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Männlichkeit ist die Krise?!

Zu Geschichte und Verhältnis von latenter und manifester Krise des bürgerlichen Subjekts und seiner gesellschaftlichen (Geschlechts-)Natur


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783866749634_4
EUR 6,90


Kim Posster widmet sich in seinem Beitrag »Männlichkeit ist die Krise?! – Zu Geschichte und Verhältnis von latenter und manifester Krise des bürgerlichen Subjekts und seiner gesellschaftlichen (Geschlechts-)Natur« Aspekten der Geschichte der ›Männlichkeit‹. Im Fokus steht dabei die im warenproduzierenden Patriarchat stets von Neuem notwendig herzustellende ›Männlichkeit‹, ohne dass diese je aus sich selbst heraus ›Stabilität‹ erreichen könnte: ›Wahre Männlichkeit‹ kann nicht einfach sein. Sie gibt es entweder ›noch nicht wirklich‹ oder ›fast schon nicht mehr‹. Immer in Gefahr, nur ein Verblassen der Vergangenheit zu sein. Niemals fähig, das Entschwinden in die Zukunft zu verhindern. Dass Männlichkeit in der Krise sei, ist deshalb eine Diagnose, die jederzeit zuzutreffen scheint und normalerweise als Argument für eine patriarchale Resouveränisierung in Stellung gebracht wird. Kritischere Geister halten dem entgegen: ›Männlichkeit ist die Krise!‹ und verweisen auf die grundlegend prekäre Konstitution von Männlichkeit und die ihr zu Grunde liegende Angst vor Schwäche und Zerfall. So richtig es aber ist, die Apologie der mythisch-ewigen Geschlechtsnatur, die alles ändern will, damit es endlich wieder so wird, wie es schon immer war, zurückzuweisen, so falsch ist es, die in ihr aufgehobene Geschichte zu ignorieren. Statt also die ewige Gegenwart des Geschlechts nur dekonstruktivistisch aufzudröseln und in bunter ›Vielfalt‹ zu variieren, wie es auch der Queerfeminismus tut, gilt es den geschlechtlichen Wiederholungszwang der bürgerlichen Gesellschaft materialistisch durch die historischen Umwälzungen hindurch zu verfolgen. Denn nur eine Historie der mythischen Ewigkeit des Geschlechts, also eine Betrachtung der inneren Geschichte der gesellschaftlichen (Geschlechts-)Natur, vermag es, das Verhältnis von latenter und manifester Krise des Geschlechts im Allgemeinen und der Männlichkeit im Besonderen aufzuklären. Männlichkeit kann dabei als ›naturwüchsige‹ Kategorie des Wertverhältnisses und seiner geschlechtlichen Abspaltung entwickelt werden, die in der historischen Entfaltung des prozessierenden Widerspruchs, d. h. des Kapitals, stets sowohl verfällt als auch auf der jeweiligen historischen Stufe erneuert werden muss. Wie dieser Verfall aktuell von Männern verhandelt wird und auf welch barbarische Art vor allem völkische und islamistische Ideologien eine Erneuerung anstreben, verrät dabei, wie sich die Krise heute, nach dem ›Ende der Geschichte‹, manifestiert und welche vor allem regressiven Potentiale sie freisetzt.