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Zeitgenosse Murnau

Eine verpasste Begegnung mit der »Gesellschaft für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft«


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 66. Heft 1
DOI: 10.28937/9783787340682_7
EUR 6,90


Ausgehend von der geplanten, letztlich nicht zustande gekommenen Teilnahme des Filmregisseurs Friedrich Wilhelm Murnau am zweiten Kongress der Gesellschaft für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft verfolgt der Beitrag zwei Absichten: Zum einen skizziert er die Anfänge der Auseinandersetzung der Gesellschaft und ihrer Zeitschrift mit der Frage nach der Kunstfähigkeit des Films. Zum anderen nimmt er die geplante Mitwirkung Murnaus zum Anlass, dessen ästhetische Ansichten in einen Dialog mit Positionen zu versetzen, wie sie in dieser Frage auf dem 1924 nachgeholten Kongress und in der Zeitschrift der Gesellschaft vertreten wurden. Die Übereinstimmungen, die sich zwischen den Auffassungen feststellen lassen, zeugen von der Ernsthaftigkeit, mit der die Gesellschaft, wenn auch nur für kurze Zeit, die Modernisierung ihrer Kunstreflexion und deren Öffnung auf die ästhetische Praxis und die technischen Medien hin betrieben hat. Mit Blick auf Murnau dokumentieren sie die wache Zeitgenossenschaft eines Regisseurs, der noch immer zu Unrecht als »Romantiker« und »Melancholiker« des Films gilt.
Taking film director Friedrich Wilhelm Murnau’s intended participation in the second congress of the Gesellschaft für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft as its point of departure, this essay pursues a twofold goal: On the one hand, it outlines the beginnings of the society’s and its affiliated journal’s critical interrogation of the cinema’s aesthetic value. On the other hand, it puts Murnau’s own views in this question in an imaginary dialogue with positions taken by members of the society during the congress of 1924 and in the pages of the society’s journal. The many analogies to be found point to the sincerity of the society’s short-lived at- tempt to modernize the premises of its reflections on art and to open up towards contemporary modes of artistic practice and new technology-based forms of art. With regard to Murnau they may be taken as documenting a degree of alert contemporaneity that is all too often down- played in traditional accounts of this director as cinema’s great »romantic« and »melancholic«.