Anne Chengs Standardwerk zur viertausendjährigen Geschichte der chinesischen Philosophie von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert liegt nun endlich auch in deutscher Übersetzung vor. In ihrer meisterhaften Gesamtdarstellung verfolgt die vielfach ausgezeichnete Autorin die Entwicklung des chinesischen Denkens in seiner Kontinuität wie in allen Verwandlungen und Brüchen und bietet gleichzeitig ein hervorragendes Nachschlagewerk.
Als die »Histoire de la pensée chinoise« 1997 auf Französisch erschien, setzte sie sogleich Maßstäbe für eine schlüssige und zugleich umsichtige Darstellung der in der westlichen Philosophie oft nur bruchstückhaft bekannten, geschweige denn rezipierten chinesischen Philosophiegeschichte. Das Buch setzt ein mit der archaischen Kultur der Shāng und Zhōu im 2. Jahrtausend v. Chr. und behandelt in sechs Teilen die antiken Grundlagen des chinesischen Denkens (Konfuzius, Mòzǐ), die Zeit der Streitenden Reiche (Zhuāngzǐ, Menzius, Lăozǐ, Xúnzǐ, Legisten und kosmologisches Denken), die geistige Erneuerung während der HànDynastie, die buddhistische Umwälzung und anschließende Integration des Buddhismus in China, die Philosophie in der Zeit der Sòng und der MíngDynastien und schließlich die Entstehung des modernen Denkens. Auch wenn Cheng sich an den bekannten Schulen und Traditionslinien orientiert, berücksichtigt sie stets die Problematik, dass diese Schulen sich ihrem Selbstverständnis nach oft keiner Tradition zuordneten und Philosophiegeschichtsschreibung meist im Nachhinein konstruiert ist. Es gelingt der Autorin, unter enger Bezugnahme auf die jüngste sinologische Forschung den verschiedensten systematischen Aspekten des Philosophierens im traditionellen China gerecht zu werden – bei aller Eigenartigkeit, die diese Denkweisen in ihren Argumentationsstrukturen auszeichnet.
»Mich hat das Buch schwer beeindruckt; es wirkt lange nach und hinterlässt Spuren im Denken. Und ist wahrscheinlich der umfassendste, beste Überblick über die Hauptströmungen chinesischer Philosophien, den es derzeit gibt.«
Gert Scobel, Philosophie Magazin Nr. 05/2022
»Die prägnante Darstellung der Geschichte des chinesischen Denkens von Anne Cheng, die den Einfluss des Buddhismus ebenso berücksichtigt wie Schulbildungen und die häufigen geistigen Aufbrüche, bildet eine vorzügliche Grundlage, den weiteren Umgang mit den Traditionen Chinas sachkundig zu begleiten. Ein Register ermöglicht gezielte Einstiege und macht das Buch zu einem Standardwerk.«
Helwig Schmidt-Glintzer für die „Sachbücher des Monats Juni 2022“ (Bestenliste von Die Welt/WDR 5/Neue Zürcher Zeitung/ORF-Radio Österreich 1). Neben der "Besonderen Empfehlung des Monats Juni" wurde der Band auch auf die Liste der "Sachbücher des Monats August 2022" gewählt.
»Seit 1937 … hat es kein so ehrgeiziges Werk zur chinesischen Geistesgeschichte wie das von Anne Cheng gegeben … Ihr Buch wird Schule machen.«
Michael Lackner, FAZ
Diese Geschichte des chinesischen Denkens [...] ist die umfassendste Darstellung ihrer Art in einer nichtasiatischen Sprache. Sie wird deshalb für universitäre Einführungen in das Thema ebenso Standard sein wie für interessierte Leser, die des Chinesischen nicht mächtig sind. Angesichts des Stimmengewirrs, das auf den westlichen Leser derzeit hereinbricht, um ihn über das gegenwärtige China aufzuklären, ist dem Verlag für die Übersetzung dieses Werks sehr zu danken.
Hans von Ess, FAZ 12.08.2022
„Mit dem von Anne Cheng meisterhaft erarbeiteten Grundriss wird das chinesische Denken in geschichtlichen Vollzügen und anhand von sinnreichen Beispielen ausgezeichnet erläutert. Dieses substanziell reichhaltige Buch lädt ein zu einer geordneten und langsamen, fast kontemplativen Lektüre.
Wer beginnen möchte, sich mit dem chinesischen Denken vertraut zu machen, wird auf diese vorzügliche Studie nicht verzichten können und nach der Lektüre auch nicht verzichten wollen. Anne Chengs Grundlagenwerk ist unbedingt empfehlenswert und horizonterweiternd im besten Sinne.“
Thorsten Paprotny, Philosophischer Literaturanzeiger 76 (2023, Heft 2)