Auch die Kirchen werden in den Krisenstrudel gerissen. Ihre Krise zeigt sich ökonomisch als Krise langfristig schwindender finanzieller Ressourcen und auf einer inhaltlichen und symbolischen Ebene als Verlust an gesellschaftlicher und politischer Bedeutung. Ganz wie in ›weltlichen‹ Bereichen stehen auch für die Kirchen ›Reformen‹ an. Der Text von Herbert Böttcher »Auf dem Weg zu einer ›unternehmerischen Kirche‹ im Anschluss an die abstürzende (Post-)Moderne« zeigt auf, wie sich die Kirchen statt im ›Heiligen Geist‹ im ›Geist des Kapitalismus‹ reformieren wollen. Rat suchen sie bei Konzepten der Organisationsentwicklung, die auf der Grundlage der Systemtheorie operieren. Als Unternehmen wollen die Kirchen Anschluss an ihre Umwelten finden und auf die ›Höhe der Zeit‹ kommen. Heraus kommen dabei Anpassungsprozesse an eine (post)moderne Krisengesellschaft, die sich im Sturzflug nach unten befindet. Dabei geht es nicht nur um organisatorische Anpassung. Diese kann nur helfen, wenn auch die von den Kirchen angebotenen pastoralen und religiösen Produkte auf den esoterischspirituellen Märkten konkurrenzfähig sind und die Bedürfnislagen ihrer Kunden erreichen. Erreicht werden sollen Menschen in ihrer ›Alltäglichkeit‹ und in ihren ›Sozialräumen‹. Ohne Reflexion auf gesellschaftliche Vermittlungszusammenhänge sollen vom Druck der Krisenverhältnisse gestresste und in Depression getriebene Individuen erreicht und so versorgt werden, dass sie sich in den Verhältnissen wieder wohl oder wenigstens besser fühlen. Die angebotenen religiös-esoterischen Produkte sollen nicht an ihrem Wahrheitsanspruch, sondern an ihrer Nützlichkeit gemessen werden. In der Kirche eine Heimat finden sollen gleichzeitig aber auch Menschen, die angesichts des ›Relativismus‹ der Postmoderne nach Sinn und Identität suchen. Angesichts dieser Problemlagen öffnen sich die Kirchen identitärem und autoritärem Denken und Handeln. Dies alles lässt die Inhalte der jüdisch-christlichen Tradition nicht unberührt. Sie werden individualisiert und esoterisiert und sollen dabei existentialistisch und/oder in der Objektivität ›ewiger Wahrheiten‹ gesichert werden. Auf der Strecke bleiben die emanzipatorischen Gehalte der jüdisch-christlichen Tradition, die auf einer herrschaftskritisch zugespitzten Unterscheidung von Transzendenz und Immanenz beruhen.
- | Kapitel kaufen CoverCover
- | Kapitel kaufen Titel1
- | Kapitel kaufen Impressum2
- | Kapitel kaufen Inhalt3
- | Kapitel kaufen Editorial, offener Brief und Spendenaufruf5
- | Kapitel kaufen Nachruf auf Claus Peter Ortlieb18
- | Kapitel kaufen Robert Kurz: Freie Fahrt ins Krisenchaos23
- | Kapitel kaufen 1. Das Totschlagen der Lebenszeit24
- | Kapitel kaufen 2. Warum die Eisenbahn gegen das Auto verloren hat25
- | Kapitel kaufen 3. Henry Ford und die Massenproduktion28
- | Kapitel kaufen 4. Die totale Mobilmachung30
- | Kapitel kaufen 5. Die fordistische Lebensweise33
- | Kapitel kaufen 6. Das Elend der automobilen Freizeitgesellschaft35
- | Kapitel kaufen 7. Der dritte Weltkrieg auf den Straßen36
- | Kapitel kaufen 8. Der Saft wird abgedreht38
- | Kapitel kaufen 9. Die Autogesellschaft erstickt an sich selbst39
- | Kapitel kaufen 10. Die fordistische Weltwirtschaftskrise40
- | Kapitel kaufen 11. Mit Vollgas in den Abgrund42
