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Über das Ziel des menschlichen Lebens


Herausgegeben von Franz Schupp
Philosophische Bibliothek 667. 2015. Arabisch-Deutsch. Übersetzt vom Herausgeber. 372 Seiten.
978-3-7873-2521-4. Kartoniert
EUR 34,90


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In gut aristotelischer Tradition war das höchste Ziel des menschlichen Lebens auch bei den Philosophen im islamischen Bereich die Erkenntnis, das ideale und vollkommene Leben. Das Erreichen dieses Zieles war dann gleichbedeutend mit der Glückseligkeit. Al-Farabi (850–950) stellt in dem Traktat Über das Erreichen der Glückseligkeit gleich im ersten Satz fest, dass das, wodurch wir zur Glückseligkeit in diesem Leben und im Leben danach gelangen, an erster Stelle theoretische Tugenden sind, denen praktische Tugenden nachgeordnet seien. Avempace (um 1060–1139) hat dieses Ziel in den hier vorgelegten Texten in noch schärferer und ausschließlicherer Form vertreten, und Averroes (1126–1198) hat es dann mit der größten Selbstverständlichkeit übernommen. Dass ein derart primär auf Theorie ausgerichtetes Lebensziel eigentlich der arabischen und islamischen Kultur ziemlich fremd ist, hat keinen dieser Philosophen davon abgehalten, diese Idee zu verfolgen und zu vertreten. Sie hielten sich an das, was sie in den aus dem Griechischen übersetzten Texten vorfanden.

Alle, die sich etwas intensiver mit der Philosophie des Mittelalters beschäftigen, kennen daher den Namen Avempace und seine Bedeutung als Interpret der Philosophie des Al-Farabi und Wegbereiter für die Philosophie des Averroes; gleichwohl gab es bisher keinen einzigen Text von Avempace in deutscher Übersetzung und auch keine Edition der arabischen Texte auf Grundlage der überlieferten Handschriften.

Die vorliegende Ausgabe von Franz Schupp präsentiert erstmals drei Texte von Avempace im arabischen Original in textkritischer Edition nach Maßgabe der Handschriften und in deutscher Übersetzung mit einem umfassenden Kommentar zu Leben, Werk und Wirkung des großen, aber noch wenig bekannten arabischen Denkers.
Nach seiner Übersetzung einer wichtigen Schrift von Averroes hat er nun also, wieder im unbeirrbar den Geisteswissenschaften verpflichteten Felix Meiner Verlag, Ibn Baddscha übersetzt. Franz Schupp weiß, dass er damit Pionierarbeit leistet, diesen Philosophen also zunächst vorstellen muss. Er tut dies in seiner Einleitung auf knapp 180 Seiten überaus fürsorglich, nüchtern und kenntnisreich – im Grunde ist es ein eigenes Buch. Ausführlich werden hier die Bezüge von Averroes auf Ibn Baddscha geschildert – der Mythos bloßen Vorläufertums ist damit endgültig ausgeräumt.
Berliner Zeitung, Dirk Pilz, 29.07.2015

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