In der modernen Rhetorikforschung, die sich vor allem auf die Redetechnik konzentriert, gehört das Rednerideal nach wie vor zu den am wenigsten untersuchten Themen. Dabei setzt erst der Redner als der Handelnde in der Redesituation das Wirkungspotential der Rhetorik um.
Die wichtigsten Konstitutionsmerkmale seines Handelns sind Subjektivität, Bildung, Psychologie und Ethik. Diese waren in der klassischen rhetorischen Tradition noch ganz anders präsent als heute. Franz-Hubert Robling stellt sie durch eine begriffs- und ideengeschichtliche Analyse von Rhetoriktraktaten vor. Das Untersuchungsmaterial stammt aus der Zeit von den sophistischen Anfängen der Redekunst bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, als die Schulrhetorik normative Kraft und systematischen Zusammenhalt verlor.
Als Ergebnis enthält die Arbeit nicht nur eine historische Typologie des Redners, sondern zeigt ebenfalls die Vielfalt der Rednerformen wie Prediger, Dichter, Geschichtsschreiber, Dialektiker und Philosoph, Hofmann, Politiker und Demagoge. Auch humanistische Leitbilder für die rednerische Erziehung von Frauen werden vorgestellt.
Mit dieser Studie ist eine Grundlage geschaffen für jede kulturhistorische und kulturanthropologische Erforschung der Kommunikatorkonzepte in Vergangenheit und Gegenwart.
Im Zeitalter des Spezialistentums ist der Verfasser sicherlich ein Wagnis eingegangen, einen Begriff wie 'Redner' in einer solch umfassenden Perspektive darzustellen. Doch am Ende gelingt Robling mit der Arbeit eine Grundlage für jede kulturhistorische und kulturanthropologische Erforschung der Kommunikatorkonzepte in Vergangenheit und Gegenwart.
Germanistik 49 (2008) Heft 1-2
Die breit angelegte, auf umfassenden Material basierende Arbeit von Robling schließt eine empfindliche Lücke in der rhetorischen Forschung. Erstmals hat sich hier jemand der Aufgabe unterzogen, dem doch für jede rhetorische Theorie so bedeutsamen Ideal des Redners in historischer und systematischer Absicht nachzugehen.
Jahrbuch Rhetorik, Band 27