Wie denken die Chinesen? Denken sie wie wir im Westen (das meinen die Universalisten) oder ganz anders (so behaupten es die »Differenzialisten«)? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, untersucht der Autor eine Reihe repräsentativer sinologischer Arbeiten (sowie Werke von Philosophen, die über chinesisches Denken geschrieben haben) auf ihre philosophischen Grundlagen. Das Ergebnis ist überraschend: Viele Darstellungen haben recht wenig mit den chinesischen Quellen, aber sehr viel mit der philosophischen Perspektive zu tun, aus der sie betrachtet werden.
So banal eine solche Feststellung erscheinen mag, so gravierend sind ihre Implikationen, gemessen an der ursprünglichen Fragestellung. Denn die Sichtweise, die die westliche Sinologie bei ihrer Lektüre der chinesischen Klassiker jeweils einnimmt, ist Schauplatz einer sehr westlichen philosophischen Kontroverse zwischen Anhängern positivistischer Welt- und Erkenntnisauffassungen und Verfechtern eines antiaufklärerischen, antirationalistischen Weltverständnisses. Doch weder die Universalisten noch die »Differenzialisten« sind imstande, diskursiv haltbare Argumente für die Richtigkeit ihrer jeweiligen Interpretation zu bieten. Dies ist, so die These, auch nicht möglich, denn eine Wahrheit, die vom »konstruktiven« Beitrag des sie aussprechenden Subjekts unabhängig wäre, gibt es ebenso wenig wie den »wahren« Konfuzius, Laozi oder Zhuangzi.
Mit besonderer Aufmerksamkeit wird die These der grundsätzlichen Andersartigkeit des chinesischen Denkens gegenüber dem westlichen behandelt. Es wird nicht nur gezeigt, dass diese Andersartigkeit eine Erfindung ihrer Verfechter ist, sondern auch, wie rational vorgehendes Denken in die selbstkritischen, autodestruktiven Überlegungen von Zhuangzis Skeptizismus übergehen kann. In diesem radikal kritischen Denkstil sieht der Autor eine Ähnlichkeit mit Hegels und Nietzsches Kritik des Verstandesdenkens.
- | Kapitel kaufen Cover1
- | Kapitel kaufen Inhaltsverzeichnis7
- | Kapitel kaufen Vorwort11
- | Kapitel kaufen Einleitung15
- | Kapitel kaufen Ähnlichkeit und Differenz17
- | Kapitel kaufen 1. Westliche Voreingenommenheit sowohl der Ähnlichkeits- als auch der Differenzverfechter23
- | Kapitel kaufen 2. Die Schwächen der übernommenen philosophischen Muster: Das positivistische Muster27
- | Kapitel kaufen 3. Die Schwächen der übernommenen philosophischen Muster: Das postmoderne Muster39
- | Kapitel kaufen 4. Falsche Vorstellungen von westlicher Rationalität52
- | Kapitel kaufen 5. Unzulässige Monopolisierung von Wissenschaft und Logik55
- | Kapitel kaufen 6. Voreingenommenheit jeder möglichen Interpretation des chinesischen Denkens67
- | Kapitel kaufen 7. Der Kollaps der differenzialistischen Interpretation des chinesischen Denkens78
- | Kapitel kaufen Exkurs: Philosophische Überlegungen zu ernüchternden Befunden85
- | Kapitel kaufen Teil I Die Ähnlichkeitsverfechter (Universalisten)109
- | Kapitel kaufen Die moralphilosophische Ähnlichkeitsvariante111
- | Kapitel kaufen 1. Heiner Roetz111
- | Kapitel kaufen Ideologische Natur von Roetz' AnalysenKursiv-Text in den zitierten Passagen stammt, wenn nicht mit dem Hinweis Hervorh. von mir in eckigen Klammern versehen, aus Roetz' Feder.114
