhelming mass of everyday 'administrativia'. But even in this respect the volumes would seem to be unique in the completeness of their documentation of the life of a late-medieval personality. [...] We are thus enabled to get a sense of the 'Sitz im Leben' of each of Nicholas' treatises, as well as a closeup view of the man himself. The 'real' Nicholas is not only the contemplative idealist of the 'De docta ignorantia' or even the conciliarist reformer of the 'De concordantia catholica'. He is also the cagey benefice hustler and the aggressive advocate portrayed in the acta.
Theological Studies (1985)
Die Edition hat mit der nun vorliegenden Doppel-Lieferung (I/3a/b; tatsächlich sind es zwei umfangreiche Bände) gewiß ihren Höhepunkt erreicht. Die eineinviertel Jahre, die dokumentiert werden, waren sicherlich die Zeit, in der Nikolaus von Kues am stärksten auf seine Umwelt einwirkte.
Viele Texte waren zuvor schon bekannt, ediert oder doch erwähnt. Der Rang dieser Legationsreise wurde nie verkannt. Nun sind diese Zeugnisse zusammengefügt und um eine stattliche Zahl neuer Funde vermehrt. Die bisher zerstreut zugänglichen Texte ergeben zusammen mit den nun erst bekanntgemachten ein einzigartiges Panorama - einerseits eine Art Durchgang durch das damalige Reich, andererseits die Materien, die der Kardinal von Tag zu Tag zu bedenken hatte, woraus sich abermals die Möglichkeit ergibt, der damaligen Zustände ansichtig zu werden, der Fragen, auf die der Legat antworten sollte, der Probleme, deren Lösung man von ihm erhoffte, aber auch der Widerstände, auf die er stieß.
Historische Zeitschrift (1998)
Zu Band II
Die 'Quellen zur Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues' bilden eine ideale und wichtige biografische Ergänzung zum bereits vollkommen edierten philosophisch-theologischen Gesamtwerk, den Opera omnia des Cusanus. Man darf deshalb auf die weiteren geplanten Lieferungen gespannt sein.
Münchener Theologische Zeitschrift 65/ (2014)
Although Acta Cusana is not yet complete, the latest volume covering the period April 1, 1452, to May 29, 1453 offers an occasion for assessing the current state of a singularly useful project. Few historical figures have had the good fortune of having the most important sources for the study of their life’s progress so thoroughly documented.
The Catholic Historical Review 99 (2013).
Nach dem Abschluss des ersten Bandes, der den Zeitraum von 1401 bis März 1452 dokumentiert, in dem unter anderem die ersten Jahre des Cusanus, seine Tätigkeiten am Basler Konzil und seine Legation in das Deutsche Reich in großem Detailreichtum erschlossen wurden, bestehen hohe Erwartungen an die Fortführung dieses Unternehmens durch die neuen Herausgeber Johannes Helmrath und Thomas Woelki, die sie durchaus erfüllen.
Editionen in der Kritik 7 (2014).
Mit dieser ersten Lieferung des 2. Bandes wird die bewährte und zurecht viel gelobte Edition der ,Acta Cusana‘ mit gleicher Sorgfalt und Genauigkeit fortgesetzt. Bewundernswert ist nach wie vor die enorme Forschungsleistung, die mit Meuthen und Hallauer begonnen und nun von Helmrath und Woelki weitergeführt wird.
Zeitschrift für Kirchengeschichte 125 (2014)
Ein monumentales Langzeitunternehmen legt nach einer mehr als zehnjährigen Pause ein eindrucksvolles Teilergebnis vor.
Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 122 (2014)
Auch für die Rechtsgeschichte hält das Gesamtunternehmen hochwichtige Quellen aus erster Hand bereit und erschließt eine reiche archivalische Überlieferung, die Vieles aus dem bunten Leben des 15. Jhs. nicht allein illustrieren, sondern konkret und farbig beleuchten, bisweilen gar allererst sichtbar machen kann. Dem Werk ist eine weite Verbreitung und intensive Nutzung sicher.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 100 (2014)
Il primo volume era stato curato da Hermann Hallauer ed Erich Meuthen, mentre questo secondo si è potuto giovare del lavoro esperto di Johannes Helmrath e Thomas Woelki, che hanno completato il lascito dei precedenti curatori e preparato il volume per la stampa per i tipi di Felix Meiner, ad Amburgo.
Cristianesimo nella storia 36 (2015)
"Eine sehr saubere, umfangreiche und mühevolle Arbeit ist hier zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Sie enthält viel Material zur Lebensgeschichte des Nikolaus und zu seinem Umfeld sowie zu seiner Theologie, zur Reichsgeschichte und zur Frömmigkeit des späten Mittelalters."
Karl-Hermann Kandler, Theologische Literaturzeitung 141 / 2016 / 9
Klar ist vielleicht gleichwohl geworden, dass der Faszikel die Brauchbarkeit des Gesamtunternehmens erneut glanzvoll bestätigt. Auch er empfiehlt sich daher der Aufmerksamkeit aller an der spätmittelalterlichen Umbruchzeit zur Moderne hin interessierten Benutzer, denen damit ein Geschenk in die Hand gegeben wird, das seiner Benutzung harrt, sie aber auch reichlich lohnt.
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, 134. Band (2017)
„Klar ist vielleicht gleichwohl geworden, dass der Faszikel die Brauchbarkeit des Gesamtunternehmens erneut glanzvoll bestätigt. Auch er empfiehlt sich daher der Aufmerksamkeit aller an der spätmittelalterlichen Umbruchzeit zur Moderne hin interessierten Benutzer, denen damit ein Geschenk in die Hand gegeben wird, das seiner Benutzung harrt, sie aber auch reichlich lohnt.“ Jürgen Miethke, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 103 (2017), S. 350-353, hier 353.
"Unter den neuen Herausgebern wird die Quellenedition seit 2010 in einer an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelten Forschungsstelle in beeindruckender Weise fortgesetzt: In der 2012 erschienenen ersten Lieferung des zweiten Bandes, welcher insgesamt die Jahre von 1452 bis 1458 umfassen soll, wird die Regierungszeit des 'homo politicus' als Bischof von Brixen thematisiert. Die inzwischen drei weiteren vorgelegten Lieferungen dieses Bandes erstaunen aufgrund ihrer breitgefächerten Materialbasis, denn sie eröffnen den Zugang zu mehr als 2350 historischen Dokumenten, welche in nur drei Jahren, vom Juni 1453 (Nr. 3473) bis zum 31. Mai 1456 (Nr. 4811), entstanden und nun teilweise als Volltext, meistens aber in der Form von Regesten (mit umfangreichen Inhaltsangaben oder kurzen Hinweisen) gedruckt vorliegen. Die von den Hg. mit höchster Akribie zusammengetragenen schriftlichen Zeugnisse (Briefe, Verfügungen, Urkunden, Notizen) des Kardinals sowie an ihn gerichtete oder über ihn berichtende Äußerungen seiner Zeitgenossen geben einen einzigartigen Einblick in die Lebensumstände an der Brixner Kurie des 15. Jh., beleuchten aber auch in Nahaufnahme die Tiroler Regionalgeschichte. [...] Das höchst anspruchsvolle Editionsprojekt, das seit September 2014 in einem auf zwölf Jahre angelegten Langfristvorhaben gefördert wird, zeichnet sich v. a. durch seine mustergültige Bearbeitung aus." Thomas Horst, Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Band 74-2 (2018)