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Stillgestellte Zeit

Robert Steidls Gemälde »Reisegruppe«: eine tiefenhermeneutische Interpretation


Zurück zum Heft: Zeitschrift für kritische Theorie, Heft 50/51
EUR 6,90


Gunzelin Schmid Noerr exemplifiziert die von Alfred Lorenzer inspirierte Methode der tiefenhermeneutischen Kulturanalyse als Interpretation der Formensprache eines zeitgenössischen Kunstwerks. Schmid Noerr betrachtet ein Gemälde von Robert Steidl mit den Mitteln des ›szenischen Verstehens‹. Er geht den Dimensionen der Bedeutung von ›gestalteter Zufälligkeit‹ im Zusammenhang subjektiver, sich dem Bewussten entziehender Interaktionen und erstarrender Handlungsentwürfe nach. Weil kulturell symbolisierte Formationen, in denen sich Phantasien, Ängste, Hoffnungen und Konflikte manifestieren, um ihrer Konsistenz willen dazu tendieren, gegenläufige Regungen in die Latenz abzudrängen, müsse sich die Analyse »auf ein imaginäres dialogisches Zusammenspiel mit dem Werk einlassen« und »eine in dem szenischen Arrangement des Werkes angebotene virtuelle Rolle übernehmen, um die Bedeutung einer inszenierten Erlebnisfigur zu entschlüsseln.« Mit Seitenblicken auf Watteau und Friedrich wird in Steidls motivisch harmlos und willkürlich scheinendem Bild die Gestaltung einer »Angstkomponente« entziffert, die auf Zeit und Tod verweist. Eine Farbreproduktion der analysierten Werke von Steidl ist auf der Website der ZkT einzusehen.