- | Kapitel kaufen Universalistische Heuristik von Roetz' UntersuchungenSiehe auch unsere Kritik bezüglich der Roetzschen Hermeneutik im letzten Teil dieses Kapitels.117
- | Kapitel kaufen Über die Folgen von Roetz' ideologischem Ansatz118
- | Kapitel kaufen Gegen den Utilitarismus des Mozi118
- | Kapitel kaufen Gegen den Taoismus120
- | Kapitel kaufen Gegen den Legalismus124
- | Kapitel kaufen Ergebnisse und Ausblick126
- | Kapitel kaufen Die Schwächen von Roetz' Interpretation: Nur was mit Moral zu tun hat, ist rational128
- | Kapitel kaufen Zu Roetz' Hermeneutik132
- | Kapitel kaufen 2. Albert Schweitzer136
- | Kapitel kaufen Albert Schweitzer über das chinesische Denken. Eine sinologische Anmerkung von Heiner RoetzSchweitzer, Geschichte …, S.331348.142
- | Kapitel kaufen 3. Benjamin I. Schwartz149
- | Kapitel kaufen Die Achsenzeit150
- | Kapitel kaufen Schwartz' Überlegungen zu Mozi153
- | Kapitel kaufen Schwartz' Würdigung des Taoismus156
- | Kapitel kaufen Schwartz' Hermeneutik162
- | Kapitel kaufen Die moraltheoretisch begründete Ähnlichkeit von chinesischem und westlichem Denken: eine Bilanz165
- | Kapitel kaufen Sozialwissenschaftlich geprägte Interpretationen und ihre universalistischen Voraussetzungen167
- | Kapitel kaufen 1. Ralf Moritz168
- | Kapitel kaufen Konfuzius170
- | Kapitel kaufen Mozi171
- | Kapitel kaufen Moritz zum Yangismus173
- | Kapitel kaufen Taoismus: Philosophie oder Mystik?175
- | Kapitel kaufen Zhuangzi177
- | Kapitel kaufen 540D5BB6 Mingjia178
- | Kapitel kaufen Hui Shi 60E065BD179
- | Kapitel kaufen Xunzi181
- | Kapitel kaufen Hanfeizi182
- | Kapitel kaufen Epilog183
- | Kapitel kaufen 2. Max Weber187
- | Kapitel kaufen Max Webers universalistische Einstellung187
- | Kapitel kaufen Max Webers Übernahme von de Groots Universismus191
- | Kapitel kaufen Die Vernachlässigungstheorie199
- | Kapitel kaufen Verwertbare Aspekte von Webers Analysen202
- | Kapitel kaufen Webers Abwertung des chinesischen Denkens203
- | Kapitel kaufen Webers verpaßte Begegnung mit Zhuangzi204
- | Kapitel kaufen 3. Henri Maspero207
- | Kapitel kaufen Zum Taoismus215
- | Kapitel kaufen Die wissenschaftstheoretische Ähnlichkeitsvariante217
- | Kapitel kaufen 1. Hu Shi217
- | Kapitel kaufen Konfuzius224
- | Kapitel kaufen Mozi227
- | Kapitel kaufen Hui Shi (60E065BD) und Gongsunlong (516C5B599F99)237
- | Kapitel kaufen Laozi241
- | Kapitel kaufen Hu Shis pragmatistische Verblendung243
- | Kapitel kaufen 2. Joseph Needham245
- | Kapitel kaufen Taoismus249
- | Kapitel kaufen Zu den Grundsätzen der chinesischen Wissenschaft253
- | Kapitel kaufen Über Needhams China-Verständnis und dessen Platz in unserer Darstellung258
- | Kapitel kaufen 3. Nathan Sivin262
- | Kapitel kaufen Ergebnisse275
- | Kapitel kaufen Die strukturalistische Kohärenzvariante (Rudolf Wagner)277
- | Kapitel kaufen 1.277
- | Kapitel kaufen Homogenität und Kohärenz278
- | Kapitel kaufen Aktualität von Wang Bis Leseart280
- | Kapitel kaufen Herstellung zweckmäßiger Zusammenhänge282
- | Kapitel kaufen Sprache als Verschleierung von Wahrheit286
- | Kapitel kaufen Wang Bis Fehleinschätzung des Verhältnisses zwischen Konfuzius und Laozi288
- | Kapitel kaufen Wagners Ausblendung des Taoismus289