- | Kapitel kaufen Roswitha Scholz: Der Kapitalismus, die Krise … die Couch – und der Verfall des kapitalistischen Patriarchats45
- | Kapitel kaufen 1. Einleitung45
- | Kapitel kaufen 2. Kernpunkte der Theorie von Žižek46
- | Kapitel kaufen 2.1 Lacan und Hegel46
- | Kapitel kaufen 2.2 Kritik der Postmoderne48
- | Kapitel kaufen 2.3 Ökonomie, Ideologie und Fetischvergesellschaftung49
- | Kapitel kaufen 3. Žižek und die Wert-Abspaltungs-Kritik53
- | Kapitel kaufen 3.1 Marx und Adorno53
- | Kapitel kaufen 3.2 Ökonomie, Ideologie und Fetischvergesellschaftung55
- | Kapitel kaufen 3.3 Psychoanalyse – Gesellschaftskritik – Sozialpsychologie – narzisstischer Sozialcharakter heute60
- | Kapitel kaufen 3.4 Zusammenfassung: Žižek und die Wert-Abspaltungs-Kritik65
- | Kapitel kaufen 4. Tove Soiland, Žižek, Irigaray und die Umrisse eines feministischen Marxismus?68
- | Kapitel kaufen 4.1. Tove Soiland und ihre feministische Kritik des postödipalen Subjekts68
- | Kapitel kaufen 4.2 Tove Soilands strukturalistische Wertkritik70
- | Kapitel kaufen 4.3 Tove Soiland und ihre Umrisse eines marxistischen Feminismus71
- | Kapitel kaufen 4.4 Tove Soiland und die Unterschiede zur Wert-Abspaltungs-Kritik75
- | Kapitel kaufen 5. Žižek, Soiland und die Wert-Abspaltungs-Kritik79
- | Kapitel kaufen Literatur86
- | Kapitel kaufen Thomas Meyer: Zum ungebrochenen Elend des Positivismus – Ein verspäteter Nachtrag zur ›Sokal-Affäre‹90
- | Kapitel kaufen 1. Einleitung: Die Sokal-Affäre und der postmoderne Unsinn90
- | Kapitel kaufen 2. Sokals Einwände gegen den akademischen Postmodernismus und die ›bewusstlose Objektivität‹95
- | Kapitel kaufen 3. Sokals Kritik der feministischen Wissenschaftskritik und die Grenzen positivistischer Wissenschaftskritik101
- | Kapitel kaufen 3.1 Aspekte feministischer Wissenschaftskritik101
- | Kapitel kaufen 3.2 Sokals Einwände gegen die feministische Wissenschaftskritik103
- | Kapitel kaufen 3.3 Das Subjekt im Fokus feministischer Wissenschaftskritik und die Frage nach einem anderen ›Naturzugang‹107
- | Kapitel kaufen 4. Schluss115
- | Kapitel kaufen Literatur118
- | Kapitel kaufen Leni Wissen: Zur Geschichte der Armenfürsorge122
- | Kapitel kaufen 1. Einleitung122
- | Kapitel kaufen 2. Zur Entstehung der Armenfürsorge123
- | Kapitel kaufen 2.1 Zur Umbewertung von Armut im Kontext der Durchsetzung des modernen Arbeitsethos123
- | Kapitel kaufen 2.2 Zur allgemeinen Verschlechterung der Lebensbedingungen in der kapitalistischen Frühgeschichte124
- | Kapitel kaufen 2.3 Zucht- und Arbeitshäuser als Einrichtungen der ›Erziehung zur Arbeit‹126
- | Kapitel kaufen 3. Die Armenfürsorge zur Zeit der Ersten industriellen Revolution128
- | Kapitel kaufen 4. Die Armenfürsorge im Kontext der Zweiten industriellen Revolution131
- | Kapitel kaufen 4.1 Die Armenfürsorge in der Gründerzeit131
- | Kapitel kaufen 4.2 Das Fürsorgesystem zur Zeit des Ersten Weltkriegs133
- | Kapitel kaufen 4.3 Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik135
- | Kapitel kaufen 4.4. Der Wohlfahrtsstaat im Nationalsozialismus136
- | Kapitel kaufen 5. Der Sozialstaat in der Bundesrepublik Deutschland140
- | Kapitel kaufen 5.1. Auf dem Weg zum ›aktivierenden Sozialstaat‹140
- | Kapitel kaufen 5.2. Der ›aktivierende Sozialstaat‹140
