In den letzten Jahren ist der Begriff der ›Person‹ zu einem Schlüsselbegriff des philosophischen wie des gesellschaftlichen Diskurses geworden. Eine systematisch interessante und bisher vernachlässigte historische Rückversicherung in der Personendebatte bieten die Überlegungen Friedrich Heinrich Jacobis (1743–1819) und Johannes Paul Richters (1763–1825), genannt Jean Paul.
Jean Paul ist um 1800 nicht nur ein erfolgreicher Autor humoristischer Romane, sondern auch ein gut informierter Beobachter der zeitgenössischen Philosophie und philosophischer Vertrauter Friedrich Heinrich Jacobis. Wie Jacobi in einer konstitutiv doppelsinnigen Bewegung Spinozas Ethik und Fichtes Wissenschaftslehre als unwiderlegbare Entwürfe einer streng rationalen Immanenzphilosophie dechiffriert, um sie im Namen der ›Vernunft‹ zu überwinden, so verbindet auch Jean Pauls philosophisches und poetisches Werk die Wertschätzung der Transzendentalphilosophie unmittelbar mit einem transrationalen Widersprechen gegen die Ansprüche der neuen Systemphilosophie. Um Individualität, Zeitlichkeit und Handlungsfreiheit als Grunderfahrungen menschlichen Daseins philosophisch zureichend zu würdigen, bedarf es für Jean Paul wie für Jacobi einer grundsätzlichen Umwertung des Verhältnisses von individuellem personalem Dasein und rationaler Welt- und Selbsterklärung.
Maßgebliche Studie zur Metaphysik der Person. In ihr werden die philosophischen Ansätze Jacobis und Jean Pauls als echte Denkalternativen präsentiert und plausibel gemacht. […] Überhaupt gelingt K. sehr überzeugend der Nachweis, wie ähnliche Beweggründe und Motive Jacobi und Jean Paul schon miteinander verbanden, bevor sie ihre Korrespondenz 1798 aufnahmen. […] Überhaupt zeigt diese vorzügliche und noch dazu flüssig geschrieben Studie, wie viel an weiterer Konstellationsforschung im gegenwartspraktischen Sinne an dieser Stelle noch zu tun ist.
Theologische Literaturzeitung 139/2014/9