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Vom Marsch in die Barbarei oder Der Osten als Buhmann


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783987373404_9
EUR 6,90


Der Beitrag »Vom Marsch in die Barbarei oder Der Osten als Buhmann« von Gerd Bedszent beschäftigt sich mit dem Medienhype um den 30. Jahrestag des sogenannten Mauerfalls, aber auch mit der vor allem in abgehängten Regionen Ostdeutschlands tobenden rechtsradikalen Gewalt. Bedszent zitiert mehrere schon ältere Texte von Robert Kurz und analysiert die Zusammenhänge zwischen beiden Ereignissen. Der Mehrzahl der ohnehin im Konkurrenzkampf mit den stärkeren westlichen Volkswirtschaften unterlegenen und schon im Niedergang befindlichen ostdeutschen Industriestandorte wurde nach 1990 der finale Todesstoß versetzt. Im Zuge der Deindustrialisierung ganzer Regionen verloren mehrere Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze; bei anderen sorgten die ›Verschlankung‹ von Verwaltungseinrichtungen sowie das Plattmachen von großen Teilen der Kulturlandschaft für einen nachhaltigen Karriereknick. Dass Teile der ostdeutschen Bevölkerung medial zu Helden hochstilisiert, dieselben Leute aber häufig als wirtschaftlich ›überflüssig‹ aussortiert wurden, bildet den Nährboden für zahlreiche wirre und nicht selten antisemitische Verschwörungstheorien. Die derzeitige rechtsradikale Welle hat, wie Bedszent unter Bezug auf Robert Kurz schreibt, ihre strukturelle Ursache jedoch in der finalen Krise des warenproduzierenden Systems. Als verquere Reaktion auf diese Krise fordern rechtslastige Politiker lauthals eine Stärkung derselben nationalstaatlichen Institutionen, deren Schwächung sie mit ihrer wirtschaftspolitischen Programmatik tatsächlich betreiben.