Die Nachzeichnung der Verschmelzung von Leben und Lehre im Wirken des großen Philosophen ist für Cassirer eine zentrale ideengeschichtliche Aufgabe, denn: 'Descartes gehört zu jenen Denkern, bei denen Leben und Werk in völligem Einklang miteinander stehen. Der Gedanke selbst ist es, der hier das Leben formt und der seinen Inhalt und seine Eigenart bestimmt.' Und die Auseinandersetzung mit Descartes' Leben und Leistung 'führt wie von selbst und mit sachlicher Notwendigkeit zu [...] einer allgemeinen Bestimmung dessen, was man als die Aufgabe und das Wesen der Philosophie versteht'.
Im ersten Teil seines 1939 im Exil erschienenen Descartes-Buches beschreibt Cassirer den Rang und die zeitbedingte Grenze der theoretischen Leistung, im zweiten Teil die Stellung Descartes' in seinem Jahrhundert unter besonderer Betonung der praktischen Vernunft Descartes, seiner Ethik.
»Descartes wird nicht aus seinem Umfeld herausgehoben und ikonenhaft präsentiert, sondern umgekehrt versucht Cassirer anhand der ideen- und problemgeschichtlichen Lektüre Descartes' die ›historische Substanz des Zeitalters‹ (266) zu bestimmen.
So entsteht neben der Darstellung Descarte's zugleich ein Panorama der geistigen Kultur des 17. Jahrhunderts. […] Wie Rainer A. Bast in seiner präzisen uns sehr nützlichen Einleitung hervorhebt, hat sich Cassirer sein gesamtes akademisches Leben über mit der cartesischen Philosophie beschäftigt [...].«
Jürgen Goldstein, Philosophischer Literaturanzeiger 54/2001/1