Die Krisis der Vernunft

Die Problemlage, von der Sallis ausgeht, ist die noch keineswegs bewältigte, aber auch nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg revidierbare Einsicht, daß die das abendländische Denken von Beginn an leitende Hoffnung, die dem Menschen gegebene Vernunft biete ihm die Chance zur Erkenntnis des Absoluten und damit der Sinnhaftigkeit seines Daseins, sich als eine unverzichtbare, aber uneinlösbare Illusion entpuppte.

Da es nicht weiterhilft, das Scheitern aller Bemühungen um die Grundlegung einer die Sinnfrage verbindlich entscheidenden Metaphysik zu beklagen, unternimmt Sallis den Versuch, den Grenzpunkt zu bestimmen, an dem der Anspruch der Vernunft, der Erkenntnis des Absoluten mächtig zu sein, de facto zusammenbricht - denn nur von diesem Punkt aus läßt sich allenfalls eine Chance eröffnen, auf die Sinnfrage eine nichtmetaphysische, befriedigende Antwort zu finden. In vier aufeinanderfolgenden, von Stufe zu Stufe radikalisierten Interpretationsgängen gelingt Sallis der Nachweis, daß die von Kant in der 'Transzendentale Dialektik' aufgestellten Paralogismen und Antinomien den Grenzpunkt markieren, an dem deutlich wird, daß alle von Vernunft gesetzte Einheit notwendig fragmentarisch bleibt: was sie als ihre Leistung ansieht, das 'Versammeln von Mannigfaltigkeit in der Einheit', entspringt nicht der Autonomie des erkennenden Subjekts, sondern dem aller Ration uneinholbar vorausliegenden Spiel der Einbildungskraft.

• | Kapitel kaufen Cover1
• | Kapitel kaufen Inhaltsverzeichnis9
• | Kapitel kaufen Vorwort 11
• | Kapitel kaufen Einleitung 13
• | Kapitel kaufen Erstes Kapitel: Auslegungshorizonte 29
• | Kapitel kaufen 1. Das Problem der Metaphysik 29
• | Kapitel kaufen 2. Das Sammeln 31
• | Kapitel kaufen 3. Modi des Sammelns 44
• | Kapitel kaufen Zweites Kapitel: Die Transzendentale Dialektik 55
• | Kapitel kaufen 1. Der transzendentale Schein 55
• | Kapitel kaufen 2. Die Vernunft 60
• | Kapitel kaufen 3. Die Ideen 66
• | Kapitel kaufen 4. Die Ableitung der Ideen 69
• | Kapitel kaufen Drittes Kapitel: Das Sammeln der Vernunft in den Paralogismen 77
• | Kapitel kaufen 1. Der Paralogismus überhaupt 78
• | Kapitel kaufen a) Die Probleme des Paralogismus 78
• | Kapitel kaufen b) Die transzendentale Apperzeption 80
• | Kapitel kaufen c) Der transzendentale Paralogismus 87
• | Kapitel kaufen 2. Die vier Paralogismen 94
• | Kapitel kaufen a) Substantialität 94
• | Kapitel kaufen b) Simplizität 96
• | Kapitel kaufen c) Personalität 97
• | Kapitel kaufen d) Idealität 99
• | Kapitel kaufen 3. Die projektive Auslegung 103
• | Kapitel kaufen Viertes Kapitel: Das Sammeln der Vernunft in den Antinomien 109
• | Kapitel kaufen 1. Die kosmologischen Ideen 110
• | Kapitel kaufen 2. Die vier Antinomien 116
• | Kapitel kaufen 3. Das Interesse der Vernunft 119
• | Kapitel kaufen 4. Die kritische Lösung der Antinomien 121
• | Kapitel kaufen 5. Der regulative Gebrauch der Vernunft 127
• | Kapitel kaufen 6. Freiheit und Notwendigkeit 128
• | Kapitel kaufen 7. Projektive Auslegung der Antinomien 132
• | Kapitel kaufen Fünftes Kapitel: Das Sammeln der Vernunft im Ideal 137
• | Kapitel kaufen 1. Das transzendentale Ideal 138
• | Kapitel kaufen 2. Die Existenz Gottes 141
• | Kapitel kaufen 3. Die projektive Auslegung des Ideals 149
• | Kapitel kaufen Sechstes Kapitel: Vernunft, Einbildungskraft, Wahnsinn 155
• | Kapitel kaufen 1. Die Umkehrung 155
• | Kapitel kaufen 2. Die Einbildungskraft 158
• | Kapitel kaufen 3. Einbildungskraft und dialektische Täuschung 163
• | Kapitel kaufen Siebtes Kapitel: Die Sicherheit der Metaphysik und das Spiel der Einbildungskraft 169
• | Kapitel kaufen 1. Das Spiel der Abwesenheit 169
• | Kapitel kaufen 2. Das Spiel der kritischen Metaphysik 171
• | Kapitel kaufen 3. Das Spiel der Einbildungskraft 178