Stefanie Buchenau befasst sich in diesem Buch mit den historischen Wurzeln des Begriffs Menschenwürde. Indem sie diesen erstmals als einen Leitbegriff Kants und der Aufklärung deutet, werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Sprache der Aufklärung überhaupt wieder zu verstehen und zu diskutieren. In diesem Sinne trägt ihre Forschung auch zur Klärung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Debatten bei.
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass Kant unser heutiges Verständnis von Menschenwürde nachhaltig geprägt hat. Nur ist dieser Begriff bisher ausschließlich in seiner praktischen Dimension erfasst worden, und man hat vor allem Kants Widerstand gegen die Anthropologie der Aufklärung hervorgehoben. In diesem Buch werden die gängigen Perspektiven nun umgekehrt. Der leitende Gedanke ist, dass Kants Begriff von Menschenwürde durchaus eine anthropologische Dimension im weiteren Sinne besitzt, insofern er sich auf eine Bestimmung, eine Perfektibilität und einen Titel aller Menschen und vernünftigen Weltbürger bezieht. Seinen anthropologischen Begriff von Würde entwickelt Kant in einer intensiven Debatte mit seinen aufklärerischen Zeitgenossen Mendelssohn, Herder, Garve, Schiller, Blumenbach und Forster. Er liegt sowohl seiner praktischen als auch seiner kritischen Philosophie allgemein zugrunde, die Kant in einer berühmten Reflexion als eine »transzendentale Anthropologie« bezeichnet. Der hier versuchte anthropologische Zugriff auf Kant erfordert zwar eine radikale Umdeutung, eröffnet aber auch ganz neue Einsichten. Er erlaubt es, Kants Thesen in ihrer Genese und in ihrem Kontext zu lesen und sie philosophiehistorisch einzuordnen.
- | Kapitel kaufen CoverU1
- | Kapitel kaufen Inhaltsverzeichnis7
- | Kapitel kaufen Einleitung11
- | Kapitel kaufen Menschenwürde heute. Zentralität und Mehrdeutigkeit unserer Begriffe13
- | Kapitel kaufen Zurück zu deren aufklärerischen Wurzeln15
- | Kapitel kaufen Kants rätselhafte Anthropologia transcendentalis. Über die notwendige Umkehrung unserer Perspektiven19
- | Kapitel kaufen Facetten des Würdebegriffs23
- | Kapitel kaufen Seine aufklärerische Deutung27
- | Kapitel kaufen Gliederung und kurze Zusammenfassung31
- | Kapitel kaufen TEIL I: Vor Kant37
- | Kapitel kaufen Kapitel 139
- | Kapitel kaufen Homoiosis theo: Mendelssohn, Platon und die Bestimmung des Menschen39
- | Kapitel kaufen Spalding: Erhebung, Progression, Gottverähnlichung41
- | Kapitel kaufen Abbts Zweifel: Adel und Ehre des Weltbürgers47
- | Kapitel kaufen Mendelssohn im Dialog mit Spalding und Abbt52
- | Kapitel kaufen Die Veredlung der Menschheit61
- | Kapitel kaufen Schutz der Würde64
- | Kapitel kaufen Würde und Toleranz67
- | Kapitel kaufen Verlust der Menschenwürde, Verbrechen und Strafe 68
- | Kapitel kaufen Schluss 70
- | Kapitel kaufen Kapitel 272
- | Kapitel kaufen Herders Humanität: der Mensch in der Kette der Wesen72
- | Kapitel kaufen Progression, Seelenwanderung, Reminiszenz. Herder vs. Mendelssohn74
- | Kapitel kaufen Humanität am Leitfaden der Naturgeschichte: die Kette der Wesen77
- | Kapitel kaufen Mischwesen und Metamorphosen83
- | Kapitel kaufen Schwellen und Übergänge87
- | Kapitel kaufen Herders pragmatische Geschichte der Menschheit 89
- | Kapitel kaufen Schluss91
- | Kapitel kaufen Kapitel 393
- | Kapitel kaufen Garves Cicero. Selbstschätzung und »Teilnehmung«93
- | Kapitel kaufen Garves Rezension von Mendelssohns Phaedon94
- | Kapitel kaufen Garves Cicerokommentar97
- | Kapitel kaufen Selbstschätzung als Grund der Freiheit100
- | Kapitel kaufen Die Naturgeschichte der Stoa102
- | Kapitel kaufen Gott als Oberherr ? 104
- | Kapitel kaufen Würde, Wert und Preis106
- | Kapitel kaufen Menschenehre und »Teilnehmung«. Garves Bildungsprogramm 113
- | Kapitel kaufen Schluss115
- | Kapitel kaufen Kapitel 4116
- | Kapitel kaufen Philoktet oder: über die Humanität der Literatur116
- | Kapitel kaufen Philoktet am Rande der Menschheit118
- | Kapitel kaufen Der ästhetische Unwert des Philoktet. Smith über Anstand und Schmerz121
- | Kapitel kaufen Sein Griechentum. Winckelmann über edle Einfalt und stille Größe 125
- | Kapitel kaufen Seine Erhabenheit. Mendelssohns Bewunderung 128
