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Suche nach dem wahren Leben

Confessiones X / Bekenntnisse 10


Herausgegeben von Norbert Fischer
Philosophische Bibliothek 584. 2006. Übersetzt, mit einer Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Norbert Fischer. XCI, 188 Seiten.
978-3-7873-2007-3. E-Book (PDF)
DOI: 10.28937/978-3-7873-2007-3
EUR 3,99
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In diesem Buch seiner 'Confessiones' sucht Augustinus nach einer Antwort auf die Frage, wie sich der einzelne, obwohl in seinem Sein und in seinen Handlungen auf sich selbst gestellt, gleichwohl darauf einstellen kann und soll, sich nicht von rein egoistischen Motiven leiten zu lassen, sondern von den Prinzipien der – von Gott gesetzten – Moralität.

Im zehnten Buch seiner Confessiones befaßt sich Augustinus mit der Frage der Selbsterkenntnis oder mit der "Suche nach dem wahren Leben". Obwohl er davon ausgeht, daß jeder Mensch sich selbst besser kennt, als andere ihn kennen, hält er dafür, daß diese Selbstsicherheit kein Garant sein kann für das Gelingen eines guten Lebens, das für ihn - wir schreiben das Mittelalter - nur dann seine Erfüllung erlangt, wenn der Handelnde die moralischen Vorgaben einhält, die Gott dem Menschen gesetzt hat. Denn Augustinus ist sich dessen bewußt, daß die Selbsteinschätzung des einzelnen unsicher und fehlerhaft sein kann und er eigentlich nicht in der Lage ist, sein eigenes Sein ganz erfassen zu können.

Thema ist in 'Confessiones 10' daher die Suche nach der Antwort auf die Frage, wie der einzelne, dessen Würde gerade darin besteht, aus Freiheit und in eigener Verantwortung zu handeln, dazu gelangt, in seinem Handeln nicht rein egoistischen Interessen zu folgen, sondern das hohe Ziel zu erreichen, aus eigener Einsicht und eigenem Antrieb ein gottgefälliges Leben zu führen, will sagen: den von Gott gesetzten Geboten zu genügen.

Nach Augustinus können lediglich die Menschen die göttliche Vollendung, auf die hin alle geschaffen sind, erlangen, die trotz ihrer Endlichkeit den Weg wohlwollender, nichtegoistischer Liebe suchen. Christus gilt ihm als Brücke, die von Gott zu den Menschen führt, sobald sie diesen - trotz ihrer Bedürftigkeit, Schwäche und Endlichkeit - den Weg zu einem Leben der "Heiligkeit" bahnt.
Ohne eine gewisse Kenntnis von Augustinus ist die gesamte europäische Denk- und Kulturgeschichte nicht verständlich. […] So sind Pascal und Descartes, aber auch Leibniz nicht ohne augustinischen Hintergrund zu verstehen, dasselbe gilt für Spinoza […] und den Deutschen Idealismus.
Aus: Franz Schupp, Geschichte der Philosophie im Überblick

Kurzum: die hier anzuzeigende Neuerscheinung aus der Hand des Philosophen und Theologen Norbert Fischer entspricht aufs Trefflichste dem Anruf der gegenwärtigen kulturellen Situation. Diese Entsprechung gilt nicht nur für den ausgewählten augustinischen originaltext (der im wesentlichen der elektronischen Edition des Corpus Augustinianum a Cornelio Mayer editum folgt), sondern ebenso für dessen Übersetzung, die den Leser von Sprache und Stil her zum Mitgehen mit den so fremden und doch auch wieder so vertrauten Gedanken des spätantiken Bischofs von Hippo einlädt.
Theologische Revue Nr. 4 (2008, Jg. 104)

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