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Narziss oder Orpheus?

Bemerkungen zu Freud, Fromm, Marcuse und Lasch


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783866749634_5
EUR 6,90


Der Beitrag »Narziss oder Orpheus? Bemerkungen zu Freud, Fromm, Marcuse und Lasch« von Anselm Jappe ist ein Beitrag zum Verhältnis von Freud’scher Psychoanalyse und radikaler Gesellschaftskritik. Er zeichnet vor allem die Diskussion über Freud nach, die Erich Fromm, Theodor Adorno, Norman Brown, Herbert Marcuse, Christopher Lasch und andere ein halbes Jahrhundert lang geführt haben und in der jeder im Namen der sozialen Emanzipation und der Kapitalismuskritik argumentierte und dabei den Kontrahenten vorwarf, ungewollt im Rahmen der Gesellschaft zu verbleiben, die sie überwinden wollten. Die Begriffe des ›Narzissmus‹ und des ›Todestriebs‹ spielen dabei eine besondere Rolle. Adornos und Marcuses Angriffe auf Fromm wirken paradox, da sie scheinbar den ›konservativen‹ Freud verteidigen: Ihnen zufolge erkannte dieser die Unmöglichkeit einer Harmonie von Triebstruktur und kapitalistischer Gesellschaft. Christopher Lasch unterstreicht in seinem Werk Die Kultur des Narzissmus (1979), dass die klassische, von der ›Freud’schen Linken‹ angegriffene ödipale Familienstruktur die Möglichkeit zur Entwicklung eines autonomen Ichs enthalte, während der heute überwiegende Narzissmus in voller Übereinstimmung mit dem Konsumkapitalismus stehe. Er bringe ein ständiges Schwanken zwischen Ohnmachts- und Allmachtsgefühlen mit sich, das sich unter anderem in der ständigen Weiterentwicklung der Technologien äußert. Aber was auch bei Lasch fehlt, sind eine Untersuchung der historischen Ursachen des Anstiegs des Narzissmus und eine Thematisierung des Isomorphismus von Narzissmus und Wert: Beide beruhen auf einer Entleerung der Welt und ihrer Reduzierung auf eine einzige (Pseudo-)Substanz: beim Wert die abstrakte Arbeit, beim Narzissmus das beziehungs- und weltlose Ich