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Grenzen des Fragments


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 65/1, 2020: WERK-ZEUGE
DOI: 10.28937/1000108480
EUR 17,90


In diesem Aufsatz wird zunächst der Begriff ›Fragment‹ im Kontext einer Theorie des ›Werks‹, also des abgeschlossenen Artefakts, geklärt. Es wird gezeigt, dass Fragmente im Gegensatz zu Werken in mindestens einer Hinsicht defiziente Artefakte sind. Im folgenden Schritt wird herausgearbeitet, wo das Fragment an seine Grenzen kommt. Gemeint ist dabei einerseits die materielle Abgrenzung des Fragments von seiner Umgebung durch Schnitte, Brüche und Konturen, andererseits die begriffliche Abgrenzung des Fragments von benachbarten literarischen Formen der Prosa und der Lyrik wie Aphorismus, Skizze, Entwurf, Montage und Monostichon. Ferner wird ein Blick auf ›totale Fragmente‹ (George Steiner), also Extremformen der Fragmentierung, geworfen, vor allem auf solche Fälle, in denen Artefakte ganz oder nahezu ganz gescheitert, verloren oder zerstört sind, also ein Maximum an Defizienz aufweisen. Der Schwerpunkt der Überlegungen liegt im Bereich der Literatur; andere Künste und Medien werden jedoch durchgehend vergleichend herangezogen.
In this paper, the term ›fragment‹ is first defined in the context of a theory of the ›work‹, i.e., the completed artifact: unlike works, fragments are deficient artifacts in at least one respect. Moreover, it is outlined where the fragment reaches its limits. This means on the one hand the material delimitation of the fragment from its surroundings by cuts, breaks, and contours, on the other hand the conceptual delimitation of the fragment from adjacent literary forms of prose and poetry, e.g. aphorism, sketch, draft, cut-up, or monostichon. Finally, ›total fragments‹ (George Steiner) are considered, that is, extreme forms of fragmentation, especially such cases in which artifacts have failed, been lost or destroyed completely or almost completely, this means: they have reached a maximum of deficiency. The focus of the argumentation lies in the field of literature; however, other arts and media are often used for comparison.