In »De la causa, principio et uno« (wahrscheinlich 1584) entwirft Giordano Bruno so etwas wie seine 'Metaphysik', d. h. seine Prinzipienlehre oder Theorie der ersten Ursachen des Seins. Die hier fundierten Theoreme bleiben für die Arbeiten der Londoner Zeit insgesamt verbindlich, sie werden höchstens aus anderen Perspektiven – etwa der ethisch-praktischen oder der kosmologischen – ergänzt.
Vor dem Hintergrund einer radikalen Kritik an traditionellen Mustern des Denkens, insbesondere des Aristoteles und der an ihn anknüpfenden scholastischen Tradition, gelangt Bruno zu einer radikalen Umdeutung der Kosmologie, indem er bis dahin gültige qualitative Differenzierungen einebnet und die Materie durch die Vorstellung, daß permanenter Wechsel das einzig Stabile sei, sowie eine Implantierung des Geistigen in das materielle Grundsubstrat aufwertet. Brunos in brillanter rhetorischer Manier durchgeführte, äußerst vielfältige Argumentationskunst zielt dabei auf einen radikalen Monismus, der in letzter Konsequenz zu einer Zusammenführung der in der Tradition auseinandergehaltenen Ursachen führt, ja sogar dazu, daß als einzige Ursache das Universum selbst mit dem Einen und der Materie als koextensiven Modi behauptet wird.
Diese prächtig ausgestattete, sorgfältig redigierte und mit erhellenden Kommentaren versehene kritische Edition ist eine verlegerische Großtat [...] Die Übersetzungen der Bruno-Texte wirken frisch, lebendig, ohne dabei gewollt 'modern' zu klingen.
Michael Schmidt-Salomon in der blaue reiter 2/2007
Brunos lebendige Dialoge, die mit Satire vermengten Streitgespräche, entwerfen nicht nur eine neue wissenschaftliche, sondern auch eine literarische Welt. Die in Angriff genommene Giordano-Bruno-Werkausgabe stellt einen wichtigen und lang erwarteten Schritt in der Bruno-Rezeption dar. Der Band wird den höchsten übersetzerischen und editorischen Anforderungen gerecht, die Herstellung besticht durch größtmögliche Qualität und Sorgfalt. Zweifellos wird die Ausgabe den Ideen Brunos zu neuem Aufwind im deutschsprachigem Raum verhelfen, indem sie an den Rang gemahnen, den Bruno in der Entwicklung von Philosophie und Wissenschaft schon immer eingenommen hat und auch weiterhin einnehmen wird.
Patrick Mensel, in: Literaturkritik.de, Ausgabe Nr. 11, November 2008
Für den Bruno-Leser läßt die vorliegende Ausgabe eigentlich keinen Wunsch offen; sie bietet eine hervorragende Voraussetzung, sich dem Text in einer soliden Edition und einer zeitgemäßen Übersetzung anzunähern und sich das sprachliche wie thematische Material mittels des Kommentars zu erschließen. Dazu erfüllt die Ausgabe auch den selbstgesteckten Anspruch, einen 'sinnlichen Genuß' zu bieten: die Ausstattung der Bände macht es tatsächlich zu einer Freude, sie zur Hand zu nehmen.
Informationsmittel für Bibliotheken (IFB)
Thanks to Thomas Leinkauf's edition, the German-speaking people now have at their disposal the means to study Giordano Brunp's philosophy rigorously.
Isis. Journal of the History of Science Society 100:2 (2009)
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»Wie kein anderer Denker und Kosmologe hat Bruno den irdischen Provinzialismus aus den Angeln gehoben, der uns den Blick verstellt für die Allgegenwart von Leben und Bewusstsein im unendlichen Raum. Der Weltraum ist für Bruno nichts anderes als ein Ausdruck des unendlichen Lebens des Universums. Brunos Vision eines brodelnd lebendigen, hoch kommunikativen, vibrierend intelligenten und allbewussten Universums, vorgetragen in einer vulkanischen, leidenschaftlichen, ja erotischen Sprache, war vor 400 Jahren eine Herausforderung – und ist es auch noch heute.«
Der Spiegel
»Wenn man seine Schriften liest und dazu noch einen Blick in die Berichte von seinem öffentlichen Auftreten wirft, so fehlt einem tatsächlich nichts dazu, ihn einen großen Mann zu nennen.«
Bertolt Brecht
» ... seine Philosophie zeugt von einem eigentümlichen, überlebendigen und sehr originellen Geist. Der Inhalt seiner allgemeinen Gedanken ist die Begeisterung für die schon erwähnte Lebendigkeit der Natur, Göttlichkeit, Gegenwart der Vernunft in der Natur.«
G.W.F. Hegel
»... an excellent example of Europe’s continuing celebration of western speculative thought. New research especially in early German Idealism, but also in Renaissance and early modern thought in many disciplines mandated a new, authoritative Bruno edition. [...] But Leinkauf’s edition is primarily the first philologically sound edition of Bruno’s works. [...] So those “introductions” to the seven volumes are essentially expositions of the content of the work, constantly referring to and quoting Bruno’s work itself with precise page references. The reader finds him- or herself reading the book forward and backward at the same time, not only reading the text itself, but also making use of the helpful notes and indices for further orientation.« Rolf Ahlers, Bochumer Philosophisches Jahrbuch für Antike und Mittelalter, Volume 20, 2017.