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Ungefährliche Experimente

Das Studio als Labor


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 57. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000107599
EUR 14,90


Im gegenwärtigen Kunstgeschehen ist immer häufiger von ›Laboratorien‹ und ›Forschung‹ die Rede, um künstlerische Studiopraktiken und Ausstellungsräume zu beschreiben. Wird das Studio – traditionell verstanden als Ort, an dem das Künstlersubjekt auf eine Auseinandersetzung mit seinem individuellen Weltverhältnis verwiesen ist – als Labor bezeichnet, ist sogleich ein anderes Modell der Erkenntnisproduktion im Spiel. Dies ist – so die Argumentation im Folgenden – durch vier Aspekte gekennzeichnet: Erstens wird mit dem Laborbegriff ganz offenbar ein Bezug zum Feld der Wissenschaft und seinen Institutionalisierungsformen markiert, zweitens klingt in dem Terminus ›Labor‹ das Versprechen kollektiver Arbeitsformen an, drittens sind Modelle von Arbeit und Produktion angesprochen, die eine andere Beteiligung am Projekt gesellschaftlicher Wissensproduktion beanspruchen als das tradierte Konzept des Studios, und viertens und letztens wird mit diesem Konzept schließlich die Differenz zwischen Produktion und Rezeption aufgeweicht. Dieser Wandel droht zugleich die Sprengkraft künstlerischer Subjektivität zu entschärfen.

Nowadays artists and curators increasingly stress terms like ›laboratory‹ and ›research‹ when describing their studio practice or their exhibition space. The contribution argues that this semantic change articulates a striking shift in the understanding of artistic production and authorship. When the studio – traditionally seen as a place where the individual is committed to his or her world-directedness – is described as a laboratory, another dispositive of knowledge production comes into play. This dispositive seems, I would argue, different from the concept of the studio in four respects: Firstly, it refers to the scientific field and its institutions. Secondly, the laboratory-dispositive promises to be more open to collective labour, thirdly, the laboratory relates to different models of labour and production that claim another stake within the knowledge society, and, fourthly, the distinction between production and reception becomes watered down. These changes, at least, run the risk of downplaying the brisance of artistic subjectivity.