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Big Data und die smarte neue Welt als höchstes Stadium des Positivismus


Back to issue: Exit! Krise und Kritik der Warengesellschaft
DOI: 10.28937/9783987373367_6
EUR 6.90


Thomas Meyer widmet sich in seinem Beitrag »Big Data und die smarte neue Welt als höchstes Stadium des Positivismus« einem neueren Trend in der Wissenschaftslandschaft, der »social physics« und dem Big Data, welche nahezu überall Anwendungen finden. Die Apologeten der »Big Data Sciences« und ihren Anwendungen versprechen sich damit die Lösung aller erdenklichen Probleme. Insofern werden bei diesen Apologeten ein sehr starker technokratischer Impetus und ein vollständiges Unverständnis von Gesellschaft und Geschichte deutlich. So skizziert Meyer den Eigenanspruch der Sozialphysik, wie er vor allem durch den Computerwissenschaftlicher Alex Pentland formuliert wird. Des Weiteren werden diverse Anwendungsmöglichkeiten von Big Data aufgesammelt, wie sie etwa in zahlreichen Algorithmen Realisierung finden. Diese finden sich beispielsweise in der (präventiven) Verbrechensbekämpfung und der Prognose von möglichen »Rückfalltätern«. Anschließend werden diverse links(liberale) Kritiken gegen Big Data aufgeführt, wie jene Cathy O’Neils, die einem im öffentlichen Diskurs immer wieder begegnen können. Durch die enorme Verbilligung von Sensoren, Kameras usw. können alle erdenklichen Gerätschaften mit diesen ausgerüstet und mit dem Internet verbunden werden. Auf diese Weise bildet sich das »Internet der Dinge«. In diesem kommt die digitale Welt sozusagen zu sich, mit zahlreichen Heilsversprechungen: So etwa, dass mit »smarten Gerätschaften« z. B. Strom gespart werden kann und dem Menschen dabei helfen kann, »umweltfreundlich« und »nachhaltig« zu konsumieren. Auch zum Internet der Dinge, »der smarten neuen Welt«, werden links(liberale) Kritiken aufgesammelt, vorwiegend Evgeny Morozovs, und es wird gezeigt, woran diese kranken. In der Regel wird auf das bürgerliche Individuum gepocht, auf dessen Mündigkeit und Entscheidungsfreiheit, die durch Big Data und einer zunehmend »smarten« Infrastruktur, gefährdet ist. Die Digitalisierung wird von diesen Kritiken aber nicht im Zusammenhang der Krise gesehen, der damit einhergehenden sozialen Repression und der kapitalistischen Verwertungsdynamik im Allgemeinen. Im Prinzip wird das ka- pitalistische Schreckensregime digital aufgerüstet. Zum Schluss werden von Meyer noch einige Verlautbarungen des Wissenschaftsbetriebes skizziert, der meint, im Zuge von Big Data sich von der Notwendigkeit von Theorie- und Begriffsbildung überhaupt verabschieden zu können. Zwar bleibt dieser Anspruch vom Wissenschaftsbetrieb nicht unwidersprochen, aber nichtsdestotrotz kann hierbei in der Tat, frei nach Lenin, vom höchsten und letzten Stadium des Positivismus gesprochen werden. Noch leerer kann eine akademische Hohlbirne nicht werden.