Es steht außer Frage, dass keines der philosophischen Systeme in der Lage gewesen ist, uns »gegen den Schrecken der Geschichte zu verteidigen« (Mircea Eliade). Aber wie sollen wir unser Leben immer noch als geschichtliches begreifen, zumal wenn Geschichte weiterhin exzessiv gewaltförmig vonstattengeht und keinerlei Ausgleich für äußerste Ungerechtigkeit in Aussicht stellt? Bleibt jede(r) sich letztlich selbst überlassen?
Dieses Buch unternimmt eine weit ausholende Bestandsaufnahme wichtiger geschichtskritischer Positionen, die seit 1945 vertreten worden sind; sowohl seitens derer, die ›geschichts-philosophisches‹ Denken für weitgehend obsolet gehalten haben, als auch seitens ihrer Kritiker. Im Zentrum des Interesses steht nicht eine umfassende Historiografie geschichtstheoretischer Diskussionen, sondern die Frage, wie uns die nach 1945 vorgebrachte Geschichtskritik noch heute herausfordert.
Denn die Diskussion darüber, inwiefern das Jahr 1945 eine tiefe Zäsur in der deutschen, europäischen und globalen Geschichte anzeigt, dauert an. Und angesichts einer Renaissance völkischer, antisemitischer, imperialistischer und rassistischer Ideologeme kann man kaum behaupten, sie sei bloß noch von ›historischem‹ Interesse. Weiterhin bleiben wir Menschen rückhaltlos geschichtlicher Gewalt ausgesetzt. Was schützt uns gegen sie?
Mit Beiträgen zu Adorno, Agamben, Alexijewitsch, Améry, Anders, Arendt, Auerbach, Badiou, Benjamin, Blumenberg, Cioran, Fackenheim, Foucault, Habermas, Hamburger, Heidegger, Jaspers, Kesting, Koselleck, Levinas, Löwith, Luhmann, Lyotard, Marcuse, Merleau-Ponty, Nancy, Patočka, Plessner, Popper, Ricœur, Sartre, Susman, Susan Taubes, Toynbee, Voegelin, Weil und White.
- | Kapitel kaufen CoverU1
- | Kapitel kaufen Inhaltsverzeichnis5
- | Kapitel kaufen Vorwort9
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Einleitung: Geschichtskritik nach ›1945‹ und deren gegenwärtige Aktualität19
- | Kapitel kaufen Gertrud Koch: Eine Art geschichtlicher Atempause. Theodor W. Adornos »Negative Dialektik« und die Unmöglichkeit einer Geschichtsphilosophie ohne Geschichtsschreibung53
- | Kapitel kaufen Michael Mayer: Die Illegitimität der Neuzeit. Giorgio Agamben liest Walter Benjamin65
- | Kapitel kaufen Ryan Crawford: Chroniken einer Philosophie der Auslöschung: Swetlana Alexijewitsch84
- | Kapitel kaufen Ryan Crawford: Die ausgebliebene Revolution: Jean Améry99
- | Kapitel kaufen Bernhard H. F Taureck: Die Absolutheit der Atombombe. Folgerungen aus der Diagnose von Günther Anders121
- | Kapitel kaufen Liliane Weissberg: Zwischen Deutschland und Afrika: Hannah Arendt135
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Von der Rechtfertigung der Neuzeit zur Frage nach einer bewohnbaren Welt: Hans Blumenberg152
- | Kapitel kaufen Ryan Crawford: Experimente der Antiutopie: E. M. Cioran167
- | Kapitel kaufen Micha Brumlik: Gottes Gegenwart in der Geschichte und die weisende Stimme von Auschwitz: Emil Fackenheim186
- | Kapitel kaufen Michael Sonntag: Die gegenwärtigen Vergangenheiten des Wissens: Michel Foucault196
- | Kapitel kaufen Emil Angehrn: Zwischen Geschichtsphilosophie und Philosophiegeschichte. Konstellationen historischen Denkens im Werk von Jürgen Habermas216
- | Kapitel kaufen Annette Wolf: Literaturgeschichte als Deutung des Bruchs: Käte Hamburger und Erich Auerbach229
- | Kapitel kaufen Gabriel Motzkin: Heidegger and the significance of history243
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Gegen ursprungs- und ziellose Geschichte: Karl Jaspers251
- | Kapitel kaufen Inka Sauter: Konfliktlinien: Hanno Kesting265
- | Kapitel kaufen Stefan-Ludwig Hoffmann: Von der Geschichte zur Theorie: Reinhart Kosellecks Historik279
- | Kapitel kaufen Jakub Sirovátka: Gerechtigkeit als der letzte Sinn der Geschichte. Zum eschatologischen Geschichtsverständnis von Emmanuel Levinas293
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Auskehr aus ›heilloser‹ Weltgeschichte? Karl Löwith304
- | Kapitel kaufen Werner Stegmaier: Zufälle und Zuschreibungen: Niklas Luhmann317
- | Kapitel kaufen Andreas Herberg-Rothe: Das Ende von Moderne und Postmoderne – von der Grenze der Hegelkritik: Jean-François Lyotard333
- | Kapitel kaufen Ulrich Plass: »Keine Angst vor der Utopie« Herbert Marcuses geschichtskritischer Eigensinn356
- | Kapitel kaufen Wolfgang Knöbl: Abkehr von der totalisierenden Geschichtsbetrachtung Maurice Merleau-Pontys Denkbewegungen373
- | Kapitel kaufen Elad Lapidot: Die postmoderne Unterbrechung der Geschichte: Jean-Luc Nancy390
- | Kapitel kaufen Katerina Koci / Martin Koci: Eine ketzerische Deutung der Geschichtsphilosophie: Jan Patocka399
- | Kapitel kaufen Hans-Peter Krüger: Die Ablösung hochkapitalistischer Lebensmacht vom Westen und ihre Aneignung im globalen Osten. Helmuth Plessners strukturelle Problematisierung der Globalgeschichte nach dem Euro-Zentrismus zwischen Diktatur und Demokratie414
- | Kapitel kaufen Karl H. Metz Lasst Theorien sterben statt Menschen: Karl R. Popper440
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Geschichtlicher ›Sinn‹, Verantwortung und zukunftsweisende Aufgaben – Umrisse von Paul Ricoeurs Lebenswerk im Kontext radikaler Geschichtskritik nach ›1945‹454
- | Kapitel kaufen Erik M. Vogt: Zum Verhältnis von Geschichte und (kommunistischer) Politik: Jean-Paul Sartre – mit einem Blick auf Alain Badiou477
- | Kapitel kaufen Elisa Klapheck: Eine moderne Prophetin: Margarete Susman489
- | Kapitel kaufen Rachel Pafe: Atheistische Nachkriegsgeschichte der Unterdrückten: Susan Taubes498
- | Kapitel kaufen Adelheid Kühne: Arnold J. Toynbees Leben und Werk im Spiegel wissenschaftlicher Auseinandersetzungen511
- | Kapitel kaufen Karl H. Metz: Die Suche nach Ordnung in der Geschichte: Eric Voegelin523
- | Kapitel kaufen Sandra Lehmann: Ohne Zukunft, ohne Fortschritt. Simone Weils Heterotopie der Arbeit535
- | Kapitel kaufen Hasso Spode: Metahistory – Geschichtsschreibung als Poesie: Hayden White552
- | Kapitel kaufen Burkhard Liebsch: Epilog: ›Geschichtlich‹ existieren – trotz allem?567
- | Kapitel kaufen Zu den Autorinnen und Autoren585
- | Kapitel kaufen Namenregister591