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Weltanschauung, Philosophie und Naturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Band 1: Der Materialismus-Streit


2007. 336 Seiten.
978-3-7873-2010-3. E-Book (PDF)
DOI: 10.28937/978-3-7873-2010-3
EUR 35,99
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Gegenstand dieser in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts vehement ausgetragenen öffentlichen Debatte war die von den Materialisten Carl Vogt (in seiner Streitschrift Köhlerglaube und Wissenschaft) und Ludwig Büchner (in seinem Buch Kraft und Stoff ) verfochtene Erhebung der Naturwissenschaften zur einzig rationalen Basis jeglicher Weltanschauung. Auf scharfe Kritik stieß diese mit reformatorischem Eifer betriebene Verklärung bei Friedrich Albert Lange, der in seiner 1866 publizierten monumentalen Geschichte des Materialismus der These entgegentrat, der Materialismus tauge zur Grundlegung einer allgemeinen Weltanschauung und sei nun an die Stelle von Philosophie und Religion getreten. Der Streit wurde nicht entschieden, und viele der damals vorgetragenen Argumente und Fehlurteile wirken bis heute fort.

Die heute vorherrschende Meinung, nur die Naturwissenschaften seien in der Lage, uns das richtige Weltbild zu geben, bedarf der Korrektur. Die Beiträge dieser Bände zeigen, daß der Diskurs, in dessen Verlauf den Naturwissenschaften im 19. Jahrhundert diese Rolle zugesprochen wurde, sich nicht auf Erkenntnisse stützen kann - sondern auf Fehleinschätzungen darüber beruht, was Naturwissenschaft leistet.

Der Band zum Materialismus-Streit eröffnet eine Reihe von insgesamt drei Bänden, in denen das spannungsreiche und wechselvolle Verhältnis von Philosophie, Naturwissenschaft, Religion und Weltanschauung im 19. Jahrhundert aus interdisziplinärer Perspektive untersucht wird. Die beiden Folgebände thematisieren den Darwinismus- Streit und den Ignorabimus-Streit.

Mit den Bänden dieser Reihe wird erstmals eine zusammenhängende Darstellung und Deutung der drei weit über das 19. Jahrhundert hinaus einflußreichen Debatten zum Materialismus, Darwinismus und Ignorabimus vorgelegt; ergänzt werden wird die Reihe durch drei Bände innerhalb der "Philosophischen Bibliothek", in denen die Originaltexte präsentiert werden, die diese Debatten auslösten.

Daß die Naturwissenschaften kein eng begrenztes Feld des Wissens darstellen, sondern eine das gesamte materielle wie auch geistige Leben der Gesellschaft durchdringende Macht, bedarf heute kaum noch der Erwähnung. Offensichtlich ist auch, daß diese Durchdringung ein oft schmerzlicher, von heftigen Auseinandersetzungen begleiteter Prozeß war. Obwohl dieser Prozeß bereits früher begann, nahm er im 19. Jahrhundert insofern eine entscheidende Wendung, als sich die Naturwissenschaft hier vehement als 'dritte Kraft' neben ihren beiden wichtigsten weltanschaulichen Konkurrenten (Philosophie und Religion) etablierte - und diese im Bewußtsein vieler Zeitgenossen sogar überflügelte. Gerade darum ist es dringend geboten, die heute vorherrschende Meinung, die Naturwissenschaften seien geeignet, Weltanschauungen zu begründen, kritisch zu reflektieren.
"Wie erhellend Wissenschaftsgeschichte hier tatsächlich ausfallen kann, zeigt jetzt ein großer publizistischer Wurf des Felix Meiner Verlags. Drei Bände, die in ihrer Kompaktheit und Kompetenz ihresgleichen suchen."
Frankfurter Allgemeine, 20. August 2008

"Der Kampf um die Deutungshoheit, der Mitte des 19. Jahrhunderts in drei bedeutenden Auseinandersetzungen entflammte, dauert im Wesentlichen bis heute an. […] Die Philosophen Kurt Bayertz aus Münster, Myriam Gerhard aus Oldenburg und Walter Jaeschke aus Bochum haben nun zu jeder der drei Diskussionen einen historisch-kritisch orientierten Sammelband herausgegeben, der über die Dokumentation hinaus die Kontinuitäten und Brüche in der öffentlichen Auseinandersetzung zu diesem Thema bis heute in vorbildlicher Breite erhellt. […] Ein zusammenfassendes Urteil fällt aber leicht: Es gelingt den Herausgebern und Autoren, ein nüchternes, unpolemisches, gleichwohl faszinierendes, fassettenreiches und lesbares Bild zu zeichnen."
Spektrum der Wissenschaft (Juni 2008)

"Die Konzentration der Herausgeber auf diese drei einflussreichen öffentlichen Debatten, die sich allesamt aus der Verflechtung naturwissenschaftlichen Wissens mit philosophischen und weltanschaulichen Fragen ergaben, ist ein kluger Schachzug, denn sie ermöglicht sowohl Anschlüsse an die Fragen einer breiten Leserschaft als auch an Problemstellungen von Fachhistorikerinnen und Philosophen. Wissenschaftshistorikern bieten alle drei Bände wertvolle Denkanstöße insbesondere für das aktuelle Thema der Popularisierung der Wissenschaften und die jüngste Diskussion über das Verhältnis kontemplativ-naturphilosophischer und praktisch-instrumenteller Dimensionen der modernen Naturwissenschaften."
NTM, Zeitschrift für die Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin (Juni 2008)

"Das Buch bietet dem Leser zweierlei: zum einen eine fundierte philosophische Diskussion über das 'Wesen' des Materialismus und seine unterschiedlichen Grundlegungen und Zielsetzungen; zum anderen lässt es die intensive und folgenreiche Kontroverse zwischen den theologischen Dunkelmännern und reaktionären Apologeten der alten Ständegesellschaft auf der einen Seite und den teils naiven Fortschrittsoptimisten, teils provozierend frechen Aufklärern im anderen Lager zur Mitte des 19. Jahrhunderts wiederaufleben."
Widerspruch, Münchner Zeitschrift für Philosophie (Nr. 47)

"Die drei Bände stellen einen bedeutsamen Beitrag zur Wissenschafts- und Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts dar. Die Bewußtseinslagen innerhalb des 'Laboratoriums der Moderne' um 1900 sind überhaupt erst zu verstehen, wenn die hier dokumentierten Diskussionen aufmerksam zur Kenntnis genommen werden. Eine für die intellektuellen Kontexte ihres Interessengebiets sensible Theologiegeschichtsforschung ist mit Materialismus, Darwinismus und Ignorabimus auf Forschungsfelder verwiesen, die bislang nur in ersten Ansätzen erschlossen wurden."
Zeitschrift für Neuere Theologiegeschichte Band 15, 2008, Heft 2

"spannend und zugleich solide"
Christ in der Gegenwart 9/2009

"Bemerkenswert ist dabei auch, dass es die Hrsg. durch die Auswahl von 34 renommierten Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen geschafft haben, die normalerweise übliche Trennung von Wissenschaftsgeschichte entweder als Geschichte der Naturwissenschaften oder aber als Geschichte von Philosophie und Kulturwissenschaften zu vermeiden. Die Probleme werden damit im Kontext des gesamten Spektrums von Wissenschaft und Philosophie behandelt."
Historische Zeitschrift Band 288 (2009)

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