- | Kapitel kaufen Wang Bis Fehler292
- | Kapitel kaufen Wagners Wertschätzung des Wang-Bi-Kommentars294
- | Kapitel kaufen Ideologische Dimension von Wang Bis Laozi-Lektüre296
- | Kapitel kaufen 2.299
- | Kapitel kaufen Sprache, Ontologie, Politik299
- | Kapitel kaufen Wang Bis Hermeneutik303
- | Kapitel kaufen Ontologie und Politik305
- | Kapitel kaufen Wang Bis Begründung politischer Praxis307
- | Kapitel kaufen Ideologische Kohärenz309
- | Kapitel kaufen Wang Bi's Philosophy an Ideology?312
- | Kapitel kaufen Teil II Die Differenzialisten317
- | Kapitel kaufen Die positivistische Differenzvariante319
- | Kapitel kaufen 1. Angus Charles Graham320
- | Kapitel kaufen Laozi331
- | Kapitel kaufen Zum experimentellen Wissen der Chinesen333
- | Kapitel kaufen Zur mohistischen Logik, Ethik und Wissenschaft337
- | Kapitel kaufen Grahams basic rules of translationAngus Charles Graham, Kung-Sun Lung's Essay on Meanings and Things, in: Journal of Oriental Studies, Reprinted from Vol. II, No.2 July 1955, 282301.340
- | Kapitel kaufen Über Grahams Philosophie und ihr Fundament345
- | Kapitel kaufen Widersprüchlichkeit von Grahams China-Verständnis349
- | Kapitel kaufen 2. Chad Deloy Hansen351
- | Kapitel kaufen Zu Mozis Philosophie359
- | Kapitel kaufen 3. Jacques Gernet366
- | Kapitel kaufen Skeptischer Relativismus375
- | Kapitel kaufen Langage et pensée378
- | Kapitel kaufen Schlußbemerkung385
- | Kapitel kaufen Die postmoderne Differenzvariante393
- | Kapitel kaufen 1. François Jullien394
- | Kapitel kaufen Julliens Theorie der Andersheit396
- | Kapitel kaufen 2. David L. Hall/Roger T. Ames408
- | Kapitel kaufen Notwendigkeit eines Anti-Diskurses (counterdiscourse) zur Aneignung des chinesischen Denkens416
- | Kapitel kaufen Entrümpelung417
- | Kapitel kaufen Die Aporie des counterdiscourse419
- | Kapitel kaufen Ideologische Natur von Halls und Ames' Interpretation420
- | Kapitel kaufen Die Blüten der vagueness-Theorie424
- | Kapitel kaufen Die Chinesen dachten doch in kausalen Zusammenhängen426
- | Kapitel kaufen Fazit429
- | Kapitel kaufen Einsicht in die Differenz als Erleuchtungsereignis433
- | Kapitel kaufen 1. Hermann-Joseph Röllicke433
- | Kapitel kaufen Geschichte und Erforschung des ziran-Gedankens439
- | Kapitel kaufen Ergebnisse442
- | Kapitel kaufen 2. Jean François Billeter445
- | Kapitel kaufen Schluß453
- | Kapitel kaufen Bescheidenheit der Erträge einer verstandesmäßigen Erfassung des chinesischen Denkens453
- | Kapitel kaufen Gemeinsame Eigenschaften und Defizite der analysierten Interpretationen457
- | Kapitel kaufen Wenn die Interpretationen des chinesischen Denkens nur Projektionen vorgefaßter westlicher philosophischer Vorstellungen sind, wozu die Mühe des Umwegs?458
- | Kapitel kaufen Die sinologische Objektivitätsillusion460
- | Kapitel kaufen Notwendigkeit einer neuen Lektüre der chinesischen Texte463
- | Kapitel kaufen Interpretationen der chinesischen Texte sind subjektiv, aber nicht beliebig464
- | Kapitel kaufen Anhang467
- | Kapitel kaufen Originalversion der vom Verfasser übersetzten Zitate469
- | Kapitel kaufen Verzeichnis der in Auszügen zitierten Schriften485
- | Kapitel kaufen Personenregister495
- | Kapitel kaufen Sachregister501