Raymond Klibansky, (* 15. Oktober 1905 in Paris; † 5. August 2005 in Montréal) war ein europäisch-kanadischer Philosoph. Klibansky wurde bekannt mit seinen Editionen und Forschungen zu Meister Eckhart und Nikolaus von Kues. Raymond Klibansky wurde 1905 in Paris in der Familie von Rosa Scheidt und Hermann Klibansky, einem deutschen, jüdisch-orthodoxen Weinhändler, geboren. Die Familie siedelte nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nach Frankfurt am Main über. Zusammen mit den Kindern von Thomas Mann und Max Weber besuchte er in Frankfurt die Schule und entwickelte Freundschaften zwischen den Familien. Weiterhin besuchte er die Odenwaldschule in Ober-Hambach. Er studierte Philosophie und Philologie an den Universitäten Kiel (zumal bei Ferdinand Tönnies), Hamburg und Heidelberg bei Ernst Cassirer und Karl Jaspers. Er hielt engen Kontakt zu dem Kunsthistoriker Aby Warburg und dem Romanisten Ernst Robert Curtius.
Klibanskys erste Veröffentlichung, die Edition des liber de sapiente des französischen Philosophen Carolus Bovillus, erschien 1927 als Anhang zu Ernst Cassirers Studie Individuum und Kosmos in der Philosophie der Renaissance. 1929 folgte die Promotion, 1931 die Habilitation an der Universität Heidelberg, anschließend eine Privatdozentur. Klibansky, der 1927 den mittelalterlichen Kommentar des Nicolaus Cusanus zu Proklos Schrift über Platons Parmenides Kommentar in der Bibliothek in Bernkastel-Kues entdeckt hatte, konnte mit seinem Heidelberger Lehrer Ernst Hoffmann die Schriften des Cusanus herausgeben.
Im April 1933 wurde er aus dem Universitätsdienst entlassen und emigrierte drei Monate später, im Juli 1933, nach London. Es folgen Professuren in Oxford und Montréal. An der McGill Universität in Montréal übernahm Klibansky 1946 den John Frothingham Lehrstuhl für Logik und Metaphysik.
Klibansky schuf sich mit seinen wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über den christlichen Philosophen Nikolaus von Kues und den mittelalterlichen Mystiker Meister Eckhart ein international beachtetes Renommee. In Zusammenarbeit mit Erwin Panofsky und Fritz Saxl arbeitete er die Geschichte vom Begriff der Melancholie von der Antike bis zur Renaissance auf. Klibansky ist Verfasser zahlreicher Veröffentlichungen über das Werk Platons und die platonische Tradition im Mittelalter. Große Anerkennung wurde ihm zuteil, weil er die Philosophie bei der UN-Bildungsorganisation UNESCO verankerte.
Neben seiner Professur an der McGill war Raymond Klibansky Gastprofessor in aller Welt, darunter bereits in den 1970er-Jahren in Teheran und Tokio. Seit 1957 war Klibansky auch Ordentlicher Professor außer Dienst an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg. 1970 wurde er emeritiert und 1986 zum Ehrensenator der Universität ernannt. 1987 wurde Klibansky in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. 1990 erhielt er die Carl-Friedrich-Gauß-Medaille für seine wissenschaftlichen Leistungen. 1993 erhielt er den Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg. Seit 1965 war er korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Klibansky lebte in Montréal und Oxford. Zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag starb er im August 2005 in Montréal.
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