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Produktiver Schein

Phänomenotechnik zwischen Ästhetik und Wissenschaft 


Back to issue: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 60. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000106263
EUR 14.90


Der Begriff der Phänomenotechnik, den Gaston Bachelard in den 1930er Jahren einführte, erfreut sich in der neueren Wissenschaftsforschung großer Beliebtheit, welche damit auf die technische und sozial vermittelte Dimension wissenschaftlicher Tatsachen hinweist. Im Zuge der allgegenwärtigen Rückkehr zu ›realistischen‹ Wirklichkeitsauffassungen wurde das Konzept der Phänomenotechnik mehrheitlich als ›konstruktivisches‹ Relikt verworfen. Der Beitrag schlägt eine alternative Lesart des Konzepts vor, in der es anstelle der These von der Konstruiertheit aller wissenschaftlicher Tatsachen um die spezifische Verbindung von Phänomenalität und Technizität geht: Was heißt es, davon auszugehen, dass dasjenige, was erscheint, nicht einfach gegeben ist, sondern immer erst zur Sichtbarkeit gebracht werden muss? Anstelle einer Technikauffassung, die Technik bloß auf Entlastung und auf die Fähigkeit des ›Übersehens‹ zurückführt (›Anästhesie‹ des Mediums), wird für eine Technikauffassung plädiert, die der eigentümlich hervorbringenden, aisthetisierenden Leistung des Technischen Rechnung trägt. Abschließend werden die Parameter einer noch zu schreibenden ›Techno-Ästhetik‹ benannt.

The notion of ‘phenomenotechnique’ which Gaston Bachelard introduced in the 1930’s has enjoyed popularity among historians of science who used it in order to insist upon the technical and social mediateness of scientific facts. In the wake of the current triumphal return to epistemological ‘realism,’ the idea of phenomenotechnique has been dismissed as an alleged relic of ‘constructivism.’ The article advocates for a different reading of ‘phenomenotechnique,’ which, rather than insisting on the fabrication of the scientific fact, highlights the intrinsic connection of phenomenality and technicality. Phenomena are not simply given, they must be brought to visibility. While philosophies of technique have mostly stressed that technicity consists in overlooking the process (the ‘anesthesia’ of the medium), the paper argues for a conception of technicity that makes space for its productive, aestheticizing capacity. Finally, the article gestures towards parameters of what a ‘techno-aesthetics’ could look like.