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»A Line Made by Walking«

Das Gehen als Linienpraxis im anthropologischen und literarischen Diskurs


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 62. Heft 2
DOI: https://doi.org/10.28937/1000108015
EUR 16,90


Der Beitrag beschäftigt sich mit kulturanthropologischen und literarischen Reflexionen auf den Bewegungsmodus des Gehens. Er diskutiert die Frage, inwieweit das Gehen in diesen Diskursen als Linienpraxis aufgefasst wird. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Kulturanthropologie, die dem aufrechten Gang eine Schlüsselfunktion für die Anthropogenese zuweist, diesen zugleich als Produkt eines ›Begradigungsprozesses‹ markiert und an die dichotomische Gegenüberstellung von Natur und Kultur koppelt. In literarischen Texten, aber auch in neueren ökoanthropologischen Ansätzen wird die Natur-Kultur-Opposition und die damit verbundene Privilegierung der geraden Linie kritisch hinterfragt. Setzt die literarische Peripatetik mithin eine alternative Form der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt in Szene? Entwirft sie eine Ökologie des Denkens und Wahrnehmens, die sich jenseits der Natur-Kultur-Dichotomie bewegt? Diese Fragen werden an ausgewählten Fallbeispielen beleuchtet. The essay deals with the peripatetic mode of movement as reflected in cultural anthropology and literature. It asks to what extent these discourses view walking as a practice of line-making. The point of departure is the observation that cultural anthropology ascribes a key role to the upright gait within anthropogenesis while associating it with a process of rectilinearization on the one hand and a sharp dichotomy between nature and culture on the other hand. Certain literary texts and recent approaches in ecologically oriented anthropology have, however, challenged the validity of this dichotomy and the concomitant privilege of the straight line. Does literary peripatetics thus propose an alternative way to grasp the relationship between human beings and the environment? Does it outline a new ecology of the mind that supersedes the binary relation between nature and culture? These questions are discussed with reference to selected case studies.