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Vanitas-Stillleben in der Videokunst

Aktuelle Perspektiven eines barocken Motivs und ihre Gestaltung von Zeitlichkeit


Zurück zum Heft: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft Band 66. Heft 1
DOI: 10.28937/9783787340682_2
EUR 16,90


Das Aufgreifen tradierter Motive, speziell des frühneuzeitlichen Vanitas-Topos, lässt sich in zeitgenössischer Literatur, Theater und bildender Kunst beobachten. Insbesondere die Videokunst weist dabei eine Affinität zum malerischen Genre des Stilllebens auf, welches im Kontext des Topos mit moralisch-religiösen und philo- sophischen Fragen verbunden ist und eine Integration unterschiedlicher Zeitmodi ermöglicht. In Anlehnung sowohl an frühneuzeitliche Zeitkonzepte als auch an aktuelle Theorieansätze werden Gestaltungsformen von Zeitlichkeit untersucht, die durch Film- und Videotechnik entstehen, dabei die innerbildlichen Tempora- litäten statischer Stillleben erweitern und die Symbolik der Vanitas resemantisieren, verfremden oder negieren. Es wird nicht nur gezeigt, wie diese Symbole in der Gegenwartskunst eingesetzt werden, um über Vergänglichkeit und Tod zu reflek- tieren, sondern insbesondere, welche Möglichkeiten neue Technologien aufweisen, das Vergehen von Zeit ästhetisch zu gestalten. Der Beitrag präsentiert eine erste Systematisierung von Vanitas-Stillleben in der Videokunst und gibt einen Einblick in facettenreiche Auseinandersetzungen mit einem klassischen Genre.
In contemporary literature, theatre, and visual arts, one can observe an adaptation of tradi- tional motifs, in particular the early modern trope of ›vanitas‹. Video art, specifically, has an affinity for the painting genre of still life which, within the context of the vanitas trope, is associated with moral, religious, and philosophical questions, and allows for the integration of divergent temporal modes. In this article, we look at both early modern concepts of time and recent theoretical approaches to examine how film and video techniques fashion time artis- tically, extending the temporality of static still lifes beyond their visual frame and reseman- ticizing, defamiliarizing, and even negating symbols of vanitas. We demonstrate how these symbols are employed in the contemporary visual arts to reflect upon transience and death, but also investigate the potential of new technologies to give aesthetic shape to the passing of time. This article presents a first systematization of vanitas still lifes in video art and provides insight into these multifaceted negotiations of a classic genre.