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Überflüssigkeit als totale Institution

Zu Geschichte, Logik und Funktion des Altenheims


Zurück zum Heft: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783987373404_7
EUR 6,90


Andreas Urban widmet sich in seinem Beitrag der Geschichte des Altenheims als moderner Institution. Er schließt damit unmittelbar an seine in einem früheren Artikel (in: exit! Nr. 15) entwickelte These einer kapitalistischen ›Überflüssigkeit‹ alter Menschen (als Grundlage einer strukturellen Altersfeindlichkeit moderner Gesellschaften) an – eine Überflüssigkeit, die sich im Altenheim vielleicht auf besonders eindrucksvolle Weise materiell vergegenständlicht. Er zeigt, dass das Altenheim sowohl historisch als auch logisch eine Institution zur Verwahrung alter Menschen als ›Unproduktive‹ und ›Überflüssige‹ darstellt. Diese Funktion ist auch heute noch gültig, trotz zahlreicher oberflächlicher Veränderungen, die Altenheime in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht haben. Dies kann insbesondere daran abgelesen werden, dass die räumliche wie soziale Segregation und die faktische Einschließung Alter und Pflegebedürftiger bis heute zum Wesen selbst der komfortabelsten und wohnlichsten Pflegewohnhäuser und ›Seniorenresidenzen‹ gehören. Darüber hinaus ist die Altenpflege (nicht nur, aber vor allem die institutionelle) ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalkülen sowie aus der kapitalistischen Wert-Abspaltungs-Struktur resultierenden Zeit logiken unterworfen. In diesem Zusammenhang liefert der Beitrag auch so manche kritische Einsichten in Phänomene und Tendenzen, die heute in Wissenschaft und medialer Öffentlichkeit unter den Stichworten ›Pflegenotstand‹ und ›Care-Krise‹ diskutiert werden, z. B. fortschreitende Ökonomisierung des Pflegesystems, unzumutbare Arbeitsbedingungen in der Pflege, Vernachlässigung von und Gewalt gegen Pflegebedürftige etc.