Im Zentrum von Aristoteles' Kritik an Platon steht der Vorwurf, Platon habe die Ideen zu selbständigen Entitäten erklärt, die von den wahrnehmbaren Dingen getrennt existierten, statt ihnen immanent zu sein. Folgerichtig zeichnen sich die aristotelischen Nachfolger der platonischen Ideen, die Formen, durch Immanenz aus. Aristoteles selbst spricht den Formen jedoch zugleich Getrenntheit zu.
Wie ist das zu verstehen? Wie können immanente Formen getrennt sein? Die Frage betrifft den ontologischen Status der Formen bei Aristoteles und damit den Kern seiner Ontologie: Wenn die Formen lediglich in einem abgeschwächten Sinn getrennt sind, verliert Aristoteles die Rechtfertigung dafür, sie als primäre Substanzen, als das eigentlich Wirkliche anzusehen; wenn sie dagegen in einem starken Sinn getrennt sind, droht er, in Platonismus zurückzufallen.
In dieser Arbeit wird argumentiert, daß Aristoteles erfolgreich einen genuinen Mittelweg einschlägt: In seiner Theorie können unter den Formen allein die des Lebendigen Getrenntheit beanspruchen, und zwar deshalb, so die These, weil sie ursächlich für ihre eigene Aufrechterhaltung durch Ernährung und Reproduktion sind. Die These wird, in stetiger Auseinandersetzung mit der Forschung, aus sorgfältigen Textanalysen insbesondere zu den zentralen Büchern der Metaphysik gewonnen. Eine Deutung dessen, wie Aristoteles 'getrennt' in Bezug auf die konkreten Dinge versteht, und eine Darstellung seiner Auseinandersetzung mit Platon bereiten die Klärung der Frage vor, was 'getrennt' in Bezug auf die Formen heißt. Die Antwort erfolgt, indem das aristotelische Konzept der lebendigen Form als einer immanenten Ursache genau expliziert wird. Schließlich wird gezeigt, daß dieses Konzept Aristoteles' Behauptung rechtfertigt, die Form erfülle seine strikten Bedingungen für Definierbarkeit.Im Zentrum von Aristoteles' Kritik an Platon steht der Vorwurf, Platon habe die Ideen zu selbständigen Entitäten erklärt, die von den wahrnehmbaren Dingen getrennt existierten, statt ihnen immanent zu sein. Folgerichtig zeichnen sich die aristotelischen Nachfolger der platonischen Ideen, die Formen, durch Immanenz aus. Aristoteles selbst spricht den Formen jedoch zugleich Getrenntheit zu.
Wie ist das zu verstehen? Wie können immanente Formen getrennt sein? Die Frage betrifft den ontologischen Status der Formen bei Aristoteles und damit den Kern seiner Ontologie: Wenn die Formen lediglich in einem abgeschwächten Sinn getrennt sind, verliert Aristoteles die Rechtfertigung dafür, sie als primäre Substanzen, als das eigentlich Wirkliche anzusehen; wenn sie dagegen in einem starken Sinn getrennt sind, droht er, in Platonismus zurückzufallen.
In dieser Arbeit wird argumentiert, daß Aristoteles erfolgreich einen genuinen Mittelweg einschlägt: In seiner Theorie können unter den Formen allein die des Lebendigen Getrenntheit beanspruchen, und zwar deshalb, so die These, weil sie ursächlich für ihre eigene Aufrechterhaltung durch Ernährung und Reproduktion sind. Die These wird, in stetiger Auseinandersetzung mit der Forschung, aus sorgfältigen Textanalysen insbesondere zu den zentralen Büchern der Metaphysik gewonnen. Eine Deutung dessen, wie Aristoteles 'getrennt' in Bezug auf die konkreten Dinge versteht, und eine Darstellung seiner Auseinandersetzung mit Platon bereiten die Klärung der Frage vor, was 'getrennt' in Bezug auf die Formen heißt. Die Antwort erfolgt, indem das aristotelische Konzept der lebendigen Form als einer immanenten Ursache genau expliziert wird. Schließlich wird gezeigt, daß dieses Konzept Aristoteles' Behauptung rechtfertigt, die Form erfülle seine strikten Bedingungen für Definierbarkeit.
