Über die Liebe zu philosophieren, ist verfänglich. Schwärmer und Schöngeister fühlen sich angesprochen, Fachleute für Ästhetik sehen sich zu feinsinnigen Formbetrachtungen herausgefordert. Gemeint sind sie alle nicht, nicht mit Platons Symposion. Wenn hier über die Liebe philosophiert wird, dann wird schnell erkennbar, dass mit ihr etwas zur Sprache kommt, das weder Sentimentalität noch Erbaulichkeit zuläßt.
An den Reden, die im Symposion zum Lob des Eros gehalten werden, zeigt sich, dass Liebe Wahrheitssuche oder Selbstbezogenheit, Transzendenz oder Transzendenzlosigkeit bedeuten kann. Der philosophische Eros ist Wissen um die eigene Bedürftigkeit und somit Liebe zur Wahrheit; der sophistische Eros ist Verkennen der eigenen Bedürftigkeit und damit Liebe zum Ich.
Dass der sokratische Eros, die Selbsthingabe an die Wahrheit, der überlegene ist, beweist sich an der Leichtigkeit, mit der Sokrates Widersprüche aufdeckt, denen seine Mitunterredner erliegen. So ist Sokrates in diesem Gelage nicht nur der Trinkfesteste, sondern auch der leidenschaftlichste Liebende. Deshalb verwundert es nicht, dass das Lob des Eros sich unversehens in das Lob des Sokrates verwandelt.
... überzeugt die ausführliche Einleitung von Barbara Zehnpfennig. Der Text ist sehr gut lesbar, klar und inspirierend geschrieben. Barbara Zehnpfennig beherrscht die umfangreiche Forschungsliteratur souverän, mit der sie sich pointiert auseinandersetzt, ohne den Leser in weitläufige Diskussion hineinzuziehen. Die vorgelegte Gesamtdeutung - Eros realisiert sich in einem Tun, das aus der Einsicht in die eigene Bedürftigkeit die Selbstliebe überwindet und zur Wahrheitsliebe und damit zur Wirklichkeit findet - überzeugt nicht zuletzt aufgrund der ausgewogenen Urteile über die Vorzüge und Nachteile der zahlreichen vorliegenden Interpretationen. Der Leser gewinnt den Eindruck, daß in der vorliegenden Edition eben die Haltung wirksam geworden ist, von der in Platons Text die Rede ist.
Prof. Dr. Jürgen Stolzenberg
Die vorliegende neue Übersetzung dieses Dialogs ... gehört zweifelsohne zu den besten neueren Übersetzungen. Sie ist gut lesbar, bleibt aber stets nahe genug am Text, um den ursprünglichen Sinn nicht zu verfälschen. [...] Diese Ausgabe des platonischen Symposion ist ohne Einschränkung zu empfehlen.
Prof. Dr. Rudolf Rehn
Die Ausgabe eignet sich hervorragend als Lektüregrundlage für Seminare. Vorbildlich ist, daß der Text zweisprachig präsentiert wird; vorbildlich auch, daß die Herausgeberin eine Neuübersetzung ... vorlegt. Die Einführung bietet eine gelungene Gesamtinterpretation des Dialoges, wobei die Rolle der Diotima gesondert gewürdigt wird. Auch die Beziehung zum Dialog 'Phaidros' fehlt nicht.
Prof. Dr. Christoph Jamme
Nutzungsrechte in der eLibrary: Online lesen, unbegrenzt Texte herauskopieren, Volltext durchsuchen, Markieren, Notizen und Lesezeichen anlegen, Druck und Download (inkl. Wasserzeichen). Das eBook darf nur zu persönlichen Zwecken genutzt werden und nicht weiterverbreitet werden. Zuwiderhandlung ist strafbar.
» Weitere Infos zur eLibrary.