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Wie gestaltet sich Fortschritt in der Kunst?

Ist Händels Musik »schlechter« als die Johann S. Bachs?


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 64. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108400
EUR 16,90


Die Musikdramen Georg F. Händels erfreuen sich beim Publikum zunehmender Beliebtheit. Bei Fachleuten hingegen ist das Echo oft verhaltener. Berühmte Komponisten, Wissenschaftler und Dirigenten äußern sich oft in eine Richtung: Händels Musik sei technisch viel einfacher als die von Johann S. Bach. So wird Bachs Musik als »besser« bewertet als die Händels. Es geht mir im Aufsatz darum, die Position, die hinter den Angriffen auf Händel steht, herauszuarbeiten und mit Mitteln der ästhetischen Theorie zu kritisieren. Das könnte ein Stück weiter auf dem Weg zu einer adäquaten Theorie des musikalischen Fortschritts führen. Der Aufsatz bietet allgemeine Informationen über das Verhältnis zwischen musikalischem Ausdruck und seiner formalen Gestaltung. Das macht es möglich, Thesen über den musikalischen Fortschritt zu korrigieren, die seit Richard Wagners Zeiten von einigen Avantgardisten vertreten wurden. Die Berichtigung ist kurz gefasst: Fortschritt in der Musik verläuft nicht linear auf ein letztes Ziel hin, sondern ist pluralistisch.

The music dramas by Georg F. Handel are becoming increasingly popular. The response from experts on the other hand, is often more restrained. Famous composers, scientists and renowned conductors often express themselves in one direction: Handel’s music is technically much sim- pler than the music of Johann S. Bach. In consequence, Bach’s music is evaluated as being «better« than Handel’s. My aim is to identify the position behind the attacks on Handel and to criticize it by means of aesthetic theory. This could lead a bit further towards an adequate theory of musical progress and of progress in the arts in general. The following essay provides information on the relationship between musical expression and its formal design. This makes it possible to correct theses on musical progress, which ever since Richard Wagner have been proposed by some avant-gardist composers. The correction can be expressed in a nutshell: Progress in music is not linear towards a final goal, but pluralistic.