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Zur Geschichte der Armenfürsorge


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783987373404_6
EUR 6,90


Leni Wissen wendet sich in ihrem Beitrag der »Geschichte der Armenfürsorge« zu. ›Arbeit‹ als zentrale Tätigkeitsform im Kapitalismus impliziert ein besonderes Verhältnis zur Nicht-Arbeit. Das Verhältnis von ›Arbeit‹ und ›Nicht-Arbeit‹ ist dabei gerade für die Strukturierung von sozialen Verhältnissen maßgeblich. Dies spiegelt sich im Umgang mit Armut wieder, wie ein Blick auf die Geschichte der Armenfürsorge zeigt. Mit der Entstehung der Wert-Abspaltungsgesellschaft begann sich die Unterscheidung zwischen würdigen, d. h. arbeitenden, und unwürdigen, d. h. nicht-arbeitenden Armen durchzusetzen und dies prägte die Ausformung des entstehenden Sozialwesens maßgeblich. Die Geschichte der Armenfürsorge ist dabei eng mit der Geschichte des Antiziganismus verzahnt. Denn im Antiziganismus sind soziale und rassistische Diskriminierung untrennbar verbunden. Angesichts der allgemeinen Verwilderungstendenzen im Zuge der postmodernen Krisendynamik des Kapitalismus scheint sich dabei ein »struktureller Antiziganismus« (Roswitha Scholz) als Krisenverarbeitung für eine abstürzende Mittelschicht geradezu anzubieten und muss als Hintergrundrauschen auch für die Umstrukturierung des Sozialstaats im verfallenden Kapitalismus mitgedacht werden, was Wissen exemplarisch an dem ›aktivierenden Sozialstaat‹ in Deutschland zeigt.