Schopenhauers Philosophie lässt sich als eine Morphologie von Erkenntnisformen lesen: In jedem der vier Teile der »Vorlesung über Die gesamte Philosophie« bzw. der vier Bücher der Welt als Wille und Vorstellung nimmt eine spezifische Erkenntnisform eine zentrale Funktion zur Charakterisierung der jeweils präsentierten Perspektive ein. Diese Erkenntnisformen sind dabei mit unterschiedlichen Bereichen wie der (Natur-)Wissenschaft (Bd. 1: korrelative Form der Erkenntnis), der Metaphysik (Bd. 2: analogische Form), der Kunst (Bd. 3: kontemplative Form) und der Moral (Bd. 4: Mitleid als Erkenntnisform) verknüpft. Schopenhauers »Metaphysik des Schönen« ist betontermaßen keine Ästhetik, sondern eine Untersuchung des Schönen, dessen Wahrnehmung interesselos ist. Zentral für Schopenhauer ist dabei die Kontemplation als Form eines reinen Erkennens. In der Kontemplation werden die in der Welt begegnenden Gegenstände in einer bestimmten Weise aufgefasst, nämlich als die in ihnen sich zeigende Idee. Anhand vieler Beispiele zeigt er, wie sich diese in den unterschiedlichen Künsten darstellt. Die Kontemplation und damit die Kunst erhalten bei Schopenhauer eine zentrale Rolle für eine umfassende und vielschichtige Auseinandersetzung mit der Welt. Sie haben dabei sowohl eine existentielle Bedeutung, insofern sie zeitweilig vom Leiden der Welt erlösen, als auch eine epistemische Bedeutung, insofern sie am Verständnis der Welt maßgeblichen Anteil haben. Die Kontemplation wird als Korrektiv einer ausschließlich am Satz vom Grund orientierten Betrachtungsweise etabliert.
"Für Freunde der Philosophie Schopenhauers ist die Neuedition der Vorlesungsmanuskripte Schopenhauers ein Muss. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte erhalten durch seine Vorlesung zur „Metaphysik des Schönen“ eine aufgrund ihrer schönen Metaphern sprachlich ansprechende Einführung in das philosophische Denken Schopenhauers über die existentielle und epistemologische Relevanz unterschiedlicher Künste." Marcel Remme, lehrerbibliothek.de