- | Kapitel kaufen Seine Schönheit. Lessing mit und gegen Smith131
- | Kapitel kaufen Seine Humanität. Herder über Einfühlung, Ästhetik und Anthropologie137
- | Kapitel kaufen Sein »Interesse«. Garve über ästhetische »Teilnehmung«143
- | Kapitel kaufen Schluss147
- | Kapitel kaufen TEIL II: Kant über Würde, Welten und Weltbürger149
- | Kapitel kaufen Kapitel 5151
- | Kapitel kaufen Kants »Unzufriedenheit« mit seinen Zeitgenossen151
- | Kapitel kaufen Kant und der Platonismus Mendelssohns152
- | Kapitel kaufen Kant über Herders »analogische Sagazität«163
- | Kapitel kaufen Kants »Anti-Garve«168
- | Kapitel kaufen Schluss178
- | Kapitel kaufen Kapitel 6180
- | Kapitel kaufen Erdbewohner und Erdbürger. Kants Kosmopolitismus180
- | Kapitel kaufen Antike und moderne Vorlagen. Wolffs teleologisches Weltbürgertum182
- | Kapitel kaufen Weltgebäude, Ruinen und Erdbeben: der frühe Kant191
- | Kapitel kaufen Kants Korrekturen: die Welt als Spiegel Gottes ?197
- | Kapitel kaufen Kants Kritik an Wolffs Dogmatik203
- | Kapitel kaufen Der κόσμος als πόλις207
- | Kapitel kaufen Schluss209
- | Kapitel kaufen Kapitel 7210
- | Kapitel kaufen Rassen und Menschenwürde. Die Kontroverse zwischen Kant und Forster210
- | Kapitel kaufen Forsters Weltbürgertum 214
- | Kapitel kaufen Das Prinzip Angemessenheit218
- | Kapitel kaufen Forsters Kritik221
- | Kapitel kaufen Kants Korrekturen229
- | Kapitel kaufen Schluss231
- | Kapitel kaufen Kapitel 8233
- | Kapitel kaufen Humanität und Humaniora in der Kritik der Urteilskraft233
- | Kapitel kaufen Der Mensch als Haushälter. Kant und Blumenbach über Stufenleitern234
- | Kapitel kaufen Zweierlei Zweckmäßigkeiten243
- | Kapitel kaufen Das Erhabene und schlechthin Große als Maß menschlicher Würde245
- | Kapitel kaufen Kants Humaniora 248
- | Kapitel kaufen Schluss und Zwischenbilanz: Die allmähliche Transformation von Kants früher Anthropologia transcendentalis252
- | Kapitel kaufen TEIL III: Würde, Ehre, Humanität259
- | Kapitel kaufen Kapitel 9261
- | Kapitel kaufen Die Menschheit selbst ist eine Würde ! 261
- | Kapitel kaufen Einführung. Kants Verhältnis zu Cicero261
- | Kapitel kaufen Jeder Bürger sein eigener Herr ? Ehrbarkeit in der Ständegesellschaft 266
- | Kapitel kaufen Geschichte und Naturrecht274
- | Kapitel kaufen Kants Bruch mit Ciceros Tugendethik und Eudämonismus281
- | Kapitel kaufen Kants Demontage des Würdebegriffs283
- | Kapitel kaufen Schluss286
- | Kapitel kaufen Kapitel 10287
- | Kapitel kaufen Kants Kasuistik der Menschenwürde287
- | Kapitel kaufen Nichtswürdigkeit 293
- | Kapitel kaufen Selbstmord, Autonomie und Heiligkeit des Lebens294
- | Kapitel kaufen Lüge und Ehrlosigkeit296
- | Kapitel kaufen Verbrechen, Mord und Bestialität298
- | Kapitel kaufen Fehler im Recht302
- | Kapitel kaufen Würde und Humanität304
- | Kapitel kaufen Schluss306
- | Kapitel kaufen Kapitel 11307
- | Kapitel kaufen Schillers Humanität: Anmut und Würde, Liebe und Achtung307
- | Kapitel kaufen Kant: »das herrliche Bild der Menschheit«311
- | Kapitel kaufen Schiller über Kants rechtliche persona: »falsche Dignität« !314
- | Kapitel kaufen Die ästhetische persona. Der Mensch als Schauspieler316
- | Kapitel kaufen Schillers alternativer Humanismus318
- | Kapitel kaufen Selbstbestimmung320
- | Kapitel kaufen Würde im Leiden321
- | Kapitel kaufen Schiller über die Polarität der Geschlechter324
- | Kapitel kaufen Schluss 328
- | Kapitel kaufen Schluss329
- | Kapitel kaufen Dank333
- | Kapitel kaufen Literaturverzeichnis335
- | Kapitel kaufen Primärquellen335
- | Kapitel kaufen Sekundärliteratur344
The venerable concept of dignity, which has recently been the center of attention among scholars, has had a long, complex and rich history. To understand it, the scholar must follow and unravel its many threads. No one has engaged in this task with more mastery than Stefanie Buchenau. Her scholarship is extremely meticulous and methodical; her exposition is clear and straightforward. She never gets lost in details, and she always has a firm grasp of the main point. It is hard to imagine a more reliable guide through all the twists and turns of the history of the concept of dignity.
Frederick Beiser