- | Kapitel kaufen 6. Mittelschichtsangst, die Abgrenzung nach unten und struktureller Antiziganismus143
- | Kapitel kaufen Literatur144
- | Kapitel kaufen Andreas Urban: Überflüssigkeit als totale Institution146
- | Kapitel kaufen 1. Das Altenheim als Verwahranstalt im gesellschaftlichen Diskurs150
- | Kapitel kaufen 2. Von der Arbeitsdisziplinierung zur Verwahrung der Alten – Geschichte des Altenheims vom 17. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts154
- | Kapitel kaufen 3. Entwicklungen seit den 1960er Jahren – Zur Verwahrung der Alten nach dem Ende der Verwahranstalten164
- | Kapitel kaufen 4. Resümee: Warum es keine Altenheime ohne Altenverwahrung geben kann171
- | Kapitel kaufen Literatur175
- | Kapitel kaufen Herbert Böttcher: Auf dem Weg zu einer ›unternehmerischen Kirche‹ im Anschluss an die abstürzende (Post-)Moderne179
- | Kapitel kaufen 1. Zum geschichtlichen Kontext der Kirchenkrise181
- | Kapitel kaufen 1.1 Nachholende Modernisierung in der katholischen Kirche181
- | Kapitel kaufen 1.2 Kirchenkrise und gesellschaftliche Krisenentwicklungen182
- | Kapitel kaufen 2. »Siehe ich mache alles neu« (Offb 21,5) – ›Unternehmerische‹ Strukturen als Antwort auf die Kirchenkrise185
- | Kapitel kaufen 2.1 Strategisches Management und Prozessmanagement187
- | Kapitel kaufen 2.2 Anleihen bei Theologischem188
- | Kapitel kaufen 2.3 Erneuerung als Kirchenziel190
- | Kapitel kaufen 2.4 Systemtheorie als Lehrmeisterin193
- | Kapitel kaufen 2.4.1 Anpassung im ›neuen Geist des Kapitalismus‹195
- | Kapitel kaufen 2.4.2 Auf der Suche nach Kunden in Sozialraum und Lebenswelten196
- | Kapitel kaufen 2.4.3 ›Orte von Kirche‹ – Kirche als Netzwerk199
- | Kapitel kaufen 2.4.4 Von der Ermöglichungsdidaktik zur Ermöglichungspastoral200
- | Kapitel kaufen 3. Theologische Legitimationen und Widersprüchlichkeiten202
- | Kapitel kaufen 3.1 Zum theologischen ›Überbau‹ einer ›unternehmerischen Kirche‹202
- | Kapitel kaufen 3.2 Biblisch-theologische Zähmung der Widerspenstigen206
- | Kapitel kaufen 4. Zur Kritik der kirchlichen Liaison von Lebenswirklichkeit, Organisationsentwicklung und Systemtheorie209
- | Kapitel kaufen 5. Welche ›Religion‹ hat eine ›unternehmerische Kirche‹ im Angebot?213
- | Kapitel kaufen 5.1 Ein esoterisierter christlicher Glaube213
- | Kapitel kaufen 5.2 Nützlichkeit von Religion in den gegenwärtigen Krisenzeiten218
- | Kapitel kaufen 5.3 Ein heilendes und Identität stiftendes Selbst als prozessierendes Selbst224
- | Kapitel kaufen 6. Das Verschwinden von Geschichte und Transzendenz in einer ›unternehmerischen Kirche‹229
- | Kapitel kaufen Literatur232
- | Kapitel kaufen Gerd Bedszent: Vom Marsch in die Barbarei oder Der Osten als Buhmann239
- | Kapitel kaufen 1. Was war die DDR?239
- | Kapitel kaufen 2. Revolutionäre Farce242
- | Kapitel kaufen 3. Krimineller Raubzug245
- | Kapitel kaufen 4. Kampf um Normalität und desaströse Bilanz246
- | Kapitel kaufen 5. Rechte Welle in Ost und West248
- | Kapitel kaufen 6. Eskalation rechten Straßenterrors250
- | Kapitel kaufen 7. Ideologie der Dauerausgemusterten251
- | Kapitel kaufen 8. Das Vierte Reich als Quadratur des Kreises253
- | Kapitel kaufen 9. Unterwegs in den Weltbürgerkrieg254
- | Kapitel kaufen 10. Keine Alternative? Nirgends?255
- | Kapitel kaufen Literatur256