Kritische Anmerkungen des Herausgebers Berthold Wald zu dem Buch „Kurt Flasch, Katholische Wegbereiter des Nationalsozialismus. Michael Schmaus, Joseph Lortz, Josef Pieper. Frankfurt/M. 2021“ finden Sie in der Internationalen katholischen Zeitschrift Communio 5/2023, S. 89-103. Den vollständigen Artikel können Sie mir freundlicher Genehmigung des Communio-Verlags » hier lesen.
»Was fasziniert seine Hörer und Leser? Vielleicht die Tatsache, dass er seine Themen nicht verkomplizierte. Wo andere schwer verständliche Abhandlungen verfaßten, stellte er lesbare Essays vor. Er konnte über 'Glück und Kontemplation' (1957) schreiben, über 'Zustimmung zur Welt' (1964), stets war seine Ausdrucksweise verständlich. Selbst sein Buch 'Thomas von Aquin. Leben und Werk' (1958) zeugte nicht nur von Gelehrsamkeit. Es vermittelte den Laien ein gutes Stück Wissen. Manchen philosophischen Kollegen war Pieper zu sehr Theologe. Und für die Theologen besaß er nicht den passenden Stallgeruch. Das hinderte ihn nicht daran, seine Ansichten zu vertreten.«
Elisabeth Endres in der Süddeutschen Zeitung vom 8./9. November 1997
»Diese Miszellen aus den Jahren zwischen 1942 und 1996 haben es in sich: Sind sie doch nicht mehr und nicht weniger beste Einführungen mit Werkstattcharakter in das Denken Josef Piepers insgesamt. Denn sie zeigen, dass er eben nicht nur ein Interpret der traditionellen Tugendlehre ist, sondern in Auseinandersetzung mit all den Moden, Trends und Namen der Philosophie im 20. Jahrhundert die philosophia perennis durchhält und im besten Sinne aktualisiert, die Europa erst das Rückgrat gegeben hat, das es heute (noch) aufrecht hält.«
Johannes Seibel in der Tagespost vom 4. März 2006
»Wer im Werk Josef Piepers liest, erlebt eine Verzauberung: In einer Sprache von klassischer Klarheit und Schlankheit, in einer Verständlichkeit, die von Intellekt und menschenfreundlicher Lebensart des Autors gleichfalls zeugt, stellt sich hier ein für überholt und widerlegt erklärtes Denken in jugendlicher Spontaneität und Frische dar. Pieper gehörte zu den ganz seltenen Katholiken, die als Theologen und Philosophen die Beschäftigung mit dem heiligen Thomas von Aquin nicht aufgaben, als auch in der katholischen Kirche die Scholastik aus den Lehrplänen der theologischen Fakultäten verbannt wurde. Obwohl das II. Vatikanische Konzil Thomas noch als verbindlichen Lehrer für die Priesterausbildung beim Namen nannte - er ist der einzige Theologe, der jemals in einem Konzilsdokument namentlich erwähnt worden ist -, kann man in Deutschland heute Priester werden, ohne eine Zeile Pieper gelesen zu haben.«
Martin Mosebach in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 12. März 2001
»Anders als viele seiner akademischen Kollegen legt Pieper Wert auf eine klare und verständliche Sprache, während er sich zugleich vor Vereinfachungen hütet und davor warnt, 'irgendein Element der vollen ungeschmälerten Realität zu unterschlagen oder vergessen zu machen'.«
Theologie und Glaube, Heft 2/2001
»Piepers Schriften zu den vier Kardinaltugenden Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Zucht und Maß sowie den drei theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung, Liebe werden hier erstmals in einem Band vorgelegt. Es gibt vermutlich keine andere Darstellung in diesem Jahrhundert, die in der Auslegung aller sieben Haupttugenden einen ebenso gründlichen wie umfassenden Einblick in die Fundamente der abendländisch christlichen Lebenslehre gewährt. Pieper hat sich in seinen Vorlesungen und Schriften nie von (wissenschaftlichen) Trends leiten lassen, sondern nach dem Alten (nicht Veralteten) gefragt: Aufklärung durch Tradition. Neben den sieben Beiträgen enthält der Band ein luzides Nachwort des Herausgebers sowie alle nötigen Hinweise.«
