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Heidis Leidensmedien

Johanna Spyris Roman in visuellen Adaptionen vom Bilderbuch bis zum Splatter-Film


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 69/1
EUR 16,90


Der Beitrag untersucht Heidis Leiden in der multimedialen Karriere von Johanna Spyris 1880 erschienenem Roman Heidis Lehr- und Wanderjahre. Diese werden in den Adaptionen immer neu funktionalisiert, und zwar entsprechend den gesellschaftlichen und genrespezifischen Bedingungen. Steht in Spyris Roman ein pathologisiertes Heimweh im Fokus, das christlich überhöht wird, indem es als Notwendigkeit auf dem Weg zur Seligkeit interpretiert wird, tritt die religiöse Motivierung in späteren Adaptionen zunehmend in den Hintergrund. In der (Nach-)Kriegszeit wird die heile Bergwelt dazu genutzt, Gemeinschaft zu stiften und das politische Profil der Schweiz zu schärfen. Einen kindlichen Regress durchläuft Heidi in der vielleicht berühmtesten Adaption als cute Heidi im Anime, während sie sich in den Adaptionen des 21. Jahrhunderts emanzipiert, um zuletzt als Mad Heidi in einem dystopischen Setting die Schweiz vor einer Käsediktatur zu retten: Heidi leidet jetzt nicht mehr, sie ist mad.