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Von der Kunst, sich fremd werden zu können

Der ästhetische Standpunkt als Korrektiv praktischer Vernünftigkeit


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 63. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108213
EUR 16,90


Judith-Frederike Popp
Von der Kunst, sich fremd werden zu können
Der ästhetische Standpunkt als Korrektiv praktischer VernünftigkeitDer Beitrag folgt der These, dass die ästhetische Dimension des vernünftigenStandpunkts das zentrale Element einer angemessenen Perspektive darauf bildet,wie das Zusammenspiel von Rationalität und Irrationalität zur praktischen Selbstbestimmungals Person beitragen kann. Den Ausgangspunkt bildet eine Auseinandersetzungmit der Position, die normativen Implikationen praktischer Vernünftigkeitund Selbstbestimmung ließen sich aus einem abstrakten Moment derreflexiven Distanznahme ableiten. Der Blick auf Christine Korsgaards Version dieserIdee macht deutlich, dass die dabei aktualisierte Vorstellung des praktischenStandpunkts sowohl einer mangelnden methodologischen Reflexion anheimfälltals auch der Besonderheit irrationaler Handlungen und Erfahrungen nicht gerechtzu werden vermag. Der weitere Text zeigt auf, dass die Suche nach einer alternativenKonzeption, die beide Aspekte berücksichtigt, von einer Gegenüberstellungmit der Psychoanalyse profitiert, da diese in der Lage ist, die Philosophie auf dasoriginäre Potential zurückzuverweisen, das sie in ihren ästhetischen Perspektivenauf praktische Standpunkte zu entfalten vermag.
The article follows the hypothesis that the aesthetic dimension of the standpoint of reason providesthe main element for an appropriate perspective on how the interplay between rationalityand irrationality is able to contribute to practical self-determination as a person. The startingpoint is formed by the critical discussion of the position considering that it is possible to derivethe normative implications of practical reasonableness and self-determination from an abstractmomentum of reflective distance. Whilst taking a look at Christine Korsgaard’s version ofthis idea it becomes clear that it rests on a conception of the practical standpoint that suffersboth from a lack of methodological self-reflection and from neglecting the special features andpotentials of irrational actions and experiences. The following text shows how the search foran alternative conception, which takes both aspects into account, benefits from a comparisonwith psychoanalysis, since this discipline is able to methodologically refer philosophy back tothe original potential it unfolds in its aesthetic perspectives on practical standpoints.