Deutsches Pfarrerblatt, Heft 8 im August 1996
»Pieper dagegen wollte philosophieren, wie Dichter dichten, nicht durch einen besonders poetischen Stil, sondern indem er die gewöhnliche Sprache ernst nahm. Sein Ehrgeiz war, aus dem Staunen nicht herauszukommen, aber dies auf eine völlig unaufgeregte, die Übersicht wahrende Weise. Sein häufig anwesender Antipode dabei war der neun Jahre ältere Ernst Jünger, über den er kritisch bemerkte, dessen Diktion entreiße 'in einem kühnen Akt der Aggression' den Dingen ihr Geheimnis und stelle dieses dann 'als einen sauber präparierten Sektionsbefund' zur Schau. Pieper jedoch reklamierte für sich 'nicht die Haltung dessen, der eingreift, sondern dessen, der sich öffnet'. So atmen seine konzis geschriebenen Bücher eine Ruhe und Ausgewogenheit, die sich unwillkürlich auf den Leser überträgt. Ihre kleine Form ist auch ein ästhetisches Ereignis. Kein Wille zur Systematik spricht daraus, es scheint sich nur um eine Folge leicht hingestreuter Erwägungen zu handeln, deren innere Dramaturgie man erst im nachhinein bemerkt. Die 'Heiterkeit des Nicht-begreifen-Könnens', die er an Thomas rühmte, gilt auch für ihn; er erwartete von der Philosophie nicht die Lösung existentieller Probleme. Die erhoffte er sich vielmehr von seinem christlichen Bekenntnis. 'Man muss unterscheiden, aber man darf nicht trennen; sonst wird beides steril', bemerkte er über den Zusammenhang von Theologie und Philosophie, um den es ihm ging. Die Behauptung eines 'voraussetzungslosen' Denkens hat Pieper als Chimäre enttarnt: Philosophieren hänge - eingestanden oder nicht - immer auch von der Art des Lebens ab, das einer führt.«
Mark Siemons in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 8. November 1997
»Jetzt präsentiert der Meiner Verlag Piepers sämtliche Werke von neuem: mustergültig herausgegeben und mit luzidem Kommentar versehen von Berthold Wald. Sie haben nicht mehr - wie einst - die handliche Größe von Taschenbüchern, sondern kommen jetzt als voluminöse Wälzer daher. Tatsächlich sind die insgesamt acht Bände und zwei Ergänzungsteile rundum beeindruckend. Sie verweisen schon von ihrem Äußeren auf das, was sie sein wollen: wissenschaftliche Werke, die es zu studieren gilt. [...] Worüber hat Pieper philosophiert? Die gesammelten Werke geben guten Einblick. Immer wieder ist da vom Menschen und von dem die Rede, was an positiven Möglichkeiten im Menschen steckt. Pieper reflektiert über das 'ultimum potentiae', wie er mit Thomas von Aquin formuliert: Der Mensch kann, so führt Pieper in seinen verschiedenen Schriften aus, nur dann 'richtig' und 'gut', also 'richtig gut' sein, sofern er gewillt ist, die Wahrheit zu tun und Mit-Mensch zu sein, klassisch ausgedrückt, klug und gerecht zu leben. [...] Und erstaunlich: Wer die beiden bisher veröffentlichen Enzykliken von Papst Benedikt XVI. aufmerksam gelesen hat, die über die Liebe ('Deus caritas est') aus dem Jahr 2005 und die über die Hoffnung ('Spe salvi') von 2007, und das dort Gesagte mit dem von Pieper entwickelten vergleicht, entdeckt frappierende Übereinstimmungen: in der Sache wie auch in der Argumentation. Bei genauem Hinsehen stellt sich sogar die Frage, warum der Papst den Philosophen aus Münster nicht ausdrücklich zitiert, bis man sich schließlich an eine alte Regel erinnert: In päpstlichen Schreiben werden nur in Ausnahmefällen moderne Denker namentlich genannt, Adorno und Horkheimer gehören offentsichtlich dazu, Pieper nicht. [...] Es wird allerhöchste Zeit, sich mit dem Denken Piepers ernsthaft auseinanderzusetzen. Die vorliegende Edition mit der gut sortierten CD-ROM ist ein erster Schritt dazu, weitere müssen jetzt folgen.«
Manfred Gerwing in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. September 2008
... weniger