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Historisches und kritisches Wörterbuch. Zweiter Teil der Auswahl


Philosophische Bibliothek 582. 2011. Übersetzt und herausgegeben von Günter Gawlick und Lothar Kreimendahl. XII, 802 Seiten.
978-3-7873-2168-1. Kartoniert
EUR 48,00


Dieser Band enthält u.a. die Artikel über so zentrale philosophische Gestalten wie Anaxagoras, Arkesilaos, Hobbes, Karneades, Kritias, Leukipp und Lukrez. Aber auch in den anderen ausgewählten Artikeln wie z.B. über Eva, Luther, Mohammed, Ovid und Sara zeigt sich der skeptische, aufklärerische Geist Bayles am Werk.


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Pierre Bayles "Dictionnaire historique et critique" (1. Aufl. 1697) ist als die "Bibel" oder, in den Worten Wilhelm Diltheys, als die "Rüstkammer der Aufklärung" bezeichnet worden. Die Attraktion, die es nicht nur auf die zeitgenössischen Leser ausübte, beruht in erster Linie auf dem Geist nüchterner, vorurteilsfreier Prüfung, der das ganze Werk durchzieht. Diese Grundhaltung traf den Nerv und das Lebensgefühl des 18. Jahrhunderts, das sich nach Kants Worten nur dem verpflichtet fühlte, was vor dem "Richterstuhl der Vernunft" legitimiert worden war. Bayle steht am Anfang dieser Entwicklung und pocht unbeirrbar auf die Rechte der Vernunft, die sich für ihn in einer schonungslosen Prüfung des überlieferten Wissenstandes manifestieren.

Im Jahr 2003 haben die Herausgeber aus den mehr als 2000 Artikeln des Wörterbuchs einen ersten Band mit einer Auswahl von gut 30 Artikeln sowie mit den vier "Klarstellungen" Bayles in neuer Übersetzung innerhalb der Philosophischen Bibliothek (PhB 542) vorgelegt. Infolge der positiven Resonanz erscheint anläßlich des 300. Todestages Bayles jetzt der zweite und abschließende Teil der Auswahlausgabe. Der Schwerpunkt liegt wiederum auf den philosophischen Artikeln des 'Dictionnaire'. Zusammen mit den bereits vorliegenden Texten vermitteln die hier präsentierten gut 30 weiteren Artikel einen Eindruck von Bayles philosophischem Denken.
Dass nun die wichtigen Artikel seines Wörterbuchs in neuer Übersetzung und einer klugen Auswahl vorliegen, ist ein Ereignis für die Aufklärungsforschung.
Aus einem Brief von Prof. Dr. Gerhard Sauder

... eine ausgezeichnete Vorschule für künftige Bayle-Leser und der seit langem in Deutschland ausgebliebene Hinweis auf die überragende Bedeutung dieses Autors.
Frankfurter Allgemeine am 7. Mai 2003

Und in der Tat findet man (heute kaum noch anstößige) sexualisierte Anekdoten, die Bayle - wie andere Anekdoten auch - in seine Darstellung eingebaut hat. Nach Auskunft der Herausgeber dienten sie der Unterhaltung und sollten den Absatz des aufklärerischen 'Wörterbuches' steigern (S. XXII). Beides ist auch dem Leser der deutschen Auswahlübersetzung (nicht nur wegen der Anekdoten) sowie Verlag und Herausgebern für eine vorzüglich gearbeitete Studienausgabe zu wünschen.
Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 6/2004

[…] auch der Bestseller der Frühaufklärung, Bayles mehrbändiges, immer wieder erweitertes und nach seinem Tod unentwegt neu aufgelegtes 'Dictionnaire historique et critique' enthält die bis heute komplexeste Theorie der Toleranz.
Otto Kallscheuer (DIE ZEIT)

Das Werk ist unvergleichlich: Hier trägt ein Mensch das Wissen seiner Zeit in pointierten Darstellungen zusammen.
Rainer Forst (DIE ZEIT)

Die Herausgeber haben ihr Ziel, eine im akademischen Unterricht brauchbare Auswahl zuverlässig übersetzter Artikel aus dem 'Dictionnaire' zu schaffen, erreicht. Ein repräsentatives Bild des Gesamtwerks zu geben, mussten sie notwendig verfehlen. Dafür wäre ein weniger philosophiegeschichtlich, eher (um einmal einen Begriff aus der Entstehungszeit zu benutzen:) 'curiös' interessierter Zugang notwendig gewesen. Nichtsdestoweniger gebührt den Herausgebern und dem Verlag der Verdienst, die Aufmerksamkeit wieder mit Nachdruck auf ein Hauptwerk der europäischen Frühaufklärung gelenkt zu haben.
www.literaturkritik.de