Der Begriff "Erste Philosophie" ist aristotelischen Ursprungs. Er bezeichnet bei Aristoteles diejenige philosophische Disziplin, die das göttliche, selbständige und unbewegliche Seiende betrachtet. Bei Wolff dagegen ist die Erste Philosophie deshalb die erste, weil sie die Grundsätze und die elementaren Begriffe bereitstellt, welche die Grundlage für ein deduktives Erkennen bilden.
Indem Wolff nach dem Vorbild bereits vorliegender Metaphysikhandbücher des 17.Jhd.s die Ontologie zu einer eigenständigen Disziplin erhebt, trennt er die onto-theologisch verfaßte aristotelische Metaphysik in zwei Gebiete. Die Ontologie behandelt der aristotelischen Maßgabe getreu das Seiende als solches, während die philosophische Theologie zu einer Theologia naturalis ausgebaut wird.
Die Ontologie wird gemäß den Regeln der wissenschaftlichen Methode ausgeführt, die mit der mathematischen und philosophischen Methode identisch ist. Dies bedeutet, daß Begriffe klar definiert werden müssen, also zur Identifikation eines Gegenstandes und zu dessen Unterscheidung von allen anderen Gegenständen hinreichen. Begriffe müssen widerspruchsfrei sein und derart in einer Ordnung hergelei-tet werden, daß jeder später gebrauchte Begriff zuvor erklärt wird. Das gleiche gilt für die wissenschaftlichen Sätze, also die Axiome, Postulate und Theoreme.
Das Kernstück der §§ 1-78 der Philosophia Prima sive Ontologia (1730), dem lateinisch verfaßten Gegenstück zum zweiten Kapitel der Deutschen Metaphysik, bildet daher die Wolffsche Prinzipienlehre, welche die Grundsätze des ausgeschlossenen Widerspruchs, des ausgeschlossenen Dritten, der Identität und des zureichenden Grundes umfaßt.
Die Ausgabe bietet die erste deutsche Übersetzung dieser grundlegenden Lehre im Kontext der Wolffschen Metaphysik.
Die Übersetzung vermittelt zwischen Originaltreue und modern verständlicher Ausdrucksweise und ermöglicht die Lektüre auch Studierenden, mit keinen oder geringen Lateinkenntnissen. Prof. Dr. Rainer Stuhlmann-Laeisz
... in einer guten, luziden Übersetzung ...
Prof. Dr. Andreas Graeser
Die Einleitung informiert über deren Hintergründe vorzüglich, zudem erschließen Sachanmerkungen den Text
Prof. Dr. Christoph Jamme
Die nunmehr vorliegende Auswahl aus der Ontologie ist bedeutsam, weil sie die neuzeitliche, maßgeblich von Wolff forcierte Unterscheidung von allgemeiner zu spezieller Metaphysik dokumentiert, also von Ontologie (Seinslehre) einerseits und dem Ternar Gott, Freiheit und Welt (rationale Theologie, Psychologie und Kosmologie) andererseits, die bereits systematisch (wenn auch 'vorkritisch') auf die Unterscheidung Kants zwischen reiner und praktischer Vernunft verweist. Das macht die vorliegende, sorgfältig vorbereitete Textauswahl sowohl für die historische wie für die systematische Betrachtungsweise der Geschichte der Metaphysik in der Neuzeit unentbehrlich. Ihr ist eine weite Verbreitung zu wünschen.
Prof. Dr. Carl-Friedrich Geyer
verdienstvolle Zugänglichmachung eines wichtigen textes von Wolff mit einer guten Übersetzung
Prof. Dr. Axel Bühler