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Für eine Topik der Bildkritik


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 56. Heft 1
DOI: https://doi.org/10.28937/1000106183
EUR 14,90


Ausgehend von Kants Bestimmung von Kritik als »Grenzziehung« wird die bewusstseinsimmanente Repräsentation des Seienden oder die Welt als Abblendung ihres noumenalen Grundes begriffen. Materiell gebundene Bilder gewinnen für die Explikation der Struktur dieser Immanenz eine besondere Funktion. Als Objekte innerhalb der erscheinenden Welt verdoppeln sie deren Phänomenalität in der Dimension des ikonischen Scheins, der sich der (partiellen) Negation des materiellen Bildträgers verdankt. Aufgrund dieser Spaltung in Phänomenalität und Materialität können Bilder eine Kritik des natürlichen, sei es individuellen oder kollektiven Bewusstseins initiieren. Bildkritik kann so als Scharnier zwischen transzendentaler Bewusstseinskritik und Ideologie- oder Spektakelkritik fungieren.

Starting from Kant’s conception of critique as »Grenzziehung,« the immanent representation of being, or, the conscious world, is understood as a screening off of its noumenal ground. Materially bound images gain a particular function in the explication of the structure of this immanence. As objects within the phenomenal world they duplicate the world’s phenomenal- ity in the dimension of iconic semblance by (partially) negating their material support. This cleavage between the image’s phenomenality and its materiality makes images into possible catalysts of a critique of natural consciousness, be it individual or collective. Thus, »image critique« can serve as a hinge between a transcendental critique of consciousness and a critique of ideology or spectacle.