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Kurzer Traktat über Gott, den Menschen und dessen Glück

Sämtliche Werke, Bd. 1


Herausgegeben von Wolfgang Bartuschat
Philosophische Bibliothek 091. 2014. Neu übersetzt, herausgegeben, mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Wolfgang Bartuschat. Vollständige Neuausgabe. XLII, 148 Seiten.
978-3-7873-2732-4. Kartoniert
EUR 19,90


Spinozas Kurzer Traktat gilt als früher Grundriss seines Hauptwerkes, der Ethik. Neben der eigenständigen Bedeutung, die dem Text zukommt, werden hier wesentliche Hinweise auf die Quellen und Problemstellungen gegeben, an die Spinoza (1632–1677) anknüpft und an denen sich sein Denken entzündet.


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Der Kurze Traktat ist ein Frühwerk Spinozas. Er entstand um 1660 und ist nur als Kopie einer niederländischen Übersetzung der lateinisch geschriebenen Abhandlung erhalten; erst 1862 wurde er, in unzureichender Form, erstmals publiziert.

Der junge Philosoph, 1656 aus der jüdischen Gemeinde in Amsterdam verbannt, Autodidakt und voller Wissbegierde, stand unter dem Einfluss vielfältiger geistiger Strömungen. Da ist einmal die marranische Tradition jüdischen Denkens, die in Amsterdam fortwirkte; zum anderen das antidogmatische Christentum seines Freundeskreises der Kollegianten und Mennoniten; die neuplatonisch beeinflusste Philosophie des Leone Ebreo; sowie nicht zuletzt die Philosophie Descartes’, die in affekttheoretischer Hinsicht in den Traktat eingegangen ist.

Auch wenn Spinoza seine Gedanken hier noch nicht more geometrico demonstriert, kann der Kurze Traktat als eine Frühform der Ethik, seines systematischen Hauptwerks, angesehen werden. Die drei im Titel genannten Themen sind auch die drei zentralen Themen der Ethik: Gott, Mensch und menschliches Glück. Wesentliche Elemente der reifen Philosophie Spinozas sind schon präsent: die attributiv bestimmte Natur Gottes, der Monismus der einen Substanz, die Zurückweisung der Willensfreiheit, die ontologische Nichtigkeit der moralphilosophischen Kategorien von »gut« und »schlecht«, die Theorie des Wahren als Kriterium seiner selbst und des Falschen, die Verankerung der Leidenschaften in einer unzureichenden Form des Erkennens, die Vernunft als Instanz einer Beurteilung und nicht Steuerung der Affekte, menschliche Freiheit als Freisein von äußerem Zwang.
Vollständige Neuübersetzung von Wolfgang Bartuschat mit neuer Einleitung und kommentierenden Anmerkungen sowie einem deutsch-niederländischen Begriffsregister.