- | Kapitel kaufen Cover1
- | Kapitel kaufen VorwortV
- | Kapitel kaufen InhaltsverzeichnisVII
- | Kapitel kaufen Einleitung1
- | Kapitel kaufen § 1 Die Fragestellung1
- | Kapitel kaufen § 2 Zur Problemgeschichte5
- | Kapitel kaufen § 3 Zum Vorgehen9
- | Kapitel kaufen I Der Begriff der uneingeschränkten Getrenntheit13
- | Kapitel kaufen 1 Eine konservative Deutung13
- | Kapitel kaufen § 1 Die verschiedenen Spielarten von Getrenntheit (H 1)13
- | Kapitel kaufen § 2 Uneingeschränkte und örtliche Getrenntheit15
- | Kapitel kaufen § 3 Das Getrennte als Zugrundeliegendes (Phys. I 2)17
- | Kapitel kaufen § 4 Das Getrennte als selbstverursachte Einheit (APo. I 4)26
- | Kapitel kaufen 2 Alternative Deutungen31
- | Kapitel kaufen § 5 Uneingeschränkte Getrenntheit als Fähigkeit zur unabhängigen Existenz31
- | Kapitel kaufen § 6 Probleme für die Unabhängigkeits-Deutungen42
- | Kapitel kaufen § 7 Uneingeschränkte Getrenntheit als numerische Distinktheit44
- | Kapitel kaufen 3 Das neue Verhältnis der Begriffe des Getrennten und Zugrundeliegenden48
- | Kapitel kaufen § 8 Die Lösung des Begriffs der Getrenntheit vom Subjekt-Kriterium (Δ 8)48
- | Kapitel kaufen § 9 Die Unzulänglichkeit des Subjekt-Kriteriums (Z 3)53
- | Kapitel kaufen § 10 Konsequenzen für die Interpretation von >getrennt<65
- | Kapitel kaufen § 11 Der Begriff des bestimmten Dies (τόδε τι) 68
- | Kapitel kaufen § 12 Die Ungetrenntheit der Materie und die Getrenntheit der Körper72
- | Kapitel kaufen II Interpretationsansätze zum Begriff der getrennten Form77
- | Kapitel kaufen 1 Ansätze aus der Forschung77
- | Kapitel kaufen § 1 Die Bedeutung von >begrifflich getrennt< (λόγω χοριστός)77
- | Kapitel kaufen § 2 Die ontologische Dignität der Getrenntheit der Form80
- | Kapitel kaufen 2 Die platonischen Ideen bei Aristoteles87
- | Kapitel kaufen § 3 Das Verfahren und die Motivation der Platoniker87
- | Kapitel kaufen § 4 Die Kritik an den platonischen Ideen92
- | Kapitel kaufen § 5 Die Substanzen neben den wahrnehmbaren Dingen95
- | Kapitel kaufen 3 Die Frage nach einer getrennten Form in den Aporien99
- | Kapitel kaufen § 6 Die getrennte Form als irreduzible Ursache (B1)99
- | Kapitel kaufen § 7 Platonische Motive für eine getrennte Form (B 4)101
- | Kapitel kaufen § 8 Die Auszeichnung der physischen Formen (Z17, H3)112
- | Kapitel kaufen § 9 Zum Begriff der Physis (Phys. II 1, Δ 4)117
- | Kapitel kaufen 4 Die Bedingungen für Definition und Definierbarkeit in Z und H124
- | Kapitel kaufen § 10 Die Allgemeinheits-, die Identitäts- und die Einheits-Bedingung (Z 4)124
- | Kapitel kaufen § 11 Form und Spezies135
- | Kapitel kaufen § 12 Die Immaterialitäts-Bedingung (E 1, Z 6)139
- | Kapitel kaufen § 13 Die Existenz-Bedingung (Z 4)144
