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Vorhang, Lampe, Sessel, Uhr

Auf der Suche nach den Dingen der Recherche 


Zurück zum Heft: ZMK Zeitschrift für Medien- und Kulturforschung 2/1/2011: Offene Objekte
DOI: https://doi.org/10.28937/1000107526
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Das 1999 veröffentlichte Proust-Lexikon von Philippe Michel-Thiriet umfasst neben zahlreichen biographischen Daten ein »Lexikon der Personen in der Recherche« sowie ein »Lexikon der Orte der Recherche«. Es gibt jedoch kein Lexikon der Dinge der Recherche: kein Verzeichnis der Möbel im Salon von Madame Verdurin, keine Notiz zur »Feindseligkeit der violetten Vorhänge« im Hotel in Balbec, zum vergessenen Fächer der Königin von Neapel oder der Hängelampe im Esszimmer von Combray. Gehören diese Dinge demnach nicht dazu? Handelt es sich um Uneigentliches, um Beiwerk oder Requisiten? Oder sind diese Objekte im Ordnungssystem eines Lexikons einfach nicht adressierbar? Aber warum? Der Beitrag geht diesen Fragen nach und versucht, den Gegenständen in À la recherche du temps perdu die gleiche Aufmerksamkeit zu schenken, die in der Regel nur den handelnden Charakteren des Romans gewidmet wird. Zugleich geht es um die Hinterlassenschaften von Prousts Existenz, die gelegentlich mit Dingen im Roman identifiziert wurden. Aber wie kann ein reales Ding in einen Roman eingehen? Und findet es jemals wieder heraus?

Philippe Michel-Thiriet's , published in 1999, contains beside biographical data a »lexicon of characters« and a »lexicon of places in the Recherche.« There is, however, no »lexicon of objects:« No directory of the furniture in the parlor of Madame Verdurin, no comment on the »enmity of the violet curtains« in the Hotel of Balbec, the Queen of Naple's forgotten fan or the hanging lamp in the dining room in Combray. Are these objects thus not part of the novel? Are they mere accessories and requisites? Or are they simply not classifiable in the systematic categories of a lexicon? But why? The paper addresses these questions and tries to give the objects in the attention that usually only the novel's protagonists receive. At the same time, it deals with the legacies of Proust's existence that are occasionally identified with the objects in the novel. But how can a real object enter a novel? And does it ever find its way back out?