Fehler gefunden?
Erweiterte Suche
English Deutsch

Alter(n) und Wert-Abspaltung

Grundrisse einer kritischen Theorie des Alters und Alterns in der warenproduzierenden Gesellschaft


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783987373367_8
EUR 6,90


Der Beitrag »Alter(n) und Wertabspaltung – Grundrisse einer kritischen Theorie des Alters in der warenproduzierenden Gesellschaft« von Andreas Urban beschäftigt sich mit einem bislang im wert-abspaltungs-kritischen Zusammenhang noch eher selten gestreiften Lebensbereich wie auch sozialem Ungleichheits- und Ausgrenzungsverhältnis: dem Alter(n). Er versucht zu zeigen, dass auch das Alter(n) im Kontext der Wert-Abspaltung analysiert werden und die Wert-Abspaltungstheorie Entscheidendes zum besseren Verständnis von Phänomenen wie Altersfeindlichkeit, Altersdiskriminierung, Anti-Ageing usw. beitragen kann, wie sie in kapitalistischen Gesellschaften weit verbreitet sind und den gesellschaftlichen wie individuellen Umgang mit dem Alter(n), als einem wesentlichen Bestandteil der menschlichen Existenz, maßgeblich prägen. Seine These ist, dass das Alter(n) aus dem Verwertungsprozess herausfällt, wobei sich dieses Herausfallen des Alters primär durch die Ausgliederung alter Menschen aus der abstrakten Arbeit konstituiert, wie sie im entwickelten Kapitalismus in der Institution des Altersruhestands Gestalt angenommen hat. Er spricht in diesem Zusammenhang von einer spezifisch kapitalistischen »Dissoziation des Alters« als einem tief in der Struktur warenproduzierender Gesellschaften verwurzelten Prinzip, aus der letztendlich ein grundsätzlich altersfeindlicher und alte Menschen systematisch ausgrenzender und diskriminierender sozialer Strukturzusammenhang hervorgehe. Dieser Begriff einer für kapitalistische Gesellschaften charakteristischen Dissoziation des Alters wird in seinen materiell-strukturellen, kulturell-symbolischen und sozialpsychologischen Dimensionen entfaltet. Des Weiteren beleuchtet Urban in einem zweiten größeren Abschnitt auch aktuelle, postmoderne Tendenzen einer gesellschaftspolitischen »Aktivierung des Alters« vor dem Hintergrund von Globalisierung, Neoliberalismus und demographischem Wandel. Er verdeutlicht, dass es sich bei diesen Prozessen, die auf der Erscheinungsebene auch mit einer oberflächlichen Positivierung des gesellschaftlichen Altersdiskurses einhergehen (so ist etwa in Wissenschaft und Gesellschaft seit Jahren die Rede von einem »aktiven«, »kompetenten« oder »produktiven Alter«, von »Alterspotenzialen«, von den »jungen Alten« usw.), primär um einen immanenten Formwandel der modernen »Dissoziation des Alters« handelt, durch den es zu einer erheblichen Zuspitzung und Verschärfung der kapitalistischen Altersfeindlichkeit in einer postmodernen »Anti-Ageing-Kultur« kommt. Diese manifestiere sich insbesondere in einer gesamtgesellschaftlichen Tendenz zur »Alterslosigkeit« sowie in der Herausbildung einer immer größere Dimensionen annehmenden Anti-Ageing-Industrie.