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Das Groschenheft als Bildungsfaktor oder die Zähmung der Einbildungskraft

Ernst Jüngers Roman »Die Zwille« von 1973 wiedergelesen


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 63. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108218
EUR 16,90


Das Groschenheft als Bildungsfaktor oder die Zähmung der EinbildungskraftErnst Jüngers Roman Die Zwille von 1973 wiedergelesen
Ernst Jüngers Roman Die Zwille von 1973 wird als Glied einer Kette von BildungsromanenJüngers gelesen. Die Zwille gibt gattungstypisch präzise Auskunft überden historischen und systematischen Ort des ›bildenden‹ Lesens. Der Roman zeigt,wie unterhaltsamer Stoffkonsum, deep reading und repetitive Auswendigkeitslektüreentstehungsgeschichtlich gelagert sind. Er zeigt aber auch, wie diese Techniken vonjedem und jeder Einzelnen eingeübt werden müssen, um eines Tages so zusammenspielenzu können, dass im Bildungsprozess eine ebenso haltbare wie gehaltvolleVorstellung von der eigenen Person erlangt werden kann. Schließlich wirddeutlich, dass dabei verschiedene Einfühlungskapazitäten verschiedener Medientechnikeneine große Rolle spielen. Die Einbildungskraft wird periodisch technischneu organisiert. Da von hier aus die ›gesellschaftlich‹ entscheidenden mimetischenSchleifen in Gang gesetzt werden, lohnt sich die Beobachtung (mit Jünger).
Ernst Jünger’s 1973 novel »Die Zwille« (»The Slingshot«) is read as a link in a chain of›Bildungsromane‹ by Jünger. In a manner typical of that genre, »Die Zwille« provides exactinformation on the historical and systematic place of ›educative‹ (›bildend‹) reading. The novelshows how the consumption of reading matter for entertainment, deep reading, and repetitivereading by rote are embedded in the history of its development. However, it also showshow these techniques must be rehearsed by each individual if they are one day to interplay insuch a manner in the course of the process of ›Bildung‹ as to allow for a solid and substantivenotion of the self to be attained. Finally, it becomes apparent that the varying capacities forsensitivity and intuition (›Einfühlung‹) of various media techniques have a great part to playin this process. The imagination is periodically reorganized by technical means. Since this iswhere the ›socially‹ decisive mimetic loops are set into action, it is worthwhile to join Jüngerin this exercise in observation