- | Kapitel kaufen § 14 Die Komplexitäts-Bedingung (H 3)147
- | Kapitel kaufen III Die Form als Ursache151
- | Kapitel kaufen 1 Die allgemeine Analyse des Werdens151
- | Kapitel kaufen § 1 Der Ort der Werdeanalyse in Z151
- | Kapitel kaufen § 2 Die Faktoren des Werdens155
- | Kapitel kaufen § 3 Die Unbewegbarkeit der Form (Z 8)164
- | Kapitel kaufen § 4 Die Immaterialität der Form (Z 17)173
- | Kapitel kaufen § 5 Die Komplexität des Werdenden (Z 8)179
- | Kapitel kaufen § 6 Die Persistenz der Materie (Z 7)184
- | Kapitel kaufen 2 Die physische Form als Ursache der Ernährung und Zunahme191
- | Kapitel kaufen § 7 Physis, Selbsterhaltung und Aktivität191
- | Kapitel kaufen § 8 Elementare Körper195
- | Kapitel kaufen § 9 Gemischte Körper (GC I 10, II 7)198
- | Kapitel kaufen § 10 Sich nährende und zunehmde Körper (GC I 5)208
- | Kapitel kaufen § 11 Die physische Form als >>Form in Materie<<213
- | Kapitel kaufen § 12 Die physische Form als Aktivität216
- | Kapitel kaufen 3 Die physische Form als Ursache des Werdens223
- | Kapitel kaufen § 13 Physisches Werden und spontanes Werden (Z 7)223
- | Kapitel kaufen § 14 Die Organisation des physischen Werdens (Z 7)227
- | Kapitel kaufen § 15 Zur Frage der Individualität oder Allgemeinheit der Form234
- | Kapitel kaufen § 16 Die Form und Ursache des Werdens als primäre Substanz (Z 7)243
- | Kapitel kaufen § 17 Die Ewigkeit des Physischen (An. II 4, GA II 1)250
- | Kapitel kaufen IV Ursächlichkeit und Definierbarkeit der Form263
- | Kapitel kaufen 1 Die Getrenntheit der physischen Form263
- | Kapitel kaufen § 1 Die zentrale These263
- | Kapitel kaufen § 2 Getrenntheit der Form und Reproduktion (Phys. II 2)265
- | Kapitel kaufen § 3 Getrenntheit und Wirklichkeit (θ 6, λ 5) 267
- | Kapitel kaufen 2 Die Definitionsproblematik in Z 10-11276
- | Kapitel kaufen § 4 Die Undefinierbarkeit der Einzeldinge (Z 10, 15)276
- | Kapitel kaufen § 5 Die Undefinierbarkeit der Klassen von Einzeldingen (Z 10)283
- | Kapitel kaufen § 6 Die Unterscheidung der Form als Ursache gegenüber der Materie (Z 11)289
- | Kapitel kaufen 3 Die Erfüllung der Definitions-Bedingungen298
- | Kapitel kaufen § 7 Die Allgemeinheits-Bedingung, die Existenz-Bedingung und die Z 6 These298
- | Kapitel kaufen § 8 Gattungsbegriff und generische Form302
- | Kapitel kaufen § 9 Die Einheit der Form (Z 12, H 6)311
- | Kapitel kaufen § 10 Die Unteilbarkeit der Form (I 8)322
- | Kapitel kaufen Schlussbemerkung327
- | Kapitel kaufen Anhang: Die Modalität von χωριοτός331
- | Kapitel kaufen Abkürzungen der Aristotelischen Werke335
- | Kapitel kaufen Verzeichnis der zitierten Literatur und der verwendeten Hilfsmittel337
- | Kapitel kaufen Stellenregister349
- | Kapitel kaufen Sach- und Personenregister357