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Spur, Zeugnis und Imagination

Der Erkenntniswert von Dokumentarfilmen


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 65/1, 2020: WERK-ZEUGE
DOI: 10.28937/1000108484
EUR 17,90


In diesem Aufsatz argumentiere ich, dass alle Dokumentarfilme darauf abzielen, uns Erkenntnis über einen Aspekt der Realität zu vermitteln. Dieser These zu­ folge sind Dokumentarfilme – im Unterschied zu anderen Filmgattungen – der Wirklichkeit verpflichtet. Vor diesem Hintergrund sollen in diesem Aufsatz zwei Aspekte genauer untersucht werden: zum einen, wie der kognitive Wert von Dokumentarfilmen genauer zu verstehen ist, und zum anderen, inwiefern ausgehend von diesem epistemischen Aspekt Unterscheidungskriterien zwischen Dokumentarfilmen und anderen Filmgattungen entwickelt werden können. Der Aufsatz gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil werde ich die Frage untersuchen, inwiefern Dokumentarfilme ›Dokumente‹ der Realität sind. Dabei werde ich verschiedene Interpretationen des epistemischen Ziels von Dokumentarfilmen besprechen und auch die ›Vergegenwärtigungsansicht‹ als Ergänzung zu der ›assertorischen Ansicht‹ (Plantinga, Carroll und Currie) und zu der ›Verstehensansicht‹ (Dromm) anbieten. Im zweiten Teil sollen die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Dokumentarfilmen und Spielfilmen besprochen werden, um genauere Unterscheidungskriterien zu entwickeln. Ich werde hierfür den phänomenologischen Begriff der Imagination (Sartre, Meunier) einführen und seine Produktivität für die Debatte über den kognitiven Wert von Dokumentarfilmen aufzeigen.
In this paper I will argue that the common denominator shared by all examples of what we call documentary film is their pursuit of an epistemic goal. According to this view, documentaries, unlike fictional films, are committed to reality. Against this background, in this paper I explore two key aspects of documentary films. On the one hand, I establish an understanding of the cognitive value of documentary film and, on the other, I explore a range of criteria for differentiating between documentary films and fictional films. The paper is divided into two sections. In the first, I examine the question of whether documentaries can be regarded as ›documents‹ of reality. I explore different interpretations of the epistemic value of documentary films and I present the ›re-presentation view‹ as supplementary to the ›assertoric view‹ (Plantinga, Carroll and Currie) and the ›understanding view‹ (Dromm). In the second section, I discuss the similarities and differences between documentary films and fictional films, and I develop specific criteria of differentiation. Here I introduce the phenomenological concept of imagination (Sartre, Meunier) and show how it can help in explaining the epistemic dimension of documentary films.